Freitag, 27. August 2010

Bookfestival

Und noch ein Festival! Juhu! Ihr merkt schon, es nimmt kein Ende mit den Festivals in Edinburgh.
Dass ich Leseratte nicht um ein Buchfestival rumkomme ist ja klar, oder?
Zur gleichen Zeit wie der Fringe und das Edinburgh International Festival die Stadt einnehmen, wird auch der Charlotte Square von Zelten eingenommen. Bücherzelten. Das heißt: mobilie (teure…) Buchläden, ein Signierzelt, mehrere Zelte in denen es Lesungen gibt und, in der Mitte von alldem: eine grüne Wiese mit Sitzgelegenheiten, zum Lesen. Sehr schön!

Ich war gestern Abend kurz dort und habe mir das Ganze mal näher angesehen. Alles in allem, wie oben bechrieben und ganz nett. Leider sind die Bücher mit dem Listenpreis für Großbritannien relativ teuer und Angebote gibt es auch keine, also verkneife ich mir irgendwelche Spontankäufe und beschränke mich auf’s Umsehen. Nach ner halben Stunde war alles ausgiebigst betrachtet und ich wollte mich auf den Weg in die Stadt machen, um mich mit den anderen zu treffen.
Bevor ich den Vorsatz in die Tat umsetzen konnte ist mir allerdings das Programm in die Hände gefallen und ich habe mir angeschaut wer denn noch so Lesungen hält bis zum Ende am Sonntag. Ich dachte noch so bei mir „naja, Joanne Harris oder so wäre ja shcon interessant, aber wozu Geld für eine Lesung ausgeben?!?“. Auf der Seite für den 27. August trifft mich fast der Schlag, denn Joanne Harris macht doch tatsächlich genau am Freitag eine Lesung. Das ist Schicksal. Aber 8 Pfund für eine Lesung? Hm… ich überlege es mir. Kann ich morgen ja spontan auch machen.

Freitag Früh bzw. spät. Es ist 10! Scheiße, verpennt!! Also Beeilung, anziehen, ins Bad, Tasche für alle Eventualitäten wappnen und ab zum Bus. Toll, der nächste kommt in 15 Minuten. Die Lesung beginnt um 11.30 und ich habe noch keine Karte. Shit, das wird knapp, der Bus braucht ja doch ein bisschen bis er dort ist. Ich lass es auf einen Versuch ankommen. Hürden die es zu bewältigen gilt:
1)                  Vor 11.30 dort ankommen
2)                  Noch eine der Karten zu bekommen (gestern Abend gab es nur noch eine Hand voll)
3)                  Noch ins Lesungszelt dürfen
„Wenn das alles klappt, dann ist es ein Wink des Schicksals und ich muss mir die Lesung anhören“.
Um 11.28 Uhr bin ich am Charlotte Square, ich bekomme das allerletzte Ticket und ich werde von einem der Leute die fürs Festival arbeiten zum Zelt gebracht.
Ich bekomme trotz meines späten Erscheinens sogar noch einen recht guten Platz und dank meinem sehr pünktlichen Zeitmanagements (ähm, ja… oder so ähnlich), geht es 3 Minuten später auch los. Moderator und Autorin stellen sich vor, es wird ein bisschen was vorgelesen (ich glaub das neue Buch ist spannend, aber das steht eh seit Juni auf der Bücherkaufliste) und dann darf man Fragen stellen.
Es ist wirklich interessant, Joanne Harris über ihre Bücher, über den Schreibprozess an sich und noch viele andere Sachen reden zu hören. Ich bin positiv überrascht. Und: sie ist wirklich, wirklich sympatisch.
Nach ca. 1,5 Stunden, die die Lesung gedauert hat, signiert sie noch Bücher. Ich lese passenderweise gerade ein Buch von ihr und habe mir spontan (ja… ich kanns nicht lassen, verdammet!), ein anderes Buch von ihr (das stand aber auch auf der Liste) gekauft. Die sind jetzt beide von ihr signiert. Hab noch kurz mit ihr geredet und ein Foto hab ich auch.
Interessante Erfahung muss ich sagen! Würde ich je nach Autor auch nochmal machen, auch wenn ich absolut nicht in den Altersschnitt (ca. 60) passe. Aber wayne interessiert das schon!

Dienstag, 24. August 2010

Viele, viele Schlösser

Es gibt hier so einiges an Schlössern, Burgen und Ruinen. Was man davon in Edinburgh gesehen haben sollte, ist der Palace of Holyroodhouse (noch heute die Residenz der Queen wenn sie mal in Schottland ist) und das Edinburgh Castle.
Das Castle von den Princes Street Gardens aus - beeindruckende Kulisse

Zuerste habe ich mir das Castle vorgeknöpft. Dank meiner Verpeiltheit (ich habe verpennt) und dem Fringe (viel zu viele coole Sachen in der Stadt), bin ich erst gegen drei im Castle aufgeschlagen und hatte entsprechend noch ca. 2,5 Stunden um mir alles anzusehen. Um das schonmal vorwegzunehmen: machbar, aber man muss sich ranhalten. Ich würde mehr Zeit empfehlen.
Das Edinburgh Castle ist schon sehr beeindruckend und man kann eigentlich auch nicht in Edinburgh gewesen sein ohne dieses legendäre Schloss besichtigt zu haben, aber leider ist es ein teurer Spaß: 14 Pfund für einen Erwachsenen (und nein, es gibt keinen Studentenrabatt!). Damit aber nicht genug: der Audioguide (wenn man den denn haben möchte) kostet nochmal 3 Pfund. Es gibt zwar eine kurze (30 Minuten Führung), die einen groben Überblick vermittelt, aber der Überblick ist wirklich nur sehr grob. Wenn man mehr wissen möchte als den einen Satz der zwischendurch mal auf irgendwelchen Tafeln steht, dann empfielt es sich auf jeden Fall das Geld noch auszugeben.
Zum Schloss selbst: wenn man sowas mag (wie ich ^^), dann ist es wirklich interessant. Hier haben sich wahnsinnig viele historische Ereignisse abgespielt und der Ausblick ist einfach der absolute Hammer!
Ausblick in Richtung Calton Hill - in echt ist es viel schöner!
Das Schloss hat tatsächlich einiges zu bieten: von der Geschichte Mary Stuarts (a.k.a. Mary Queen of Scots) über verschiedenste Eroberungen, die Kronjuwelen, ein Gefängnis, Waffen über Waffen, eine Gedenkkirche für alle Gefallenen Schotten seit dem ersten Weltkrieg, und und und. Kurz gesagt, es wird einem bestimmt nicht langweilig. 
kleine Anekdote: das ist der Hundefriedhof im Castle. Dort wurden die treuen Hunde von Soldaten begraben (das Castle diente lange Zeit als Kaserne)
Mons Meg - eine 6 Tonnen schwere Kanone. Das war Anno 15irgendwas ein Hochzeitsgeschenk. Wer will sowas auch nciht im Vorgarten stehen haben?

