Donnerstag, 29. März 2012

29.03.2012 - The Ghost Walk of Zurich

Wer mich kennt, weiß dass ich Stadtführungen liebe. Ich gehe nicht nur immer wieder gern zu einer allgemeinen Stadtführung, wo die „Touribasics“  abgedeckt werden, aber mir machen die Führungen, bei denen man eine Stadt von einer anderen Seite beleuchtet noch viel besser. Als ich den Flyer für den „Ghost Walk“ in die Finger bekam, war natürlich sofort klar, dass ich da hin muss. Wir haben uns also mit einigen kleinen Umwegen *hust* auf den Weg zum Paradeplatz gemacht, wo die Führung auch beginnt. Anmelden muss man sich übrigens nicht, man zahlt einfach direkt und darf mitgehen.Dan Dent - der Guide - ist Engländer (was man auch hört <3) und hat jahrelang den Ghost Walk in York durch die Shambles geführt. 
Lustigerweise habe ich ebendiesen Walk auch schon gemacht, aber nicht mit Mr. Dent sondern mit einer Kollegin von ihm.Man erkennt ihn relativ einfach, an den schwarzen Klamotten, der altmodischen Ledertasche und vor allem am Notenständer, auf dem ein Schild mit der Aufschrift „Ghost Walk“ angebracht ist. Man stellt sich einfach dazu, bezahlt die 15 CHF „Eintritt“ und mit schweizerischer Pünktlichkeit geht es um 21 Uhr los. 

Dan Dent - unser grusliger Guide (und er wirkt nur wie ein böser Schwerverbrecher)

Die Führung geht durch verschiedene Teile der Altstadt, die Limmat entlang und man hält an verschiedenen Plätzen und hört sich die Geschichten an. Zum Teil sind es alte Sagen aus Zürich und dem Umland, zum Teil überlieferte Gruselgeschichten, aber auch etwas Zürcher Geschichte, gespickt mit dem Aberglauben der damaligen Bevölkerung. Dan Dent weiß auf jeden Fall sie gut zu erzählen und hat die perfekte Stimme dafür (tief, ein wenig rau und so laut, dass alle sie hören können). Außerdem spickt er seine Führung mit viel (britischem) Humor, sodass es echt Spaß macht der Führung zu folgen.
Zudem ist Zürich auch bei Nacht eine sehr schöne Stadt und hat mit seinen ganzen verwinkelten Gässchen einen ganz besonderen Charme. Nach der Führung haben wir uns deshalb auch noch ein bisschen auf Fotosafari begeben. Fazit: wenn man Stadtführungen mag, Englisch spricht und gern etwas abseits der Touristenbasics hört, dann kann ich die Führung nur empfehlen.

                                                             Details:
Beginn: 21.00 20.00 Uhr am Paradeplatz 
(jeden Donnerstag und Freitag von 01.02. bis 31.05. und vom 01.08. bis 30.11.)
Preis: 15 CHF
Dauer: 75 min

Montag, 26. März 2012

26.03.2012 - Affairs of the heart...

...oder mit anderen Worten: Kardiologie. 
Nachdem ich mich am Freitag mich mit einer Wagenladung Muffins von der allgemeinen Inneren Medizin verabschiedet habe, durfte ich heute in der Kardiologischen Ambulanz anfangen. Juhu! Der Tag begann etwas holprig, weil mein Wecker sehr effektiv beschlossen hat nicht zu klingeln. Ein Glück bin ich trotzdem um halb 8 aufgewacht und habe es gerade noch so pünktlich auf Station geschafft. 
Dort habe ich mich dann im Arztzimmer der allgemein-kardiologischen Ambulanz gemeldet und wurde von einer Ärztin in Beschlag genommen, die mir sogleich erzählte, dass es ihr erklärtes Ziel sei die Klinik um spätestens 18 Uhr zu verlassen, dass sie nie zu Fortbildungen gehe und auch nicht mit ihren Kollegen zu Mittag esse. Wie kollegial... Dann bekam ich den PC des anderen Uhu‘s zugeteilt und der sollte in die andere Ambulanz abgeschoben werden.
All das kam mir ja schon etwas seltsam vor. Noch seltsamer wurde es, als der Arzt aus der Herzinsuffizienz- und Transplantationsambulanz an der Tür klopfte und den anderen Uhu mitbrachte, der „netten“ Ärztin durch die Blume sagte, dass sie ihren Uhu gern behalten darf und ich mit ihm mitkommen soll. Wie sich sehr schnell herausstellen sollte: ein absoluter Glücksgriff! Meine Uhu-Kollegin zeigte mir erstmal wie hier der allgemeine Ablauf ist und wo ich was finde. Das komplette Team ist per du. Ist schon nicht schlecht, wenn sich der leitende Arzt mit „Hoi, i bin dor Gäorg!“ vorstellt. 
Nach der Mittagsfortbildung wurde ich ins kalte Wasser geworfen und habe ich meinen ersten Patienten gesehen. Das bedeutet, ich habe ihn aufgenommen, untersucht, die Spiroergometrie überwacht, alle Befunde dem Assistenzarzt und dem Oberarzt vorgestellt und mit denen das weitere Procedere festgelegt. Das alles wurde auch noch mit dem Patienten besprochen und musste noch in Briefform verschriftlicht werden. 
War jetzt nicht wenig Arbeit, für einen ersten Tag, aber es war auf jeden Fall interessant. Ich glaub hier wird‘s mir gefallen.

