Sonntag, 29. April 2012

25.04.2012 - 28.04.2012: Notaufnahme

Tag 4: Es war wieder verdammt ruhig, aber wenigstens gab es ein paar interessante Lehr-Fälle. Die Pantienten waren alle schon komplett aufgearbeitet und haben entweder darauf gewartet abgeholt oder auf Station verlegt zu werden. Einer der Assistenzärzte hat es sich zur Aufgabe gemacht uns etwas beizubringen und uns klinische Bilder zu zeigen. Gestaute Halsvenen hier, Thrombophlebitis dort und die Wirkung von hochdosiertem Morphium in der nächsten Ecke. Wir haben zwar nicht wirklich was aktiv gemacht, aber wenigstens haben wir was gelernt!

Tag 5: Neben einigen anderen Fällen ist mir heute ein Patient begegnet, den ich schon von Station und aus der Kardiologie kenne. Er ist herzinsuffizient und wartet schon über ein Jahr auf ein neues Herz. Einer sehr netter Herr, der einfach Pech gehabt hat. Nachdem ich ihn also auf Station einmal aufgenommen habe und ihn bei den Kardiologen selbst hospitalisiert habe, sitzt er nun zum dritten Mal in 2,5 Monaten vor mir und ist kardial dekompensiert. Er hat innerhalb kurzer Zeit ca. 5 l Wasser eingelagert. Trotz hochdosierten Diuretika (wassertreibende Medikamente) und guter Compliance, trotz Einhaltung aller Vorgaben von uns Ärzten. Woran es liegt ist allen klar, der Mann braucht das neue Herz, aber bis er das bekommt, kann es noch lange dauern. Neben all den kardialen Problemen kommt noch ein Harnverhalt hinzu. Eigentlich einfach zu lösen: Katheter reinstecken. Aber warum denn einfach, wenn es auch kompliziert geht? Sein INR ist bei 4,5 (das heißt seine Gerinnung ist durch Medikamente viel zu stark unterdrückt und kleinste Verletzungen können bluten wie noch was...), weshalb wir erstmal die Urologen dazurufen und die den Katheter legen lassen. Besser der Fachmann verkackt es ;). Zum Glück ist es aber gut gelaufen, keine Blutung und noch kein Harnwegsinfekt. Als wir das Problem behoben hatten und endlich ein Bett erkämpfen konnten, wurde er auf Station verlegt.

Tag 6: Nachdem ich gestern gesehen habe, dass mein Geburtstagspatient zur Kontrollbiopsie geplant war, war ich heute Morgen nochmal bei den Kariologen. Ich wollte sehen, wie es dem Patienten geht. Danach bin ich noch ein wenig da geblieben und hab mir noch ein paar andere Untersuchungen angesehen. War sehr interessant. Nach ein bisschen Sport, ging es dann zum nächsten Dienst.
Als ich ankam war die Hölle los, was leider auch bedeutet, dass wir Unterassistenten nicht sonderlich beachtet werden, weil alle mit sich selbst beschäftigt sind. Eine Ärztin hat Katrin und mir, als sie etwas Luft hatte beigebracht wie man den Knöchel-Arm-Index richtig durchführt und berechnet.
Ansonsten gab es einige Betrunkene (es ist ja Wochenende) und ein paar Hypochonder.
Am lustigsten war wohl die Touristin, die gerade aus Bali zurück gekommen war. Dort hatte sie ohne jegliche Expositionsprophylaxe (keine lange Kleidung, kein Moskitonetz...) Urlaub gemacht und nun - zwei Tage nach Rückkehr mehrere Stiche festgestellt. Nun hatte sie die Befürchtung, dass das tier das sie gestochen hat, Eier unter ihre Haut gelegt haben könnte. Therapie: beruhigen und morgen Visite in der Dermatologie.

Tag 7: Heute war der letzte Spätdienst in der Notaufnahme und es war ein sehr interessanter Tag. Kurz vor der Übergabe vom Frühdienst zum Spätdienst kam eine Patientin, die ich mir dann gleich geschnappt habe. Juhuuuu Arbeit! Verdacht auf Lungenembolie (positive D-Dimere) und möglicherweise schwanger. Ganz blöde Konstellation und kompliziert zu managen. Weil er grad Zeit hatte, hat der stellvertretende Klinikdirektor die Patientin mit mir gemanaged. Das war wirklich gut, denn ich hab wirklich viel dabei gelernt. Ausserdem scheine ich mich nicht allzu blöd angestellt zu haben. Am Ende gab es sehr gutes Feedback für meine Arbeit. *freu*

Fazit nach dem 1. Notaufnahme Block: 3 - 4 Ärzte u nd 2 Unterassistenten sind einfach zu viel. Man hat einfach zu wenig zu tun im Spätdienst. Es war nciht schlecht, aber ich glaube ich hätte mehr mitgenommen, wenn ich selbstständiger hätte arbeiten können. Die Krux an der Sache ist aber auch, dass die Assistenten täglich wechseln und man sich jeden Tag neu beweisen muss. Wenn also ein Arzt gemerkt hat, dass meine keine totale Flasche ist, dann ist der am nächsten Tag nicht mehr da...
Ich hab jetzt auf jeden Fall mal 9 Tage frei und werd mich auf die Reise durch die Schweiz begeben.Vielleicht wird es im Nachtdienst ja besser.

2 Kommentare:

  1. Total spannend was du so erlebst :)
    Fühlst du dich an diverse Arztserien erinnert oder ist alles ganz anders? ;)

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  2. *gg* Naja, der Alltag ist selten so wie in der Serie. das ist dann meist doch alles sehr überdramatisiert ;) Aber manchmal gibt es schon Momente wo man sich wie im Film vorkommt. Selten, aber das gibt es auch ^^

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