Allerdings sollte man sich für Geschichte interessieren, da die Hauptinformationsquelle der Audioguide ist. Besonders viel "Hands on experience" gibt es nicht.
Mein Fazit: teuer (leider), aber doch sehenswert.

Ein paar Tage später habe ich mich ins Holyroodhouse begeben. Vor ein paar hundert Jahren war das eigentlich ein Kloster, das aber gern Adlige beherbergt hat und entsprechend prunkvoll war. Interessanterweise haben die meisten Monarchen, wenn sie mal in Edinburgh waren, dort gewohnt, weil es im Castle so sehr gezogen hat. Ganz billig ist auch Holyrood nicht, aber wenigstens gibt es einen Studentenrabatt und der Audioguide ist inklusive. Der Spaß kostet 9 Pfund und ein paar Zerquetschte.
Holyroodhouse
Holyrood ist längst nicht so groß wie das Castle, aber die Räume die man besichtigen darf, sind sehr schön hergerichtet und die Infos dazu sind auch meistens interessant. Wer schon immer mal dort sein wollte, wo Mary Queen of Scots gewohnt hat, wo sich Eifersuchtsdramen, Mord und Totschlag abgespielt haben, dass jede Telenovela vor Neid erblassen könnte, der ist wirklich gut mit einem Besuch beraten.
Fotos von Innen habe ich übrigens keine. In jedem Raum ist ein Wachhund aufgestellt, der aufpasst dass man nicht doch knipst...
Holyrood Abbey - Holyrood bedeuted übrigens "heiliges Holz"
Wenn man sich Innen alles angesehen hat, kann man noch durch die Gärten promennieren und die Ruinen der alten Hollyrood Abbey (die im "Backgarden" der Queen stehen) ansehen. Die Ruinen sind sehr schön. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie das früher mal ausgesehen haben muss.
Fazit: Holyrood ist längst nicht so prachtvoll wie der Buckingham Palace, aber trotzdem sehr schön. Meiner Meinung nach lohnt sich der Besuch und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist besser als im Castle, wenn auch der Ausblick fehlt. Wie auch immer: man ist nur einen Katzensprung vom Arthur's Seat entfernt. Von da aus soll der Ausblick auch phänomenal sein.

Sonntag, 22. August 2010

Rosslyn Chapel

Heute bin ich etwas aus der Stadt rausgefahren. Nach Roslin, um mir Rosslyn Chapel anzusehen. Seit Dan Browns „The Da Vinci Code“ (Buch und Film) ist die Kirche ziemlich bekannt und wurde mir auch von den Leute auf Station als sehr sehenswert empfohlen.
Deshalb habe ich mich morgens mit Lydia getroffen. Ursprünglich wollten wir uns Fahrräder mieten und nach Roslin radeln (es sind nur 6 Meilen dorthin), aber es war schrecklich windig und sah doch sehr nach Regen aus. Deshalb sind wir schlussendlich doch mit dem Bus gefahren (es fährt sogar ein direkter Bus dorthin).
Mit 7.50 £ ist der Eintritt wirklich gesalzen, aber es hat sich gelohnt. Es gibt eine kurze Einführungsausstellung und einen Film über die momentanen Restaurierungsarbeiten an der Kirche, bevor man zur Kirche kommt. Die Kirche ist momentan leider von Baugerüsten und ähnlichem umgeben, sodass man nicht alles sieht.
Sehr schade…
In der Kirche wird man erschlagen von den ganzen Ornamenten und den ganzen Touristen (die haben bis zu 30.000 Besucher pro Monat!). Sobald man sich von dem ersten „Wow!“ erholt hat, gibt es verschiedene Tafeln, die einem die Symbolik in der Chapel erklären. Sehr interessant, muss ich sagen. Und, sobald man sich einen Moment Zeit nimmt sich alles genauer anzusehen auch sehr schön und wahrlich untypisch für eine Kirche.
Ich kann sehr gut verstehen warum es so viele Mythen gibt, die sich um diese Kirche ranken. Vom Heiligen Gral bis zu Elvis Presley sind angeblich so ziemlich alle mystischen/historischen/religiöse und verschollene Gegenstände in der Rosslyn Chapel versteckt.
Es gibt übrigens auch eine Guided Tour, die im Eintrittspreis enthalten ist. Solltet ihr also dorthin wollen, dann schaut wann die losgehen, es lohnt sich.
Hier noch eine kurze Geschichte. Die eine Säule „The Master Masons Pillar“ wurde von dem Steinmetz gemacht, der für alle Arbeiten in der Kirche verantwortlich war. Als es mit dieser fertig war, wurde ihm ein Modell einer zweiten Säule gezeigt, die er meißeln sollte. Nun war er aber der Ansicht, dass er noch nicht gut genug war um diese Säule zu meißeln und ging deshalb nach Rom um dort für 4 Jahre lang, die Kunst zu studieren und sich zu verbessern um sich dann an sein Meisterwerk zu machen. Zurück in Rosslyn musste er aber feststellen, dass sein Lehrling die Säule bereits fertiggestellt hatte. Vor Wut erschlug er seinen Lehrling und floh. Einige Zeit später wurde er aber gefangen und zum Tode verurteilt.
Sehr blutige Geschichte.
The Master Masons Pillar. Von der anderen Säule hab ich leider kein Foto, weil Fotos... ähm, nur so halblegal sind.

Wenn man sich die Kirche angeschaut hat, dann lohnt es sich auf jeden Fall noch zu den Ruinen von Rosslyn Castle zu spazieren. Man sieht ein bisschen was vom Glen Rosslyn und der wunderschönen Landschaft.
Lucifer
Alles in allem ein schöner Ausflug und ich kann ihn definitiv weiterempfehlen. Wenn ich auch für euch hoffe, dass bis ihr dorthin kommt, die Bauarbeiten abgeschlossen sein werden.

Samstag, 21. August 2010

Wie ich den Calton Hill gerettet habe

Heute habe ich den „Calton Hill“ bezwungen. Zugegebenermaßen jetzt keine sportliche Höchstleistung, aber doch ein schöner Spaziergang auf „Edinburgh’s Akropolis“ und der Ausblick von dort auf die Stadt ist der absolute Hammer! Man sieht bis zu den Firth of Forth auf der einen Seite und die Altstadt, das neue Parlament, Arthur’s Seat, das Castle und so weiter auf der anderen Seite.