Sonntag, 25. März 2012

25.03.2012 - Das Medizinhistorische Museum


Nachdem ich gestern fix und fertig ins Bett gefallen bin und heute erwartungsgemäß mit einem mordsmäßigen Muskelkater aufgewacht bin, war ich entsprechend nicht wahnsinnig motiviert irgendwas zu machen. 
Mittags habe ich mich trotzdem dazu gezwungen aus dem Bett zu kriechen. Das Wetter war nämlich wieder traumhaft und viel zu schade um im Bett zu gammeln.
Für jegliche sportliche Aktivität war ich aber zu kaputt, weswegen ich mir die Camera geschnappt habe und ins Medizinhistorische Museum geradelt (ja, ihr lest richtig, geradelt) bin. 
Ja, ich weiß, dass bei gutem Wetter ins Museum gehen auch irgendwie langweilig ist, aber zu mehr war ich echt nicht zu gebrauchen. Und das MHM ist kostenlos, da kann man auch einfach mal kurz hineinschnuppern und wieder gehen, wenn man es doof findet.
Der Empfang vom Pförtner war jedenfalls sehr nett, dem war nämlich meine Cameratasche aufgefallen und er hat mir ausdrücklich erlaubt Bilder zu machen.

Das MHM hat jedenfalls genau meine Erwartungen getroffen: Seuchengeschichte, Abrisse der Entwicklung einzelner Fachdisziplinen und liebevoll zusammengestellte alte medizinische Gerätschaften. Für die dermatologisch Affinen gibt es einige Moulagen (das sind bemalte Abformungen von Hauterkrankungen) zu bestaunen. [Wenn man Spaß an sowas hat: es gibt in Zürich auch ein Moulagenmuseum].

Moulagen von Leprakranken

Inhalator für Lungenkranke - Ende 19. Jahrhundert

Der Pförtner hat übrigens immer wieder um die Ecke gespickt und geschaut, was ich so zusammenknipse. Einmal kam er sogar zu mir um mich zu fragen, ob ich denn die eiserne Lunge und das Labor von achtzehnhundertschlagmichtot schon fotografiert habe. 
Kleine Kuriosität am Rande: einer der Museumsräume war vor guten 100 Jahren das Arbeitszimmer von Albert Einstein.

Labor von 18??

Ich muss ja sagen, dass ich solche Dinge immer wieder spannend finde. Ich war ja auch schon im „Old operating theatre“ in London. Das MHM in Zürich ist ein wenig professioneller gemacht und vor allem grösser. Empfehlen kann ich es allen, die an Medizingeschichte interessiert sind. Außerdem ist es mitten im Universitätsviertel, wohin man wenigstens einen kurzen Abstecher machen sollte.
Nachdem ich mit dem Museumsbesuch etwas für meine Allgemeinbildung gemacht habe, konnte ich mich dann auch ruhigen Gewissens auf die Polyterrasse flacken und lesen. 

Details:
Medizinhistorisches Museum der Universität Zürich
Rämistrasse 69
Zürich
Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 13 - 18 Uhr, Samstag & Sonntag 11 - 17 Uhr
Eintritt: frei



Ein "Sweeny Todd"-Stuhl *habenwill*

Samstag, 24. März 2012

24.03.2012 - Quäl dich du Sau!


Wochenende!!! Und das Wetter ist der Hammer. Deshalb hab ich beschlossen, dass ich ganz dringend die Radl-Saison eröffnen muss.
Nachdem ich bisher zu geizig war mir eine Fahrradkarte zu kaufen, habe ich das Internet durchforstet und bin auf http://www.bikemap.net/ gestoßen. Eine brilliante Website auf der tausende Fahrradrouten eingetragen sind!
Ich habe die Website also ein wenig durchforstet und mehrere Routen gefunden, die mich angesprochen haben. Schlussendlich habe ich mich für DIESE hier entschieden: 

86 km, gut 1000 Höhenmeter. Definitiv eine Herausforderung für die erste Tour nach dem Winter, aber ich hoffe einfach darauf, dass Indoorcycling zwei Mal pro Woche (Grüße an Annika und Vroni!) sich ausgezahlt haben.
Wenn man ein GPS-Gerät hat, kann man die Routen übrigens auch auf das Gerät laden. Sehr praktisch! Leider habe ich kein GPS-Gerät, weshalb ich altmodisch mit Papier arbeiten musste. Das war ein Fehler... eine halbwegs detailierte Karte sind etwa 25 Seiten Papier, die man dann auch noch zusammenpuzzeln muss. Not such a good idea...
Morgens bin ich also aufgestanden, hab mich in meine Radl-Klamotten geschmissen, hab die Reifen nochmal ordentlich aufgepumpt, das nötigste an Flickzeug und was zum Trinken eingepackt und bin drauf losgeradelt. 
Die Etappe raus aus der Stadt war erstmal sehr dankbar. Bergab, ein wenig verfahren (irgendwie hab ich da wohl eine Seitenstraße nicht gefunden...) und dann mit leichter Steigung gemütlich weiter. Nett zum aufwärmen. 
Nett war aber dann auch sehr bald vorbei, die angenehme Steigung wurde ganz schön unangenehm und so ging es Kehre um Kehre bergauf. Noch dazu wurde es langsam aber sicher seeehr warm (25°C im März!) und es wurde langsam aber sicher anstrengend. Außerdem hatte ich keine Ahnung wie lang die Steigung noch weiter gehen würde, weil mich nach jeder Kurve, wieder eine weitere Kurve erwartete. 
Unterwegs zum Albispass

