Freitag, 8. April 2011

08.04.11: Spontantrip Tag 2: Pleiten, Pech und Pannen

Oh, wie schön ist es ausgeschlafen aus einem gemütlichen Bett aufzustehen und voller Vorfreude in den Tag zu starten. Letztere wurde aber ziemlich schnell gedämpft, weil unser Auto zuerst in die Werkstatt musste. Diagnose: keine Bremsflüssigkeit mehr. Wie beruhigend zu wissen...
Als das Problem behoben und der Tank gefüllt waren, konnte es dann doch endlich los gehen. Unser heutiges Ziel: Jinka. Das ist ein kleines Städtchen vor dem Mago National Park, was schlussendlich unser Ziel ist. Auf, auf! Los geht’s.
Ok, Auf, auf streiche ich besser wieder, unser Weg hat uns nämlich auf die wahrscheinlich schlechteste Straße Äthiopiens geführt. Selbst die schlimmste Straße zur entlegenstens Alm bei uns ist besser als diese Schlaglochpiste. So bin ich noch nie durchgeschüttelt worden.
Dummerweise hat sich die bescheidene Straße nach einer Stunde fahrt gerächt. Zuerst hat es im Auto komisch gerochen, dann hat unser Fahrer angehalten. Das rechte Hinterrad scheint kaputt zu sein. Aber was es wohl ist? Ich bin ziemlich planlos was Autos betrifft und sicher nicht qualifiziert, das jetzt korrekt zu beschreiben. Man verzeihe mir das bitte.
Mit dem Reifen an sich war auf jeden Fall alles in Ordnung, aber wie es schien, drehte sich das Rad nicht mehr richtig. Unser Fahrer ist ziemlich kompetent und hat wohl auch Jahre in einer Werkstatt gearbeitet, aber irgendwie schien das Problem doch komplexer zu sein.
Auf jeden Fall hat er ziemlich lange daran rumgebastelt, ist aber zu keinem Ergebnis gekommen. Wenigstens ist die Straße auf der wir unterwegs waren ziemlich belebt. Immer wieder fahren Autos und LKWs vorbei und die meisten halten auch an und fragen was los ist. Also das genaue Gegenteil von dem was im Reiseführer steht. Es scheint so als würde das richtige Werkzeug fehlen.
Es gibt auch ziemlich viele Menschen die vorbei kommen und sich unsere Situation ansehen. Zeit spielt hier eine ganz andere Rolle und so macht es auch nichts wenn man mal eine Stunde den Ferengi zuschaut, die versuchen ihr Auto zum Fahren zu bewegen.
Apropos eine Stunde... HILFE! Wir müssen doch weiter! Sonst schaffen wir es nie nach Jinka und dorthin müssen wir heute auf jeden Fall, sonst können wir uns die Mursi aus dem Kopf schlagen.
Kurz gesagt: so langsam wurden wir alle nervös.
Die Kinder die hier so vorbei laufen, mit Wasserflaschen, Holz, Macheten und Scharen von Tieren, verstehen es wenigstens uns abzulenken. Mit Händen und Füßen unterhält man sich, es wird Faszination und Amüsement über meine Frisur ausgedrückt und – selbstverständlich – werden auch Fotos gemacht. Weil man ja Zeit hat, will man unbedingt alle meine 500 Äthiopienfotos sehen. Was die Kinder besonders lustig fanden, waren Fotos von Tieren. Ich wette die haben mehr als einmal „Schau mal, die Frau hat ein Foto von … (Tier bitte hier einfügen) gemacht.“, auf amharisch gesagt und sich dabei krumm gelacht. Genau weiß ich das selbstverständlich nicht, weil mein Amharisch nur zum Essen bestellen reicht, aber das war sicher so.
Eineinhalb Stunden nachdem wir liegen geblieben sind, kam wieder mal ein LKW vorbei, der unserem Fahrer geholfen hat. Nach einigen wenigen Worten, hat er ihm Werkzeug gegeben und ist wieder abgedüst. Das war endlich der Durchbruch!
Dann ging alles ganz schnell und unser Rad funktionierte wieder. (Für die Autointeressierten: Soweit ich das aus der Mischung aus Englisch und Französisch, die wir mit unserem Guide gesprochen haben verstanden habe, war das Radlager das Problem. Irgendwas hat sich da verkantet und deshalb hat sich wohl das Rad nicht mehr gedreht. Auf jeden Fall war das so blöd verhakt, dass es deshalb so lang gedauert hat, das wieder zu richten).