Die dort zu sehenden Monumente sind teilweise etwas… fragwürdig? Nun ja. Die meisten davon stammen auf jeden Fall aus viktorianischen Zeiten. Der Sinn von den ganzen Säulen erschließt sich mir beispielsweise auch nicht, aber den Schotten geht es wohl auch so weil sie es das „Monument of Shame“ nennen (eigentlich ist es aber das "National Monument...).

Nach Sonnenuntergang wollte ich mich wieder auf in die Stadt machen (es ist wohl unratsam sich nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Calton Hill aufzuhalten).
Als ich aufbrechen wollte, sah ich in meinem Augenwinkel irgendwas aufflammen. Komisch, dachte ich mir, das will ich mir jetzt genauer anschauen. Gedacht, getan und nochmal zurückgelaufen. Dort erwartet mich ein Feuerchen. Flächenmäßig nicht rießig, aber brennt schon „gscheit“. Mit mir stehen noch 2 Kerle dort, die auch vom Feuer angelockt worden sind und wir beschließen die Feuerwehr zu rufen. Nachdem die beiden Spanier waren und nicht besonders gut Englisch gesprochen haben, habe ich mein Handy gezückt und die Feuerwehr verständigt.
Die Sirenen ertönten auch alsbald und wir sind los um uns umzusehen woher die wohl kommen, um die Feuerwehr eventuell einweisen zu können. Wir haben sie nur dummerweise nicht gefunden. Die Spanier haben sich dann verabschiedet und ich bin nochmal zurück zu der Stelle wo es gebrannt hat. Zu dem Zeitpunkt hat es auch sehr verbrannt gerochen und die Feuerwehr wahr gerade mit dem Löschen fertig (was die Pfützen bewiesen…).
Feuer war aus, Feuerwehr am zusammenpacken und der Calton Hill gerettet. Alles mein Verdienst.
Ich hatte Fotos von dem Feuer, aber irgendwie sind die verschollen… Sehr komisch. Deshalb gibt’s nur ein Foto von der Feuerwehr ;)

Warum ICU manchmal wirklich scheiße ist!

Ok Leute. Ich bin heute ernsthaft angekotzt von meiner Famulatur!
Das liegt nicht am Team (die sind alle sooooo nett!), sondern an den Patienten… Nein, sie sind nicht quengelig oder nerven, weil sie ständig wegen ncihts klingeln. Das alles geht auf der ICU ja nicht. Die meisten sind ja sediert (im „künstlichen Koma“) und beatmet.
Die Intensivstation auf der ich bin ist eine sehr große Station (20 Betten) und wir haben einen großen Patientendurchlauf. Positiv (Patienten die nach einer OP eine bestimmte Zeit intensivmedizinisch betreut werden müssen, dann auf die Normalstation verlegt werden und gesund und happy wieder rausspazieren) wie negativ (Patienten, die schwere Unfälle haben, nach eine NotOP nicht mehr auf die Beine kommen oder aus irgendwelchen anderen Gründen nicht wieder gesund werden).
Letztere kotzen mich heute wirklich an. Die können natürlich nichts dafür, aber ich erzähl euch mal was ich in den letzen 2 Tagen an solchen Patienten gesehen hab:
Mr. M, 78: rupturiertes Aortenaneurysma (= eine Aussackung der Hauptschlagader, die zerreißt. Blutet sehr stark und ist hochgradig lebensgefählich), wurde als Notfall in die Klinik gebracht operiert und hat die OP erstmal überraschend gut überstanden. Innerhalb von 2 Tagen wurde respiratorisch extrem schlecht (heißt: es wird eine sehr invasive Beatmung benötigt, was wiederum nicht gut für die Lunge ist), war im Nierenversagen (die Niere entgiftet das Blut nicht mehr richtig und diese Substanzen sammeln sich im Blut. Sehr schlecht, wenn man diese Stoffe nicht durch eine Dialyse maschinell herausfiltert) und hat aufgehört über den Darm Nahrung zu absorbieren. Ich war dabei als wir seiner Familie sagen mussten, dass eine weitere Therapie nicht erfolgversprechend ist und wir keine Reanimation einleiten werden, sollte er ein Herzversagen haben. Ich saß seinem Bruder gegenüber, als das gesagt wurde. Der Ausdruck in seinen Augen… ich hätte heulen können. Das war am Donnerstag, am Freitag Vormittag ist er gestorben. Seine Familie ist um ihn herumgesessen.
Mr. R, 38: hatte einen schweren Motorradunfall und hatte von Anfang an eine extrem schlechte Prognose. Die wurde seiner Frau und seinen Eltern auch mitgeteilt. Die Frau ist vollkommen zusammengebrochen und war nicht mehr zu beruhigen. Am Donnerstag nacht hat sich unsere Prognose bewahrheitet und er ist gestorben. Er hatte 2 Kinder: 1 und 4 Jahre alt.
Frau B, 66: war schon seit 2 Monaten auf der ICU. Asthmatikerin und immer wieder wegen pulmonalen Problemen in der Klinik gewesen. Bis auf die Lungenprobleme ist sie aber recht rüstig, sitzt wach in ihrem Bett und wird über ein Tracheostoma beatmet. Bis auf die Lunge geht es ihr gut. Aber diese sind nicht zu beheben und ihre Situation wird seit sie hier ist schlechter und nicht besser. Nun hat sie auch noch eine Pneumonie (Lungenentzündung) und ist septisch. Aber trotzdem sitzt sie im Bett, und verständigt sich mit Händen und Füßen. Sie will unbedingt wieder gesund werden, nur wird das leider nichts mehr. Die Ärzt entscheiden also mit der Familie die Beatmung auszuschalten. Ich sitze am Desk und schlage Sachen nach, als mein Blick auf ihren Bildschirm fällt (wir haben dort unsere Kontrollzentrale). Erst immer mehr Arrhythmien (unregelmäßiger Herzschlag), dann nimmt die Sättigung weiter ab, der MAP (mean arterial pressure, der arterielle Mitteldruck) sinkt auf null. Im EKG sieht man noch sporadische elektrische Aktivitäten, dann auch dort die Nulllinie. Sie ist tot. Allein in ihrer Ecke, die Familie ist vor einer Stunde nach Hause gegangen.
Frau K., 85: ebenfalls ein rupturiertes AAA, hat die Geschichte aber recht gut überstanden und ging nach 4 Tagen auf Normalstation (meine erste eigene Patientin). Kurz vor ich heute los wollte, habe ich noch mitbekommen, dass sie wieder kommen wird. Verdacht auf Schlaganfall.
Irgendwie viel, für 1 Tag, sagen sogar die Ärzte. Und es lässt einen die Erflogsgeschichten, die man feiern kann fast vergessen. Ich kann sowas normalerweise recht gut ausblenden, aber die letzten 24 Stunden waren einfach heftig. Ich geh jetzt in die Stadt, ich brauche Ablenkung. Zum Glück ist Fringezeit!
Inzwischen habe ich das Gefühl, dass diese Famulatur, die heftigste werden könnte, die ich bisher hatte…