Aber irgendwann war der erste Aufstieg geschafft, was das Schild „Albispass“ offiziell machte. Und dann kam Abfahrt Nummer 1! Dafür hat sich der Kampf den Berg hoch, dann doch gelohnt.
Mit Vollgas konnte ich leider nicht bergab rauschen, weil es ne ziemlich kurvige, viel befahrene Straße mit nem Abhang auf der einen Seite war. Trotzdem war es schnell genug. 
Kaum unten kam angekommen, war die Devise wieder: bergauf... Irgendwie müssen die 1000 Höhenmeter ja zustande kommen. Auf dem Weg den nächsten Berg hinauf sah ich dann am Straßenrand ein Pärchen stehen, die betont unauffällig etwas auf einen Zettel schrieben. Woraufhin ich mein Handy zückte, die Geocaching-App startete und nach Caches in der Umgebung suchte. Und Bingo! Der nächste Cache war nur etwa 30 Meter entfernt. Entsprechend bin ich auffällig unauffällig erstmal in das Waldstück geradelt und habe gewartet bis die beiden sich ins Auto geschwungen haben und weg waren. Dann machte ich mich auf die Suche und schnell war der Cache gefunden und geloggt. 
Nach dieser kurzen Pause ging es immer weiter bergauf, bis ich endlich in Unterägeri angekommen war, wo ich erstmal meine Getränkereserven auffüllen musste. Ich hatte echt nicht erwartet, dass es so warm werden würde! Die lange Hose und die Jacke hätte ich wirklich zu Hause lassen können...
Von Unterägeri ging es weiter den Ägerisee entlang nach Oberägeri. Zwei nette kleine Dörfchen, in denen man sicher auch ein paar nette Stunden verbringen könnte. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass mir die schlimmste Steigung noch bevor stand und ich gerade so die Hälfte der Strecke hinter mir hatte, entschied ich mich für die schnelle Weiterfahrt.
Der Ägerisee

Ziel war der  Ratenpass. Der Weg dorthin: 7 km relativ steil bergauf. Durchgehend und dazu war es auch noch heiß. Auch mit der besten Gangschaltung war dieses Teilstück eine Tortur. „Nur noch bis zur Kurve“, dachte ich mir immer wieder und dahinter erwartete mich ein weiteres steiles Stück und die nächste Kurve. So ging es weiter und weiter für eine gefühlte Ewigkeit. Außerdem durfte ich nebenbei noch feststellen, dass die Strecke wohl auch bei Motorradfahrern sehr beliebt ist, weil ich von unzähligen Motorrädern überholt wurde. Leicht frustrierend, wenn man sich mit seiner Muskelkraft den Berg hochquält! Naja, die meisten der Herrschaften in Lederklamotten waren nicht sonderlich schlank, was dann doch für die Strapazen (gerade beim Blick auf die Pulsuhr mit der Anzeige wie viele Kalorien man schon verbrannt hat) kompensierte. 
Die Aussicht, als ich oben angekommen war, entschädigte dann doch ein wenig, war aber nicht die beste des Tages. Aber dafür gab es den Beweis, dass es doch noch März ist. Es lag nämlich noch Schnee!
Der Schneebeweis!
Nach einer kurzen Pause, machte ich mich auf den Weg bergab! Dafür lohnt es sich  einfach immer wieder sich einen Berg hinaufzuquälen! Allerdings kamen mir bei der Abfahrt Zweifel. War‘s das? Ist es jetzt wirklich nur noch bergab und dann gemütlich den See entlang? Oder waren das doch erst zwei der drei heftigereren Anstiege im Höhenprofil. Es blieb mir ja nichts anderes übrig als weiterzufahren und es herauszufinden. 
In Biberbrugg führte mich der  Radweg dann auf eine vierspurige Schnellstraße, was sehr irritierend, aber trotzdem richtig war. Es ging weiter und weiter bergab, aber der Zürichsee war nirgends in Sicht. Oje...
Irgendwann kam ich dann in Wollerau an und dort sah ich dann die allerbeste Aussicht des Tages: den Zürichsee. 
nicht die schönste, aber die beste Aussicht des Tages!
Keine weiteren Berge zu bewältigen, nur noch 30 km den See entlang. Was für eine Erleichterung, denn ich weiß nicht, ob ich noch einen Fahrt bergauf geschafft hätte.
Die Seestraße entlang zurück nach Zürich, war eine sehr dankbare Strecke. Flach, schön gelegen, kaum Verkehr. Perfekt zum entspannenden ausfahren, wenn nicht das Wetter beschlossen hätte, dass ein kurzer Regenschauer eine nette Idee wäre. Ein Glück bin ich nicht aus Zucker, aber es wäre gemütlicher gewesen, wenn ich nicht mit dem Gewitter um die Wette hätte fahren müssen. On the upside: so war ich schneller wieder in Zürich.
Fazit: Ich bin über 2 Pässe geradelt, an 3 Seen vorbei und von gefühlt 1000 Motorrädern überholt worden. Dazu war in 3 Kantonen (Zürich, Zug und Schwyz) und konnte mich am Tag danach kaum bewegen, weil mir alles weh getan hat. Aber geil war‘s! 

Und wer rausfindet, auf wessen Mist der Titel gewachsen ist, bekommt nen Keks ;)

Dienstag, 20. März 2012

Famulatur-Organisation: Schottland (Edinburgh)

Dieser Eintrag war eigentlich schon länger geplant, aber irgendwie bin ich nie so recht dazu gekommen...