Nach unglaublich langen und heißen 2 Stunden konnte die Fahrt endlich weiter gehen! Leider mit dem unguten Gefühl im Magen, dass wir 2 Stunden verloren haben und vermutlich doch nicht mehr nach Jinka fahren können. Das ist einfach zu weit weg und wenn die Straße so weiter geht, dann haben wir keine Chance. Also doch Bötchen tuckern und Tiere anschauen? Ach Mensch!
Wie auch immer, unser Ziel war jetzt erstmal Arba Minch und alles weitere sieht man dann.
Nach dem Mittagessen (in „Ali's Hotel“ nicht teuer und lecker!) habe ich das heikle Thema doch angesprochen. Wir mussten ja wissen, wie es nun weiter geht.
Die Antwort: „Wir fahren so weit wie wir kommen.“ Sollte das etwa heißen, dass es doch machbar sein könnte?
Also schnell auf in den Jeep. Gestärkt ging es wieder auf die – überraschend gute! - Piste. Und sie blieb gut! Nach 1,5 Stunden machten wir eine kurze Pause in Konso. Von Arba Minch bis dort sind es 130 km. Rekordverdächtig! Wenn das so weiter geht, dann wird das ja doch noch was!
Konso ist übrigens ein sehr schönes kleines Städtchen, hier würde ich durchaus mehr Zeit verbringen können. Aber die Zeit drängt ja. Ein längerer Zwischenstopp wäre nur ohne die Panne möglich gewesen.
Also weiter! Wie gestern schlängeln sich die Straßen durch die Landschaft und inzwischen merkt man auch deutlich, dass wir das Hochplateau auf dem Jimma liegt verlassen haben. Es wird heißer und die Landschaft verändert sich komplett. Die saftig grüne Landschaft mit ihrer roten Erde, die ich aus Jimma kenne, ist inzwischen brauner Erde gewichen und ist auch nicht mehr so dicht bewachsen. Die Anzahl der Bäume hat auffallend abgenommen. Auch die Rundhütten sehen hier anders aus; wie es scheint werden je nach Region die Dächer anders gedeckt.
Die Straßen sind im übrigen weiterhin ziemlich gut, vermutlich die besten auf denen ich in Äthiopien bisher gefahren bin. Trotzdem ist die Fahrt anstrengend, denn man wird ordentlich durchgeschüttelt.
So langsam bricht auch die Dämmerung herein und es wäre eigentlich Zeit, dass wir ankommen. Aber seit Konso sind wir nur durch ein kleines Dörfchen gefahen und haben ansonsten nur vereinzelte Hütten gesehen. Es ist schon ziemlich düster als wir Key Afar erreichen, ein Ort 70 km vor Jinka. Bleiben wir jetzt hier? Wie es scheint wohl nicht, aber das hieße ja, dass wir mindestens eine Stunde in der Dunkelheit fahren müssen. Es ist schon seltsam. Zu Hause würde ich mir niemals darüber Gedanken machen ob ich jetzt im Dunkeln fahren muss oder nicht, hier hingegen habe ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Nicht nur wegen der Nachtfahrt (von der unser Fahrer auch nicht begeistert ist und wovon auch immer abgeraten wird), sondern auch weil ein Gewitter im Anmarsch ist.
Die restliche Fahrt ist langsam und vorsichtig. Auf den letzten 30 km wird gebaut, entsprechend müssen wir auf provisorischen Straßen fahren und die sind nicht sonderlich gut. Außerdem haben die Scheinwerfer eine Reichweite von 5 Metern. Super!
Aber glücklicherweise kommen wir doch noch gut in Jinka an. Eine Bleibe für die Nacht ist auch relativ schnell gefunden (Mekone Pension, 60 ETB für's Einzelzimmer, ganz nett, aber die Sauberkeit lässt sehr zu wünschen übrig (besonders im Bad...).
Es ist kaum zu glauben, aber wir haben es tatsächlich geschafft! Die Mursi sind zum Greifen nah!

P.S.: Ich glaube das Gewitter diese Nacht ist das schlimmste Gewitter, das ich je erlebt habe. Wäre ich Asterix, dann wäre ich in diesen Nacht überzeugt gewesen, dass mir der Himmel auf den Kopf fällt.

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