Mittwoch, 18. August 2010

Mein erster eigener Patient

Tag 3 meiner Famulatur, nach der Morgenbesprechung. Der Consultant hat mir Frau X als Patientin zugewiesen. Mir ALLEIN! Das heißt ich muss ihr tägliches Assessment machen, einen Treatmentplan erstellen, alles in ihrer Akte notieren und dann bei der Grand Round vorstellen. Oh my fucking god! Es ist doch erst mein dritter Tag! Ich hab doch erst einmal ein Assessment mitgemacht! AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!
Panik. Naja nicht gerade Panik, aber doch eine Herausforderung. Der Consultant ist nämlich echt in Ordnung, aber ich möchte doch zeigen, dass ich auch was kann. Also auf zur Patientin ins Zimmer, die Physiotherapeutin fragen, was sie so gemacht hat, ob es Fortschritte gibt, die Schwester nach der Nacht fragen und so weiter. Dann die körperliche Untersuchung (meine Güte ist das Stethoskop scheiße…), Beatmungsparameter überprüfen und anfangen alles aufzuschreiben. Eine von den Ärztinnen in meinem Team kommt zu mir in die Box und fragt ob alles klar ist. Ich meine, dass ich soweit alles erledigt habe und ob ich ihr kurz vortragen darf, was ich bei den Rounds (=Visite) sagen würde. Die Ärtzin hört sich also meine kurze Zusammenfassung der Patientin an und auch meine weiteren Therapievorschläge. Sie meint das passt so. Also erstmal in den „Work Room“ (=Arztzimmer) auf einen Kaffee (dort warten wir immer alle, damit wir dann gesammelt zu den Rounds gehen können).
Wir fangen bei Bett 1 an. Das heißt ich bin als letzte dran und der andere Student (studiert in Edinburgh und hat hier grad Blockpraktikum) ist vor mir dran. Arschkarte…!
Denkste. Der Consultant wird weggerufen als Pascal vorstellen soll (der ist natürlich sehr erleichtert) und kommt genau dann zurück als ich präsentieren soll.
Also stelle ich vor. 85 jährige Patientin, kam als Notfall mit einem rupturierten AAA (abdominales Aortenaneurysma), nachdem die OP im März wegen pulmonaler Vorerkrankung nicht durchgeführt wurde. Sie hat die OP gut überstanden, ist seit 7 Uhr früh nicht mehr sediert und ist gerade am Aufwachen.
Weiters gehe ich auf die körperliche Untersuchung und die Beatmung ein, schlage meinen weiteren „course of treatment“ vor, genauso wie eine Empfehlung was die Schmerztherapie angeht.
Während den vollen 10 Minuten, in denen ich die volle Aufmerksamkeit von einem Consultant, 4 Ärzten, einem Clinical Pharmacologist, einem Studenten und der Schwester habe, schlägt mir das Herz bis zum Hals. Der Consultant stellt noch ein paar Fragen, die dazu dienen uns alle noch etwas zu teachen (das ist hier normal). Es kommt ein Sticker mit Unterschrift in die Akte, meine Vorschläge werden so umgesetzt, wie ich mir das gedacht habe. Keine Änderungen. Und ein „very well done!“ vom Consultant.
Nailed it! YES!

Dienstag, 17. August 2010

Das Edinburgh Tattoo

Vorneweg: dieser Eintrag hat nichts mit Tattoos oder anderer Körperkunst zu tun, ich bin weiterhin untätowiert, also keine Sorge.
Edinburgh ist eine Festivalstadt und ich habe mir die beste Festivalzeit zum Famulieren ausgesucht. Zeitgleich finden diverse Kulturfestivals (Edinburgh Fringe, Edinburgh Festival, Edinburgh Book Festival) und das Edinburgh Tattoo statt. Zu den erstgenannten werde ich euch später mehr erzählen, nur so viel: man kann hier keinen Schritt durch die Altstadt laufen ohne Flyers in die Hand gedrückt zu bekommen oder eine Truppe von Street Performers zu sehen, von Künstlern angesprochen zu werden oder, oder, oder! Es ist die Hölle los. Ein buntes Treiben, es ist wirklich der Hammer!
Ich hatte kurz vorher realisisert, dass das Tattoo noch stattfindet (hatte gedacht es wäre schon vorbei) und bin ins Ticketbüro gestolpert. Überraschenderweise hatten die sogar noch Restkarten, aber die waren mir definitiv zu teuer. Also habe ich das Spektakel erstmal von meiner Liste gestrichen und wollte zu einem späteren Zeitpunkt nochmal nach Karten schauen. Ich bin ja flexibel.
Achso… ich sollte vielleicht für die Unwissenden kurz erklären was das Edinburgh Tattoo ist. Es handelt sich dabei und eine Art Militärparade. Vor dem Edinburgh Castle werden Tribünen für tausende von Zuschauern errichtet und für 3 Wochen, präsentieren Abend für Abend diverse „Military Marching Bands“ (wer das vernünftig übersetzen kann soll sich melden), Tanztruppen und andere Truppen ihre „Kunst“. Das Ganze gibt es seit 60 Jahren und es wurde eigentlich initiiert um die Moral der Truppen nach dem zweiten Weltkrieg zu stärken.
Wer mich kennt, weiß: nicht so ganz meins, aber wenn man im August in Edinburgh ist und die Chance hat, dann muss man das gesehen haben (und das sage ich nachdem ich dort war).
Soweit sogut, aber ohne Karte wird’s halt doch nichts. Zusammen mit Lydia bin ich, nachdem wir uns gegen die teuren Karten entschieden haben über die Royal Mile geschlendert. Wir haben uns diverse Straßenkünstler angeschaut (von lustig, bis gefährlich und grotesk gibt es echt alles!), sind hoch zum Schloss gelaufen und haben Fotos gemacht. Auf dem Weg zum Castle sind wir einem Typen begegnet, der 3 von den teuren Karten, die wir gerade ausgeschlagen hatten, loswerden wollte. Um halb 9 (Showbeginn um 9), wollte er aber immer noch den vollen Preis haben. Also doch nichts. Nach einer kurzen Fotosession am Castle haben wir beschlossen uns auf den Heimweg zu machen und vorher noch einkaufen zu gehen. Das war wenigstens der Plan. Wir sind aber in eine Frau mit 2 Karten gerannt. Die teuersten, die es zu kaufen gibt. Fragen kann man ja mal. Sie will 30 pro Kopf. Bevor ich zu handeln anfange, höre ich den Akzent und frage woher sie kommt: Österreich. Also gehen die Verhandlungen auf deutsch weiter und wir bezahlen für die beiden Karten 25 Pfund (eigendlicher Preis: 100 Pfund…!). Geniale Spontanaktion!
Wir gehen also gleich zu unseren Plätzen (ihr könnt euch nicht vorstellen wie eng man da sitzt!) und warten gespannt darauf, dass es losgeht. Vorher gibt es aber noch Geburtstagsglückwünsche, Grüße und abwechselndes Nationenwinken (Gibt es hier Leute aus blaaaaaaaa? und es wird eifrig gewinkt. Besonders begeistert sind die Japaner und wollen überhaupt nicht mehr aufhören).
Und dann beginnt die Show, vor einer wirklich imposanten Kulisse: das voll beleuchtete Edinburgh Castle und davor dieser riesige Platz auf dem das Spektakel stattfindet. Es beginnt mit den bekannten Massed Pipes & Drums. Alle in Kilt, mit Trommeln, Dudelsäcken usw. und traditioneller Musik. Wirklich, wirklich cool! Allein deshalb hat es sich schon fast gelohnt.