Grundsätzlich kann ich nur empfehlen bei Auslandsaufenthalten früh genug mit der Organisation anzufangen. Ein halbes Jahr ist machbar, aber kann bei einer aufwändigen Bewerbung knapp sein, deswegen hab ich immer versucht möglichst früh mit der Bewerbung dran zu sein. Im Falle von Edinburgh habe ich mich im September 2009 beworben. Da hatte ich Semesterferien und einfach Zeit dafür.
Ich bin über eine gute Freundin auf die Idee mit Edinburgh gekommen (Gruß an Anett!). Die war im August 2009 in der Anästhesie als Famulantin und sehr begeistert. 
In Edinburgh sind nur 4 Wochen Famulatur möglich. Das hat mir zunächst Sorgen bereitet (wir brauchen ja 30 Tage und 4 Wochen sind nur 28...), aber als ich das der Zuständigen erklärt habe, war es kein Problem, dass ich 2 Tage länger bleibe. Zudem muss man zum Zeitpunkt der Famulatur im „letzten oder vorletzten Jahr“ der Medizinischen Ausbildung sein.
Fächer in denen man in Edinburgh famulieren kann sind: Accident&Emergency, Anästhesie (da war Anett), Kardiologie, Viszeralchirurgie, Endokrinologie, Rechtsmedizin, Gastroenterologie, Hämatoonkologie, Infektiologie, Intensivstation (da war ich), Allgemeinmedizin, Geriatrie, Neurochirurgie, Onkologie, Augenheilkunde, Orthopädie (da war Lydia), Pädiatrie, Pathologie, Physikalische Medizin, Nephrologie, Rheumatologie und Transplantationschirurgie.
Wie ihr seht, die Auswahl ist groß. Genauso groß ist allerdings auch die Nachfrage. Ich habe im 2009 zunächst an das Sekretariat geschrieben und gefragt, ob es noch freie Plätze für A&E, Anästhesie, Intensivmedizin, Transplantationschirurgie oder Neurologie in den Frühjahrssemesterferien (Mitte Februar bis Mitte April) gibt. Es hätte noch einen Platz für 3 Wochen Neuro gegeben. Mitte August sah es deutlich besser aus mit verfügbaren Plätzen, aber den Platz hat man erst nach dem Einreichen der Bewerbungsunterlagen und einer Zusage sicher. 
Das heißt, man sollte auch versuchen die Unterlagen relativ schnell zu sammeln.
Man braucht für die initiale Bewerbung:
  • ausgefülltes Bewerbungsformular: bekommt man unter http://www.ed.ac.uk/polopoly_fs/1.8571!/fileManager/medicalelectivesapplicationpack.pdf Adresse, allgemeine Angaben zur Uni, 3 Fächer in denen man gern famulieren möchte (wenn‘s mit der ersten Wahl nicht klappt, dann ja vielleicht mit der zweiten oder dritten) und ein „Assessment“ vom Dekan oder einem Mitglied der Fakultät. Der Gutachter soll über den Charakter, die klinischen und akademischen Fähigkeiten, sowie die Englischkenntnisse schreiben. Ich habe dafür meinen Mentor gefragt, andere den Betreuer der Doktorarbeit oder ähnliches. Man muss auch Angaben machen wo der Gutachter zu erreichen ist (inkl. Telefon und Mail). Optimalerweise sollte die Person euch also tatsächlich wenigstens ein bisschen kennen.
  • Transcript of records: Auflistung aller Noten, die man in der Klinik bis zum Bewerbungsdatum bekommen hat in Englisch (an der LMU reicht dafür eine Mail ans Dekanat)
  • Empfehlungsschreiben vom Dekan der Universität in English (da gibt es an der LMU einen Vordruck auf MeCuM, den man auf sich selbst anpassen und ans Dekanat mailen muss. Dauert meistens ein paar Tage bis man das bekommt)
  • Zahlungsbeleg der Administration Fee von 100 Pfund: in den Unterlagen steht per Scheck. Auf Nachfrage per E-Mail bekommt man aber die Überweisungsdaten.
  • 3 Passfotos
Wenn man dann einen Platz angeboten bekommt, geht es weiter mit der Bürokratie. Nachdem man die Annahme des Platzes schriftlich bestätigt hat (Brief oder E-Mail) sind folgende Unterlagen noch nachzureichen:
  • Nachweis des Impfstatus: mein Lieblingsformular... Die wollen Nachweise der Impfung für Diphertie, Tetanus, Polio, Varizellen, Masern, Röteln und Mumps. Dafür reicht aber nicht einfach der Impfpass, nein, man muss das von einem Arzt inklusive Impftiter bestätigen lassen. Ich war für die Titerbestimmung beim Betriebsarzt. Außerdem hätten die noch gern einen Test auf Hepatitis B, Hepatitis C und HIV, sowie einen Tuberkulintest. Auch das habe ich beim Betriebsarzt machen lassen. Das Formular (siehe Bewerbungsunterlagen) muss ausgefüllt und abgestempelt (Arzt und Universität (hab mir nen Stempel im Dekanat geholt. Das war kein Problem)) sein UND man muss die Ergebnisse in Kopie mitschicken.
  • „Criminal Record Check“: einen Strafregisterauszug. Den bekommt man indem man zum Kreisverwaltungsreferat geht und ihn dort gegen Gebühr (13€) anfordert. Bis man das zugeschickt bekommt, dauert es etwa 3 Wochen. Der Auszug ist in Deutsch und ich hatte keine Lust auch noch Geld für einen Übersetzung auszugeben. Deshalb hab ich den Zettel einfach so mitgeschickt und es war in Ordnung. Keine Übersetzung war nötig.
  • Nachweis über Englischkenntnisse: IELTS, TOEFL, CAE, CPE, Abschluss einer englischsprachigen Universität/Schule. Ich hatte das CPE bereits, das war für mich also kein Problem. Das DAAD-Sprachzeugnis wird NICHT akzeptiert. Und für alle Sprachtests und Nachweise gibt es genaue Anforderungen an die Noten. Wer diese nicht erreicht, darf die Famulatur nicht antreten. Die sind diesbezüglich sehr strikt! Ich muss aber auch sagen, dass man sich mit mittelmäßigen Englischkenntnissen bei einer Famulatur echt keinen Gefallen tut.
  • Nachweis über eine Berufshaftpflichversicherung: muss auch im Ausland gültig sein. Hier muss die Bescheinigung in Englisch sein. Wer keine hat: wenn man beim Marburger Bund Mitglied ist/wird, kann man sich kostenlos versichern lassen.
Einige Dinge die man noch beachten sollte:

  • Anreise muss selbst organisiert werden
  • Unterkunft wird nicht gestellt, die muss man privat ebenfalls organisieren
  • Wenn man absagt, dann verliert man auf jeden Fall die application fee von 100 Pfund
  • Verschieben von Famulaturdaten oder Ändern des Fachs ist nicht möglich
  
Ihr seht, die Bewerbung ist aufwändig... Aber auch fast eineinhalb Jahre nach der Famulatur kann ich nur sagen, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Ich hatte ne spannende, lehrreiche Zeit auf der ICU und Edinburgh ist ne tolle Stadt (besonders im Sommer!). Wenn noch Fragen offen sind, dann bitte gern in den Kommentaren posten!
Und wer bis hier durchgehalten hat, darf sich einen Keks nehmen!


