Freitag, 22. April 2011

22.04.2011: Weiter nach Bahir Dar

Nachdem wir den Weg zurück zu unserem Hotel gefunden haben (irgendwie wollten die Bajaj-Fahrer irgendwo anders hin...), unser Gepäck eingesammelt hatten und in das nächste Bajaj gestiegen waren, war unser nächstes Ziel der Busbahnhof.
Jana und ich hatten das erste Bajaj genommen und waren mindestens 20 Minuten vor den Jungs da. Ich muss sagen: diese 20 Minuten zähle ich definitiv zu den 20 längsten Minuten meines Lebens.
Wir standen einfach so da, am Straßenrand mit unserem Gepäck, mitten im wildesten Treiben in Gondar und ganz weit weg von jeglichen Touristengeschichten. Dementsprechend wurden wir von jeder 0,5. Person angesprochen. Das bedeutet, wir wurden angebettelt („Gimme money!“), angesprochen („You wanna Ethiopian husband??“) und angegafft („you, you, you, you, youuuuuuuuuuu!“). Außerdem versuchte man uns alles mögliche zu verkaufen (Soft, Kaugummis, Schuhe, Bananen, Mangos....) und uns wurde 100 Mal angeboten mit irgendwelchen Leuten nach Bahir Dar zu fahren.
Ja, das auf dem Minibus ist ein Schaf (die Beine zusammengebunden auf dem Dach festgezurrt)
Letzteres war ja unser Ziel, aber eben nicht ohne die Jungs. Also hieß es abwarten, höflich alle irgendwie abwimmeln und hoffen, dass der Bajaj-Fahrer der Jungs sie endlich abliefert.
Ich sag‘s euch, das war wirklich nichts für meine Angst beklaut zu werden...
Als die Jungs endlich da waren, dauerte es etwa 10 Sekunden bis wir auf dem Weg zu einem Minibus waren, der uns nach Bahir Dar bringen sollte.
Im Bus wurden vom Fahrer erstmal die Leute durch die Gegend gescheucht, damit wir die besten Plätze hatten (das war mir wahnsinnig unangenehm). Dann konnten wir noch ein wenig das Treiben auf dem Busbahnhof beobachten, bevor wir uns auf den Weg machten.
Wobei „auf den Weg machen“ vielleicht doch erstmal ein wenig zu viel gesagt ist. Der Fahrer schien nicht so ganz Herr des Wagens zu sein, oder nicht Herr der Kupplung. Sein Fahrstil war doch ein wenig holprig, was doch ein wenig beunruhigend war. Wir kamen jedenfalls nur knapp bis zum Stadtrand, als wir eine sehr schnelle Kehrtwendung machten, die im Hof eines Mechanikers endete. Wir scheinen kaputte Autos anzuziehen.
Einige Zeit später legte ein weiterer Minibus neben uns eine Vollbremsung hin und unter lautem Gerumpel und Geklapper wurde unser Gepäck von einem Dach zum anderen gehievt und mit Seilen wieder festgezurrt.
Unser Minibus war nicht so modern... der Ersatz leider auch nicht...
Als auch alle Fahrgäste im „neuen“ Auto platzgenommen hatten, ging die Fahrt weiter bzw. los.
Die Straße nach Bahir Dar ist erstaunlich gut ausgebaut und so war die Fahrt tatsächlich einigermaßen erträglich. Man wird zwar trotzdem ordentlich durchgeschüttelt, aber ich habe hier schon wesentlich schlimmeres erlebt.
So ging die Fahrt, dann recht zügig weiter, auch wenn wir immer wieder stehen blieben, um neue Leute einsteigen zu lassen. Hier möchte ich anmerken: neue Leute einsteigen lassen, bedeutet nicht unbedingt, dass Leute vorher aussteigen. Ich hatte ja geglaubt, dass wir voll besetzt (9 Leute in einem 9Sitzer) losgefahren sind. Wie naiv. Irgendwann auf halber Strecke nach Bahir Dar waren wir 17 Leute in diesem Minibus! Zu allem Übel begann es dann auch noch zu regnen und das ganze Gepäck wurde zu uns 17 vom Dach ins Auto geschafft. Nett ausgedrückt war es kuschelig...
Dankenswerterweise sind einige von den 17 Leuten nach einem Drittel der Strecke wieder ausgestiegen, das Wetter wurde auch wieder besser und das Gepäck durfte wieder auf‘s Dach.
Die ausgestiegenen Passagiere wurden im nächsten Ort von ein paar betrunkenen Bauern ersetzt, die aber im übernächsten Ort schon wieder aus dem Auto geschmissen wurden.
Nach ein paar weiteren „minor disturbances“, kamen wir nach über 3 Stunden endlich in Bahir Dar an. Nachdem wir absolut keine Lust hatten noch großartig nach einem Hotel zu suchen, folgten wir einfach dem „Geheimtipp“ des Lonely Planet (was bedeutet ungefähr jeder, der mit dem Lonely Planet reist war dort...) und ließen uns ins Ghion Hotel bringen, wo wir auch zu Abend gegessen haben (leckeres Essen, inkompetente Kellner).
Das Ghion Hotel liegt sehr idyllisch direkt am Tana See. Die Zimmer sind ziemlich heruntergewohnt, aber wenigstens halbwegs sauber und (mein persönliches Highlight) es gibt warmes Wasser. Ich habe in Äthiopien definitiv schon schlechter gewohnt. Gekostet haben die Zimmer 350 ETB pro Nacht, was doch ziemlich teuer ist für Äthiopien. Die Lage am See ist es aber wert. Man muss aber sagen: die Angestellten sind alle (insbesondere die Kellner!!) vollkommen inkompetet. Seid gewarnt.

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