But there is more to come: von einer polnischen Truppe (irritierenderweise mit Alphörnern und Kuhglocken) und Chilenen, bis zu einer Truppe aus South Carolina. Die sind wirklich aus aller Welt eingeflogen um hier aufzutreten. Die Musik ist teilweise sehr traditionell und manche Truppen nehmen sich auch wirklich sehr, sehr ernst, aber zum Glück sind das nicht alle!

Hier meine persönlichen Highlights:
- Eine Gruppe aus Jordanien. Sehr ernst, aber mit Kilts und Dudelsack. Hat irgendwie nicht so ganz zusammengepasst, war aber dennoch interessant.
- Die New Zealand Army Band: sauwitzig! Zwischendurch hat ein Teil der Truppe den „Tanz der Zuckerfee“ aus Tschaikowskys Nussknacker getanzt und auch sonst haben die sich nicht so ernst genommen.

- Die Gruppe aus England: die haben sich sehr, sehr ernst genommen. Kann natürlich sein, dass es die Royal Genadier and Coldstream Guards waren. Aber sie haben „Let me entertain you“ gespielt.

Da gab es selbstverständlich noch einiges mehr. Besonders die Massed Highland Dancers waren super, aber ich glaube, wer hier noch mitliest, der gibt spätestens dann auf.

Deshalb mache ich es einfach kurz. Mein Fazit: eine zum Teil etwas übersentimental und patriotische Aufführung und musikalisch in ca. 80% der Fälle überhaupt nicht mein DIng, aber auf jeden Fall sehenswert und beeindruckend zu sehen. Wer an günstige Tickets kommen kann (das geht z.B. wenn man früh bucht oder Glück hat wie ich), der sollte sich das unbedingt ansehen! Es gibt auch ein Feuerwerk am Ende ;)

Montag, 16. August 2010

Famulatur Day 1

Nach ein paar Tagen Urlaub in London, beginnt der Ernst des Medizinerlebens wieder… Die Famulatur geht los. Irgendwie hält sich meine Begeisterung etwas in Grenzen. Ich hätte mehr Lust auf Reisen, Sightseeing, einfach Spaß und entspannen. Aber was solls! Cogito ergo sum! Und mit dem Motto springe ich morgens aus dem Bett (naja… so in etwa…). Ich muss netterweise erst um 9 im Dekanat sein und meine Unterlagen abholen und treffe „meinen“ Consultant um 10. Vorsichtshalber mache ich mich viel zu früh auf den Weg, weil mir das Bussystem doch etwas suspekt ist. Aber glücklicherweise klappt alles ganz gut und ich bin 20 Minuten zu früh da. Nachdem Miss Miller aber erst um 9 anfängt zu arbeiten, bedeutet das erstmal warten. Ich scheine nicht die einzige zu sein, denn mit mir wartet noch jemand vor der Tür.
Nachdem es ja doch etwas doof ist, sich nur gegenseitig zu mustern, fängt man an zu reden. Wie es sich herausstellt ist Lydia (so heißt meine Mitwartende) Famulatin in der Orthopädie und studiert in Jena. Was für ein Zufall.
Nach etwas Smalltalk ist es dann auch endlich 9 und wir können rein. Juhu, ich treffe Maureen endlich in persona (sie ist die zuständige für alle „elective students“ und ich hab mit ihr fast ein Jahr lang regelmäßig gemailt, um alles zu organisieren. Die Frau ist echt auf zack!).
Ich bekomme einen Studentenausweis, einen Zugang für die Unibib und den PC-Raum, kann den Unisport minutzen und auch sonst alle Privilegien genießen. Ich bin also bis Ende September offiziell Studentin der University of Edinburgh. Auch gut.
Da die ganzen Formalitäten innerhalb von 5 Minuten geklärt sind, bin ich natürlich viel zu früh dran. Die Zeit nutze ich erstmal um mir was zum Essen zu besorgen und meine Station zu finden. Trotzdem bin ich 15 min zu früh da. Nach 10 min warten nimmt sich ein Arzt meiner an, der mir erklärt, dass „mein“ Arzt im OP ist und mich ins Arztzimmer bringt. Dort nimmt mich einfach ein anderer Consultant unter seine Fittiche und zeigt mir die Station, erklärt mir alles ein bisschen (ganz wichtig: „wir sitzen viel im Arztzimmer und trinken Kaffee“) und fragt mich etwas aus. Das übliche: wo kommst du her, was machst du, warst du schon auf dem Fringe?
Oh, das beste vergesse ich ja fast!! Ich hatte im Vorfeld ja echt Angst vor dem ungemütlichen Dresscode („Smart“, bedeutet: Rock/elegante Hose, keine High Heels, Bluse). Wie es sich herausstellt, ist es auf der ICU doch anders: Scrubs und bequeme Schuhe wie man mag! Strike. Jeans und Campers ich komme!!
Ansonsten ist mein erster Tag recht unspektakulär. Ich stelle mich vor, fühle mich fehl am Platz, schaue bei einer Tracheotomie zu (zum 20. Mal. Ich will selber… aber das halte ich für unrealistisch) und, und, und. Etwas wenig Praxis für meinen Geschmack, aber es ist ja nur Tag 1.
Außerdem gibt es fixe Tachingsessions und wenn es was Interessantes gibt, dann sagen einem gleich 3 Leute, dass es was zu sehen gibt. Großes plus. Und das Team ist generell echt nett. Schwestern und Ärzte und nichts mit Zickereien! Schöne Abwechslung!
Um 4 fragt mein Consultant „Have you been to the Fringe yet?“ Und als ich verneine, werde ich wehement zum Spaßhaben verschickt. Hat man das schonmal erlebt? Mich solls nicht stören. Deshalb: auf in die Stadt!