Isn't it pretty? 

Sonntag, 18. März 2012

Henrici

So, heute hab ich einen Café-Tipp für euch und nein es ist nicht Starbucks!
Ich bin neulich eher zufällig ins Henrici gestolpert. Ich war zusammen mit einer anderen Unterassistentin unterwegs und wir hatten uns eigentlich was anderes ausgesucht, aber irgendwie hat das mit der Orientierung nicht so geklappt wie wir uns das vorgestellt haben.
Die Terrasse

Die Terrasse hat auf jeden Fall verlockend genug ausgesehen um die Suche abzubrechen und draußen in der Sonne zu sitzen. Wie ich später herausgefunden habe, arbeitet das Henrici mit einer preisgekrönten Rösterei zusammen und hat seine eigene Hausmischung. Die Kaffeezubereitung wird echt zelebriert (wir waren später noch drin) und ich muss sagen, man schmeckt die Qualität und die Mühe wirklich. Man sieht sie zwar auch auf der Rechnung (wobei die Preise für Zürcher Verhältnisse nicht so exorbitant sind...), aber das Geld lohnt sich allemal.
Mein Iced Capuccino

Hier die Details:

HENRICI
The Rhythm of Coffee
Niederdorfstrasse 1
8001 Zürich Kreis 1

Samstag, 17. März 2012

17.03.2012 - Und nochmal ab in den Schnee!


Auch dieses Wochende hat es mich wieder auf den Berg gezogen. Wieder mit Jana, aber wir haben die Truppe diesmal um noch 2 Mitfahrer erweitert. 
Wie letztes Wochenende nutzen wir wieder das Snow‘n‘Rail Angebot von der SBB. Heute ging es aber ein wenig weiter weg nach Flims Laax Falera. Meine Begeisterung über die öffentlichen Verkehrsmittel in der Schweiz hält an. Die Anreise war absolut reibungslos. 
Das Schigebiet ist wirklich riesig. Ich glaube hier könnte man echt nen genialen Schiurlaub  machen.
Nach 2 Gondelfahrten sind wir auf der erste Piste angekommen und los ging es. Jana hat sich um unsere Anfängerin gekümmert und versucht ihr die Grundlagen des Schi Fahrens wieder ins Gedächtnis zu rufen, während ich mit ihrem Freund die erste Abfahrt des Tages gewagt hab. 
Man merkt deutlich, dass Flims Laax um einiges höher liegt als der Flumserberg. Der Schnee hier ist wirklich wesentlich besser. Außerdem bekommt man, dank der Weitläufigkeit kaum mit wie viel eigentlich los ist. Die Pisten sind herrlich lang, sodass man das Fahren einfach wirklich auskosten kann. Vom Schwierigkeitsgrad der Pisten ist auch für jedes Level was dabei. 
Auch das Wetter war gut. Nicht zu warm, ein paar Wolken (die zum Nachmittag hin viele Wolken wurden). Was will man mehr? Eigentlich nichts.
Leider wurde der Tag von einem kleinen Unfall überschattet. Im Lift klingelte mein Handy und oben angekommen, mussten wir erstmal die Bergrettung zu den anderen beiden bestellen. Unsere Anfängerin hat sich leider etwas übernommen und sich bei der letzten Fahrt das Bein sehr unglücklich verdreht, sodass sie nicht mehr weiterfahren konnte. Gut organisiert wie die Schweizer nunmal sind, war sie innerhalb von 10 Minuten an der Bergstation und wurde im Rollstuhl in die Gondel und ins Tal gebracht. Jana kam mit ihr mit und kümmerte sich um die Formalitäten, während ich auf unseren 4. im Bunde wartete und mit ihm die Talabfahrt wagte.
Soweit so gut. Einziges Manko an der Sache: Jana passte nicht ins Auto zum Arzt und so wartete sie im Tal auf uns. Man hatte ihr gesagt, dass man unsere Patientin nach Flims zum Arzt bringt. Nachdem die Schiausrüstungen zurückgegeben waren, haben wir in letzter Sekunde den Bus nach Flims bekommen. Dort angekommen, haben wir uns in die Arztpraxis durchgefragt, wo eine ganze Reihe von Pechvögeln anzutreffen war. Nur unser Pechvogel nicht. Die hatte man - wie wir Dank der Arzthelferin nach mehreren Anrufen herausgefunden haben - doch nach Laax zum Arzt gebracht. 
Ungünstig, weil es inzwischen nämlich recht spät geworden war und es noch genau eine Verbindung zurück nach Zürich gab. Ein Glück ist unsere Patientin mit dem Taxi gerade noch rechtzeitig zu uns gebracht worden. Auf Krücken kam sie angehumpelt mit einem angerissenen Kreuzband und einer Fibulafissur. Aber wenigstens haben wir es noch zurück nach Zürich geschafft. 
Schifahrfazit des Tages: Geil wars! Nach Flims Laax fahr ich definitiv noch öfter (allerdings nicht diese Saison...)
Verletzungsfazit: nicht so toll, aber wenigstens kann ich sagen, dass die Rettungskette gut funktioniert hat

Montag, 12. März 2012

Arbeiten in der Schweiz



Ich dache mir, ich erzähle euch mal ein bisschen, wie hier Medizin gemacht wird.
Man kommt ja kaum umhin mit hohen Erwartungen in die Schweiz zu gehen, schließlich heißt es in Deutschland ja immer, dass hier einfach alles besser sei.
Ein Tag auf der Internistischen Bettenstation schaut folgendermaßen aus:

