Freitag, 1. April 2011

01.04.2011: Beim Schneider

Heute war es hier so brütend heiß, dass wir beschlossen haben den Nachmittag frei zu nehmen (und ehrlich gesagt, war mir der Vormittag auch schon krass genug...). Nach einem Mittagsschläfchen sind wir ins Zentrum gelaufen und haben auf dem Weg ein bisschen fotografiert.
die Bananenfrau
Am „Central Hotel“ angekommen, hatte Jana Hunger und ich dreckige Schuhe. Warum also nicht einen der „Shoeshine Boys“ testen? Nach kurzen verhandeln, habe ich mich zu einem gesetzt und er hat mir für 4 Birr die Schuhe geputzt. Das war wirklich spannend, weil das ein mords Aufwand ist! Schnürsenkel raus, Schuhe waschen, Schuhe einseifen (?), Schuhe mit farbloser Schuhcreme einschmieren, Schuhe mit schwarzer Schuhcreme einschmieren und dann Schnürsenkel wieder rein und zugeknöpft. Und dazwischen wird gebürstet wie ein Weltmeister. Der Junge der das gemacht hat war auch wirklich sehr nett (wie die meisten hier) und hat auch ein bisschen vor sich erzählt. Er geht wohl zur „secondary school“ und hatte auch seine Lehrbücher für Wartezeiten dabei und arbeitet nachmittags, damit er sich die Schule leisten kann. Sowas kann man sich bei uns nicht vorstellen... Außerdem hat er mir meine andern Schuhe geflickt, die machen die Straßen und das Wetter hier nicht mehr so gut mit.

Nach diesem Zwischenstopp sind wir weiter in Richtung Markt und ein bisschen herumflaniert. Sehr schön! Natürlich hatten wir auch sofort wieder eine Herde Kinder an der Backe und sollten Fotos machen. Ich verstehe gar nicht warum die da immer so scharf drauf sind! Hier gibt es ja kein Postamt, sodass wir die Fotos schicken können oder sonst was...!

An einer Ecke ist und ein Schneider ins Auge gesprungen. Wir haben im Vorfeld den Tipp bekommen, dass man sich hier sehr günstig Kleidung schneidern lassen kann. Ich war ja sofort Feuer und Flamme, als ich das gehört habe weil ich jeden Sommer wieder nach einem schönen – und vor allem passenden – Kleid suche und das immer nur von mittelmäßigem Erfolg gekrönt ist. Deswegen: ich will ein Kleid haben!
Mit meiner Begeisterung habe ich auch gleich Jana angesteckt und so hatten wir das beide auf unseren ToDo-Listen.
Deshalb mussten wir natürlich gleich mal in diese Schneiderei/Verschlag/Kabuff was auch immer. Die hatten nämlich auch echt schöne Stoffe. Zunächst sind wir etwas schüchtern hineingegangen und wurden gleich herzlich begrüßt. Jana hatte sofort einen Stoff gesehen in den sie sich verliebt hat und wollte einen langen Rock geschneidert bekommen. Zuerst mussten wir die Herrschaften aber überzeugen, dass uns das was sie schneidern auch gut genug ist. Die wollten uns ernsthaft deswegen wegschicken!
Einer der Männer im Laden konnte etwas Englisch und hat für uns übersetzt und mit wildem Gestikulieren und Zeigen war dann nach einiger Zeit der Stoff ausgewählt. Die nächste Herausforderung war nun zu beschreiben, wie der Rock denn aussehen soll. Plötzlich war der ganze Laden (immerhin 5 Leute) an der Planung beteiligt, dann wurden Maße genommen, dann wieder beratschlagt, mehr Maße genommen. Fazit: nach 20 Minuten war klar, dass der Rock 170 Birr (weniger als 9 €) kosten soll und in 2 Tagen abholbereit sein wird.
Coole Sache! Jetzt noch mein Kleid. Ich musste etwas suchen bis der Stoff den ich wollte gefunden war, denn die Tatsache, dass Farben in Englisch halt doch etwas anders heißen war ein größeres Problem. Mit deuten, und Zeigestock war endlich klar, was ich gern hätte. Und jetzt erklärt mal einem äthiopieschen Schneider wie ein 50s Kleid ausschaut... kurz gesagt: SCHWIERIG: Er hat es am Ende aber verstanden und aufgemalt. Blöderweise, braucht man um so ein Kleid zu nähen wohl eine andere Nähmaschine und deshalb wollten die mich gleich zu einem anderen Schneider bringen.
Aber ich hatte spontan Lust einen Rock zu bekommen, also ging das Spiel mit Zeigen, Gestikulieren, Vermessen, Drehen, mehr Zeigen wieder los. Schon lustig um ehrlich zu sein.
Letzten Endes haben wir unsere Röcke (und passenden Schals) in Auftrag gegeben und können sie in einer Woche abholen. Ich bin ja soooooo gespannt wie die Sachen aussehen werden!
unser Schneider und der Stoff für meinen Rock

Der eine Herr hat Jana und mich dann wirklich noch zu einem anderen Schneider gebracht, wo ich mit der oben beschriebenen Methode und mit Fotos und Modellen, die im Laden hingen, mein Kleid in Auftrag geben konnte. Perfekt! Ich freue mich dann mal auf Freitag!

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