Sonntag, 15. August 2010

Auf nach Edinburgh!

Meine 3 Tage in London sind (wie alle Tage in London) viel zu schnell vorbei. Und jetzt stehe ich an der Victoria Coach Station (nach einer gefühlten Stunde laufen mit meinen 2 verdammten Koffern) und versuche auf den ca. 15 Bildschirmen mit Abfahrten meinen Bus zu finden.

Früher oder später finde ich ihn auch und mache mich auf den Weg zum Gate. Dort angekommen, trifft mich fast der Schlag: es warten locker 60 Leute auf den Bus (und dabei bin ich doch fast eine Stunde zu früh dran). Also auf in die Schlagen, nachdem die wenigen Sitzplätze ja schon besetzt sind. Ich versuche mich schlau zu platzieren (insbesondere weil meine Koffer ja auch Platz brauchen und ich nicht unbedingt jemandem über die Zehen rollen will), aber nicht mit dem Idioten vor mir. Motzt mich mit seinem sympatischem, schottischen Akzent an, als hätte ich gerade versucht seine gesamte Familie auszulöschen (das geht ja gut los mit den Schotten…!).
Ich lasse ihn einfach maulen, ich bin schlichtweg zu müde „to be bothered“. Es ist erst viertel nach 10 und die Zeit will und will nicht vergehen. Hinsetzen! Ich würde mich ja auf den Boden setzen, wenn denn Platz wäre. Irgendwann um halb 11 fährt der Bus endlich ein. Ich freue mich schon, dass das Gedränge bald ein Ende hat. Ha! Denkste! Die feine englische Art interessiert nicht, wenn es darum geht wer schneller im Bus sein könnte (Betonung liegt auf könnte!). Kawumm, plötzlich stehen um mich herum ca. 100 Leute (30 davon kleine und nicht ganz so kleine Mädchen mit gekreppten Haaren, übertriebenem Makeup und nem Chav-Outfit in rosa). Ich glaube ich sterbe…


Dann kommt die Höhe:“ Has anyone booked priority seating for the Bus XYZ to Edinburgh? Please do move to the front of the queue and board the bus“ ertönt es über die Lautsprecheranlage.
AAAAAAAAAAAAArgh! ES GAB PRIORITY SEATING?? WO ZUM GEIER STAND DAS AUF DIESER VERDAMMTEN SEITE UND WARUM HABE ICH DAS NICHT GELESEN!?!?!??
Unglaublich. 3 Chinesen wussten das natürlich und laufen fröhlich zum Bus… Ich bin sowas von neidisch!!
Irgendwann, etwa 20 Minuten später, kann auch der Rest einsteigen. Ich kann nur sagen, dass ich trotz meiner 2 Koffer als Puffer definitiv zu viel Körperkontakt hatte… And not in a good way!
Es stehen 2 Busse im Gate. Und alle wollen in den hinteren. Der Fahrer fragt immer wieder „Anyone going to Heathrow?“ Und als ich wissen will warum, erklärt er mir: der eine Bus fährt direkt nach Edinburgh, ohne Zwischenstop, der andere macht einen Umweg über Heathrow. Verzögerung: 20 Minuten. Also sage ich: scheiß auf 20 Minuten, ich nehme den Bus! Und endlich, endlich, endlich sitze ich in dem Bus (veralteter als die älteste SAD, für die, die wissen was ich meine), aber hauptsache sitzen. Ich breite mich schön aus und nacheinander steigen die Leute ein und ich habe einen Doppelsitzplatz! Juhuuuuuuuuu

Juhuuuuuuuuuuu, wenigstens bis wir losfahren und der Fahrtbegleiter feststellt: hoppla da sitzen ja 2 auf einem reservierten Sitzplatz. Und wo setzt sich die eine hin: natürlich neben mich. Kleine, schwarz und kugelrund… Pech gehabt. Wie sich aber später herausstellt ebenfalls Medizinstudentin (what are the odds?) und wir unterhalten uns einen Teil der Fahrt lang prächtig.
Irgendwann schlafe ich (wider Erwarten) ein und werde ungefähr eine halbe Stunde später wieder geweckt. Klopause. Definitiv eine gute Idee, aber warum denn gerade jetzt??? Und dann auch noch an einer Raststätte wo es keinen Kaffee gibt?? Folter, kann ich nur sagen…
Wieder im Bus ist erstmal nicht mehr an Schlaf zu denken und ich vertiefe mich in eine Zeitschrift. Irgendwann schlafe ich doch wieder ein, bis zur nächsten Klopause…
Als es dann weitergeht, geht es mit dem Einschlafen etwas schneller (inzwischen ist es aber auch schon 4 Uhr Früh) und ich schlafe durch bis wir in Edinburgh sind und ich (vollkommen verspannt) von der Stimme des Busfahrers geweckt werde. Ich packe hastig meine ganzen Sachen zusammen und steige aus, hole meine Koffer und geh zum nächsten Taxistand, drücke dem Fahrer die Adresse meiner Unterkunft in die Hand und lasse mich hinbringen. Erster Eindruck von Edinburgh: Nebel, Scheißwetter und tote Hose (Aufnahmezeitpunkt: 8 Uhr Früh nach verdammt wenig, schlechtem Schlaf).
Die Leute bei denen ich wohne, scheinen sehr nett zu sein und mein Zimmer ist zwar nicht riesig, aber es passt alles, es ist sauber und ordentlich. Nach etwas Smalltalk mit meinen „Gasteltern“ falle ich ins Bett und verpenne meinen ersten Tag in Schottland erstmal komplett. Abends packe ich unmotiviert aus, packe meine Tasche für den nächsten Tag und lege mich nach einer langen Dusche, mit einem Buch ins Bett. Gute Nacht und morgen geht’s los!