  • 08:00 Uhr: Arbeitsbeginn Assistenzärzte
  • 08:30 Uhr: (in etwa) Arbeitsbeginn UHUs & Einlesen in die Neueintritte
  • 09:00 Uhr: Röntgenrapport
  • 09:15 Uhr: Rapport (Patientenvorstellung aller (!) seit dem Vortag neu eingetretenen Patienten & Minifortbildung zu nem beliebigen Thema
  • ab spätestens 09:40 Uhr: Kaffepause bis um
  • 10:00 Uhr: 1 - 1,5 h Visite
  • 11.30 Uhr: Fortbildung/Trouble Shooting/Pathologiebesprechung oder ähnliches
  • 12:15 Uhr: Mittagspause
  • 13:00 Uhr: back to work bzw. nochmal Fortbildung an manchen Tagen
  • ab spätestens 14:00 Uhr: Stationsarbeit; Briefe schreiben; arterielle Punktionen; evtl. klinische Tests durchführen; Besprechung mit Konsiliarärzten (die spazieren im Laufe des Nachmittags vorbei; je nach Patienten die gerade da sind); Organisation von Untersuchungen und Auswertunb/Beurteilung von selbigen; Kardexvisite mit den Schwestern; Freitags zusätzlich Wochenendübergaben schreiben
  • 18:00 Uhr: Arbeitsschluss (kann aber auch Mal später werden...)
Samstag und Sonntag haben die Ärzte auf der Bettenstation frei (keine Dienste, keine Bereitschaft, RICHTIG frei!). Diese werden dann von der Notaufnahme mitversorgt. Dafür haben die Ärzte aber eine Wochenarbeitszeit von 50 Stunden pro Woche, woran sich größtenteils auch gehalten wird. Überstunden werden in Freizeitausgleich umgewandelt oder bezahlt.
Im Vergleich dazu: Wochenarbeitszeit in Deutschland ist vertraglich 40 Stunden pro Woche, aber die meisten Ärzte die ich kenne arbeiten locker 60 Stunden pro Woche und mehr. Freizeitausgleich oder Bezahlung der Überstunden sind beide schwer zu bekommen.
Ein Assistenzarzt betreut hier 8 - 9 Patienten (auf meiner Station sind 2 Assistenzärzte) und für eine Station ist ein Oberarzt zuständig (der auch verfügbar ist!). In Deutschland betreut man als Assistenzarzt oft deutlich mehr (nicht selten 1 Assistenzarzt allein auf Station mit 30 Patienten) Patienten.
Die Pflege hat es hier übrigens auch besser. 3 Patienten pro Kopf! Vergleich Deutschland: ca. 10 Patienten pro KrankenpflergerIn.
Ganz wichtig: Blutentnahmen und Nadeln legen sind hier Aufgaben der Pflege. Ich muss auch sagen, ich finde, dass die Pflege hier auch besser ausgebildet ist, was zu einem viel kollegialeren Verhältnis zwischen Ärzten und Pflege führt. Finde ich sehr angenehm!
Grundsätzlich muss ich sagen: das Gesundheitssystem ist hier mit Sicherheit besser als in Deutschland. Die Arbeitsbedingungen sind sicherlich kein Zucker schlecken, aber sie sind wesentlich geregelter als in Deutschland und werden vor allem besser eingehalten. Auch die Bezahlung ist besser als in Deutschland. Und Medizin mit genug Personal macht einfach mehr Spaß!
Man muss aber auch sehen, dass hier das soziale Netz nicht so gut ist wie in Deutschland. Viele Sozialleistungen gibt es einfach nicht oder sie sind deutlich schlechter. Ein Beispiel: ich habe mich mit einer schwangeren Ärztin unterhalten. Man bekommt in der Schweiz 4 Monate Mutterschutz. Das schließt Fehlzeiten vor der Geburt mit ein! Jeden Tag den man länger nicht arbeitet muss als unbezahlter Urlaub genommen werden.
Es hat glaube ich alles seine guten und schlechten Seiten. Ich muss sagen ich arbeite hier sehr gern. Diese angespannte Atmosphäre, die es in so mancher deutschen Klink wegen befristeter Verträge, Einstellungssperren und chronischer Unterbesetzung gepaart mit völliger Überarbeitung gibt, habe ich hier noch nicht erlebt. Die Stimmung ist gut und das obwohl viel gearbeitet wird und das ist sehr angenehm. Es gibt viele Fortbildungen, bei denen man wirklich was lernen kann, aber auch auf Station ist im Normalfall Raum für Fragen. Ich habe es keine Sekunde bereut für‘s PJ hierher gegangen zu sein. Man ist hier nicht der Blutabnahmedepp, sondern wird tatsächlich als Mitglied des Teams wahrgenommen.
Ich konnte vorher nie so Recht glauben, dass an den endlosen Schwärmerein die Schweiz betreffend wirklich alles stimmen soll. Aber bisher kann ich dem Lob nicht widersprechen.

Samstag, 10. März 2012

10.03.2012 - Ab auf die Piste!


Es ist ja nicht möglich in der Schweiz PJ zu machen und nicht wenigstens einmal Schi fahren zu gehen. Es gibt zu viele gute Schigebiete und Schnee fast vor der Haustür als dass man das nicht machen könnte. 
Genau deshalb sind Jana und ich heute um 5 Uhr Früh aufgestanden, haben uns in unsere Schianzüge geschmissen und sind zum Bahnhof gestapft. Die SBB hat ein ganz gutes Angebot bei dem man die Tageskarte 20% ermäßigt bekommt, wenn man sie in Verbindung mit dem Zugticket kauft. Nennt sich Snow‘n‘Rail und lohnt sich. außerdem sind die Zubringerzüge so getaktet, dass man in den Zug einsteigt, evtl. in nen Bus oder direkt in die Seilbahn einsteigt und so mit dem kleinstmöglichen Zeitaufwand auf der Piste steht.15% Rabatt auf die Leih-Schiausrüstung gibt es übrigens auch noch.
So sind wir also um 9 Uhr dann am Flumserberg auf der Piste gestanden. Das Wetter war traumhaft: strahlend blauer Himmel, keine Wolke und eine unglaublich tolle Aussicht.
Der Schnee war bei Temperaturen von bis zu 13°C nur so mittelmäßig und auch recht schnell zerfahren, weil echt viel los war. Aber das hat nicht interessiert, es hat echt Spaß gemacht! Von der Größer her ist der Flumserberg n Schiegebiet, das man an einem Tag sehr locker einmal komplett abfahren kann. Aber das reicht ja!
Nachdem wir den ganzen Tag auf der Piste verbracht haben und uns zwischendurch in einer der Hütten gestärkt hatten, sind wir abgefahren. Auch bei der Rückfahrt muss ich die SBB wieder loben. Minutengenaue, pünktliche Anschlüsse. Wenn ich bei der Deutschen Bahn weiß, dass ich 3 Minuten Umsteigzeit habe, dann weiß ich auch, dass ich mir den Anschluss in 80% der Fälle in die Haare schmieren darf. Hier ist es wirklich wie ein Uhrwerk. Faszinierend und absolut ungewohnt, wenn man hauptsächlich in Deutschland und Italien Zug fährt.
Tagesfazit: die 100 CHF haben sich auf alle Fälle gelohnt. Ich kanns nur wärmstens empfehlen!

Loving it!


Dienstag, 6. März 2012

06.03.2012: Day 7 & flying solo!

Meine erste Woche ist vorbei! So langsam habe ich mich auch eingelebt. Ich kenne das Pflegeteam, die Physiotherapeuten, den Sozialarbeiter und ich weiß wer Konsiliararzt für welches Fach ist und immer mal wieder nachmittags reinschneit und nach Patienten fragt.
Außerdem hab ich die wichtigsten Telefonnummern im Kopf (besonders wichtig: die von der Telefonzentrale!).
Heute ist Dienstag und entsprechend ist Oberarztvisite. Meine Assistenzärztin ist ein wenig angeschlagen. Gestern hatte sie abends wohl 40°C Fieber und fühlt sich generell etwas grippig. Mit freundlichen Grüßen von Herrn S., der unter anderem deshalb hier ist...
Unser Oberarzt ist wirklich nett und meint gleich, ob sie nicht Heim gehen will. Sie meint, dass sie das schon packt. Soweit so gut, also auf zur Visite. Nach Patient Nummer 5, meint der OA zu mir in witzelndem Tonfall: „Also wenn das so bleibt, musst du die Station schmeißen“. „Ja, klar“, meine ich darauf.

Wir machen weiter mit der Visite und man merkt, dass es der AA langsam aber sicher schlechter geht. I. (der OA) zieht seine Konsequenzen und verdonnert sie zum Fieber messen. 39°C trotz Paracetamol. Das heißt ab nach Hause.
Zusammen schreiben wir noch schnell eine ToDoListe für mich und ich bekomme ne Liste mit ein paar Funknummern. Auf dem Weg nach draußen drückt sie mir noch ihren Funk in die Hand und mein Schicksal ist besiegelt.
Ich weiß nicht ob ich einfach mal kurz in Panik geraten oder mich geehrt fühlen soll, dass man mir das zutraut.

Wie auch immer, für emotionale Ausbrüche ist keine Zeit, ich bin nämlich ohnehin viel zu spät dran für die Mittagsfortbildung. Deswegen muss ich mich auch vor versammelter Mannschaft in den Hörsaal schleichen. PEINLICH!
Noch peinlicher ist allerdings, dass der Funk natürlich genau in der Sekunde losgeht, nachdem ich mich hingesetzt habe. Also muss ich wieder an allen vorbei nach draußen und darf mich ans Telefon hängen.
„Hier spricht Blupp von der Krankenversicherung Bla. Es geht um den Rehaantrag von Herrn V. ...“. Ach du je (je bitte mit einem beliebigen Ausdruck ersetzen der großen Unmut ausdrückt). Woher soll ich das denn bitte wissen??? Ob und wie viel Rehapotential da noch vorhanden ist, ob der nicht direkt nach Hause kann, ob er in eine Übergangspflege muss. Schlussendlich erkläre ich der Dame, dass ich der Ansicht bin, dass der Patient unbedingt nach den 6 Wochen in der Klinik in eine Reha muss und sie doch bitte alles weitere mit meiner Kollegin besprechen soll, die sie zurückrufen wird.

Während ich am Telefon hing, hat die Mittagsfortbildung ein Ende gefunden und alle sind in Richtung Kantine gelaufen. Praktischerweise fehlt mir momentan noch ziemlich die Orientierung hier im Spital, was bedeutet: wenn ich jetzt den Anschluss verliere, dann finde ich weder was zum Essen (zu überleben) oder die Station wieder (vielleicht etwas ungut...).
Also lege ich einen kleinen Sprint in die hoffentlich richtige Richtung ein und renne beinnahe in den Leitenden Arzt. Ein Glück ist der freundlich...

Nach einem schnellen Mittagessen geht es zurück auf Station und ich muss das Tagesgeschäft schmeißen.
Ich sag‘s euch... Ich hab Innere Medizin echt gern gelernt, es hat mir Spaß gemacht und mich interessiert das Fach wirklich. Aber trotzdem wurden mir manchen Lücken doch schmerzlich bewusst.
Zum Beispiel hatte ich einen Patienten auf Station, dessen Blutzucker bei einem bekannten Diabetes entgleist ist. Soweit so schlecht. Da rattert dann das was man in Innere gelernt hat im Hirn und man stellt nach einem Blick auf seine Medikation fest: der Mann braucht mehr Insulin. Nur wie viel? Zu wenig und der Blutzucker bleibt weiterhin deutlich zu hoch. Zu viel und ich sorge dafür dass er in die Hypoglykämie rauscht. Beides nicht wünschenswert. Oder reicht es doch einfach nur das Nachspritzschema anzupassen?? Die Medikamente kenne ich ja alle, genau wie die Grundlagen der Diabetestherapie, aber Dosen haben wir an der Uni nicht gelernt...
[Für die Nichtmediziner: Zuckerkranker Patient mit viel zu hohem Blutzucker. In dem Fall hat er mehr Insulin gebraucht. Im Prinzip ne einfache Sache, aber die Dosis muss stimmen, sonst ist der Blutzucker entweder weiter zu hoch (=ungesund bis gefährlich) oder viel zu niedrig (genauso ungesund und gefählich...)]