Moi, fix und fertig, aber in Edinburgh :D

Die Suche nach dem Double-Decker-Bus

Zu meinem Geburtstag haben einige meiner Freunde zusammengelegt und mir ein Thomas Sabo Armband geschenkt. Ich habe mich absolut dumm und dämlich gefreut (tu ich immer noch), weil ich mir schon ewig eines kaufen wollte, es aber wegen Geldmangels und Sparzwang um mir diese Famulatur zu finanzieren nie leisten konnte oder wollte.
Ich sollte vielleicht kurz erklären, was ein Thomas Sabo Armband ist ^^. Im Prinzip ein schlichtes Silberarmband, zu dem man sich alle möglichen Anhänger leisten kann. Für Interessierte:
Es gibt ja echt viele tolle Anhänger (und ich hab auch eine Wunschliste), aber leider sind die Dinger nicht ganz billig und deshalb habe ich es mir verkniffen mir einen neuen zu kaufen. Mein Plan: ich kaufe mir bei Harrods in London einen London-Double-Decker-Bus-Anhänger als Erinnerung an diesen Sommer.
Das war der Plan… Entsprechend habe ich mich mit Vere (die Freundin des besten Kumpels meines Bruders, ihrerseits gerade Aupair in der Nähe von London) nach unserem Musical (Chicago, dazu später mehr) auf den Weg zu Harrods gemacht. Nach einiger Sucherei haben wir den Thomas Sabo Counter auch gefunden und voller Freude frage ich nach dem Doubledeckerbus. Pustekuchen, seit Tagen ausverkauft. Meine Anhängerträume, in Sekundenschnelle zerschlagen! Verdammt nochmal! Aber Harrods wäre nicht Harrods ohne seine wahnsinnig engagierten VerkäuferInnen. Die extrem nette Verkäuferin hat nämlich jeden (wirklich JEDEN!) Store in London angerufen um den einzigen ausfindig zu machen, der noch genau 2 Busse hatte (alle anderen waren ausverkauft! In ganz London! Wobei ich ja auch zugeben muss, dass „ich will den Doubledecker in London kaufen“ nicht unbedingt eine einzigartige und originelle Idee ist…). Sie redet also ihrer Kollegin ins Gewissen, dass sie den Bus auf keinen Fall verkaufen darf und der für mich reserviert ist und ich heute noch kommen werde. Wir verabschieden uns und ich war soooo dankbar! Am liebsten hätte ich allein deshalb einen Anhänger gekauft, aber das hätte der Verkäuferin vermutlich nichts gebracht und ein Loch in meine Reisekasse gerissen. Aber beim nächsten Mal dann…
Wir sind also in den nächsten Bus gesprungen und zur Oxford Street gefahren, wo tatsächlich im House of Fraser mein Bus auf mich gewartet hat. Der wurde natürlich sofort gekauft und an mein Armband gehängt. Hier der Beweis: mein Armband hat seinen Anhänger Nummer 3 und ne Geschichte und viele Erinnerungen aus diesem Sommer (die noch zusammengetragen werden wollen) gibt’s noch oben drauf. So solls bei so einem Armband ja auch sein!

Freitag, 13. August 2010

Das Design Museum London

Gegründet von Sir Terence Conran, ist das Museum in einem Lagerhaus aus den 30er Jahren untergebracht. Noch vor wenigen Jahren gab es eine Sammlung von Objekten aus dem 20. Und 21. Jahrhundert, deren Design besonders interessant/funktionell/besonders ist.

Inzwischen wechseln sich auf den 2 Ausstellungsstockwerken regelmäßig Sonderausstellungen ab. Ich habe die Ausstellung des „Brit Insurance Design Awards 2010“ und zu Resourrcensparendem Design gesehen.
Was ich nicht unbedingt erwartet hätte: vielfach geht es nicht um für das Auge sichtbare und besonders schöne oder sehr funktionelle Design, sondern oft auch einfach nur um besonders intelligente Konzepte. Ich hab euch hier jetzt einfach mal ein paar Dinge zusammengestellt, die ich ganz interessant gefunden habe:


Ein Teil der sog. Trillion Dollar Campaign. Die Zeitung "The Zimbabwean" hat sehr kritische Berichte ueber die Wahl von Mugabe veroeffentlicht und wurde ins Exil getrieben. Die Zeitung wurde von aus dort weiter veroeffetnlicht, aber durch eine 70%ige Luxusimportsteuer absolut unerschwuinglich gemacht. Um die Oeffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen (und natuerlich auch als Werbung) wurde diese Kampagne gestartet.


"Pandaeyes" eine Kampagne fuer den WWF, wenn ich mich recht erinnere. 100 Pandas die auf Bewegung reagieren und einen kollektiv die ganze Zeit anstarren. Creepy!

Alles in allem fand ich das Design Museum wirklich sehr interessant, wenn auch teilweise etwas passiv. Man muss es mögen einfach nur Dinge anzusehen und die Texte neben dem Objekt zu lesen, weil es doch häufig heißt „Please do not touch“.

Eine kleine Odyssee

Auf dem Weg zum Design Museum hatte es mich ja schonzum Borrough Market verschlagen, aber so schnell gebe ich dann doch nicht auf. Nach der kleinen Abweichung vom Plan, zücke ich also meinen Stadtplan und laufe los. Erstmal ein paar Minuten in die falsche Richtung selbstverständlich. Ich bleibe stehen, als ein etwas speziell gestalteter Totenkopf (siehe Foto) in mein peripheres Blickfeld gelangt.

“Hm, was das wohl sein mag…?“. Keine Ahnung und deshalb: über die Straße und näher ansehen. Das Ding nennt sich „The Old Operating Theatre“, aber bis auf die Eintrittspreise und den Hinweis, dass eine 32-stufige Wendeltreppe nach oben führt, kein näherer Hinweis was das wohl genauer ist. Aber ich bin ja nicht blöd und frage meinen Reiseführer… der genauso planlos ist (ich hab den Eintrag dann 2 Tage später entdeckt…).“Was solls“, denke ich mir, „ich schau mir das einfach mal aus der Nähe an“. Gedacht, getan. Die Wendeltreppe nach oben und ich stehe in einem Raum mit etwas bizarren Souveniers und lauter Medizinbüchern. Es scheint als würde ich mein Studienfach irgendwie anziehen…
Spontan beschließe ich also, mir das Ganze aus der Nähe anzusehen. Das Informationsblatt, klärt mich dann auch auf, was es mit „The Old Operating Theatre“ auf sich hat. Es ist das älteste voll erhaltene OP-Theatre (also ein OP, in dem man zu Lehrzwecken die Operationen beobachten konnte) Europas. Weiter beinhaltet das Museum, das sich übrigens in einer alten Kirche befindet (der OP im Turm, der Rest im Dachboden), eine beachtliche Sammlung an alten medizinischen Instrumenten (schauerlich wie wenig sich in manchen Fächern in den letzten 200 Jahren getan hat!)und Informationen zum Apothekerhandwerk vor ca. 150 Jahren. Alles in allem wirklich interessant, sofern einen das Thema etwas interessiert.