Ein anderer Patient war mit Marcoumar bei Vorhofflimmern oral antikoaguliert [Marcoumar ist ein Medikament, das die Blutgerinnung hemmt. Bei Vorhofflimmern (eine unkoordiniertes, nicht rhythmisches Schlagen der Vorhöfe) kann es zur Bildung von Blutgerinnseln kommen, die auch mal ins Gehirn schießen können (Schlaganfall...). Um das zu vermeiden wird die Gerinnung gehemmt.] außerhalb des Zielbereichs. Bei dem Laborwert war mir auch klar: Dosis muss gesteigert werden. Aber auch hier wieder das Problem: wie viel denn bitte???

Glücklicherweise war der Oberarzt im Hintergrund immer zu erreichen und anscheinend waren meine Fragen gar nicht so bescheuert wie sie mir vorkamen. Klinische Routine lernt man halt einfach nicht aus dem Lehrbuch...

Die Pflege war jedenfalls happy mit mir (musste ja auch die nachmittägliche Kardexvisite abhalten), die Fragen der Konsiliarärzte konnte ich beantworten und der Funk hat nur noch wegen machbaren Fragen geklingelt.
Mein Anpassungsvorschlag für die Schmerztherapie einer Tumorpatientin wurde ohne Beanstandung abgenickt (ich hab das erste Mal einfach so Opiate verordnet! Kein Abzeichnen, nichts!) und den Austrittsbericht für den anderen Patienten habe ich auch fertig gemacht.
Fazit: Zwischenzeitlich hatte ich immer mal wieder den Drang meinen Kopf ins Klo zu halten und einfach auf die Spülung zu drücken. Aber irgendwie ging‘s! Ich war echt den ganzen Tag am Schwimmen und am Nachschlagen, aber ich hab‘s trotzdem gemeistert und da bin ich echt stolz drauf! Aber so kaputt war ich nach einem Tag Klinik schon lang nicht mehr und den Funk abzugeben, war sowieso das beste Gefühl des Tages.

Samstag, 3. März 2012

03.03.12 - Zürich: First Impressions

Kaum zu glauben. Meine erste Woche im PJ ist schon vorbei! 
Nachdem ich meine ersten Tage nur in der Klinik, mit Einkaufen und Organisationskram verbracht habe ist es jetzt allerhöchste Zeit auf Erkundungstour zu gehen. 
Das Wetter ist der absolute Wahnsinn (knapp 20°C, blauer Himmel  und strahlender Sonnenschein), weshalb es naheliegend ist, das Fahrrad zu nehmen. 
Mein erstes Ziel: der Kreis 5. Ich gebe zu, das ist nicht wirklich DIE Sightseeing Location, aber ich hab einerseits Lust zu radeln und andererseits will ich eine Runde knipsen. Davon abgesehen hat mein Taschentick zugeschlagen und will, dass ich den den „Freitag-Tower“ genauer inspiziere.

Der Freitag Tower
Der Kreis 5 Iiegt im Zürcher Westen und ist so gar nicht Zürich. Wenn ich an Zürich denke, dann fallen mir in ersten Linie kleine Häuschen und schmale Gassen ein. Der Kreis 5 war früher einmal das Industrie- und Arbeiterviertel. In den 1980ern starb das Viertel aus, die Arbeiter zogen weg und es kamen die Studenten und Künstler und es mutierte zum Trendviertel. Soviel dazu. Was ich ganz spannend finde, ist die Tatsache, dass das Viertel voller Gegensätze ist. Einerseits stehen noch viele alte Fabrikhallen, die heute anderweitig genutzt werden, andererseits gibt es hier sehr viele hochmoderne Bauten. 
Old & New
Der Freitag Tower ist auch eine witzige [Für die Menschen ohne Taschentick: die Freitag Taschen sind diese (Umhänge)Taschen, die aus alten LKW-Planen gefertigt werden und (leider) sauteuer sind] Sehr passend zur Markenphilosophie haben die Herren Freitag einen Turm aus 17 alten Überseecontainern bauen lassen. Hier findet sich auch - wie könnte es anders sein - ein Freitag Flagshipstore. Auf 3 Etagen gibt es alle Modelle der Firma. Wenn man sich durch diese gekämpft hat (der Laden war echt absolut rappelvoll!), kann man über mehrere Treppen, die Spitze des Turms erklimmen. Von dort aus hat man eine ganz nette Aussicht über die Stadt.
Wer das entsprechende Kleingeld hat, kann hier übrigens auch hervorragend shoppen. Was ich besonders cool fand, waren die vielen Läden, die unter den Bögen des alten Eisenbahnviadukts ihre Lokale haben. Hier merkt sich auch, dass man im Trendviertel der Stadt ist. Viele kleine Designer haben hier einen Laden. 
Viadukt
Mir gefällt die Atmosphäre hier sehr gut. Es gibt an jeder Ecke was zu sehen und es einfach ein bisschen anders als der Rest von Zürich. 
Ich bin später natürlich auch noch ein wenig in die Altstadt. Die ist sehr verwinkelt und verschnörkelt. Hübsch, aber einfach der totale Gegensatz.
Das war‘s auch schon für heute. Nur Impressionen sammeln.
Zürich am Abend