Ein vorsintflutliches Koloskop... Ich bin wirklich froh im 21. Jahrhundert Medizin zu studieren...!

Ein Zervixdilatator... spaetestens jetzt versteht man hoffentlich, warum Gzn niemals mein Fach werden wird...!

Hier noch ein Bild vom Operating Theatre:

Man stelle sich bitte vor: die Ränge voller Medizinstudenten, der Boden von Sägespänen bedeckt (um das Blut aufzusaugen), 4 Männer um den Patienten festzuhalten (zu der Zeit wo das Operating Theatre in Betrieb war, gab es noch keine Narkosen, oder auch nur so etwas wie Desinfektion). Gruselig.
Und wer noch nicht genug hat, hier noch einige Beispiele der Instumente, die ausgestellt sind (die Fotos sind leider nicht besonders gut, weil das Licht relativ schlecht war…)

Nun denn. Nach dieser Exkursion, war das Thema „Design Museum“ noch immer nicht vom Tisch! Daher mache ich mich wieder auf den Weg. Nach etwa einer Stunde Sucherei (ich war kurz vorm Aufgeben!) und diversen Umwegen (ein Kaffee, eine Glasbläserei, diverse Seitengassen, ein weiteres Museum (das ich mir aber nicht mehr angesehen habe), stehe ich endlich vor dem Objekt meiner Begierde. Freude oh Freude! Aber bevor ich reingehe, flacke ich mich vor dem Museum (direkt an der Themse) auf eine Bank und gönne meinen plattgetretenen Füßen eine Pause.

Der Borrough Market

Mein eigentlicher Tagesplan für Lonodn hätte so ausgesehen:
1) Ankommen, Hotel finden einchecken
2) Design Museum
3) The Museum of London
4) Schlafen

Nun ja, was soll ich sagen? Mein Orientierungssinn stand diesem Plan etwas im Weg…
Vom meinem Hotel aus ist es laut Reiseführer nur eine Station mit der Tube und ca. 10 Minuten laufen bis zum Design Museum. Nicht wenn ich unterwegs bin. Although: I must admit I’m easily distracted. Raus aus der Tube und tadaaa: da ist ein Pfeil: Borroughs Market. Ich liebe Märkte und so ist die Idee einen kurzen Blick zu riskieren schnell in meinen Kopf gewandert. Der kurze Blick ist dann doch nicht sooooo kurz ausgefallen… Aber der Borrough Market ist auch echt ein Fall für sich.
Vielleicht ein winziger Exkurs: Der Borough Market geht auf das 13. Jahrhundert zurück und ist ein Lebensmittelmarkt. Seit mehr als 10 Jahren erlebt er ein riesen Revival und ist ein (wie ich am eignenen Leib erfahren durfte) Magnet für Londoner & Touristen. Es gibt verschiedene Bereiche, wie Fleisch, Fisch, Obst & Gemüse, aber auch mit internationalen Spezialitäten. Die Produkte die hier verkauft werden sind sehr hochwertig und allein etwas zu bummeln ist extrem interessant und spannend. Wer Hunger hat, kann sich an einem der vielen Imbiss-Ständen sehr leckeres Essen kaufen (wieder ein Beweis: die Behauptung, dass es in UK nur vor fett triefendes, ungesundes Essen gibt ist ein weiteres Mal widerlegt worden!).
Hier einfach ein paar Fotos vom Markt, damit ihr euch selbst einen Eindruck schaffen könnt:

Das Foto ist von einem Stand, der sich auf internationale Biere spezialisiert hat. Selbst ich als Nicht-Biertrinkerin war beeindruckt (und Münchner Biere waren auch vertreten).

Aber es gibt auch sonbst alles was man sich so von einem Markt erwartet:


Gemuese



Fleisch (die Tiere waren echt...)


und Fisch

Bevor ich meinen Eintrag abschließe noch eine kleine Anekdote: Als ich durch Teil des Marktes, wo die unterschiedlichsten internationalen Spezialitäten verkauft werden geschländert bin, hat ein Stand meine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. „Hm, das schaut ja aus wie Speck“. Also hin und auschecken, ob das wirklich der Fall ist. Ich schaue mir die Waren genauer an und tatsächlich: alles aus Südtirol. Bei genauerem hinsehen lese ich einen Namen. Seltsam. Unser Dorfmetzger heißt doch so! Bei genauerer Inspektion stelle ich fest: die Sachen die hier verkauft werden, SIND vom Dorfmetzger in meinem Kaff! Mitten in London. Amüsiert kichere ich und die Verkäuferin schaut mich etwas schräg an. Ich erkläre ihr (in Englisch natürlich), dass die Sachen aus meinem Heimatdorf kommen. Sie schaut mich schräg an:“Wia, bisch du nor aus Südtirol?!“ (=Wie, du bist Südtirolerin??).
Was soll ich sagen: die Welt ist ein Dorf. Kaum 2 Stunden ist man in London und zack trifft man einen Südtiroler. Unfassbar!

London calling!

Juhu! Die Klausuren sindalles bestanden, das Semester ist vorbei und mein Flug nach London geht in wenigen Stunden. Nachdem ich die Packerei (wie immer) bis zur letzten Sekunde aufgeschoben habe stehe ich nun vor der Herausforderung alles, was ich für 7 Wochen auf der Insel brauche in 2 Koffer zu packen. Ich kann nur sagen: es ist verdammt schwierig, wenn man das britische Wetter berücksichtigen soll…
Nun ja. Irgendwann um 1 Uhr früh hatte ich es doch tatsächlich geschafft 2 Koffer zu packen, mit denen ich für jede Eventualität gerüstet bin und die nicht zu schwer sind. Endlich! Das war eine wahrlich witzlose und stressige Aktion. Und dummerweise bleiben mir noch genau 2,5 h zum schlafen. Na toll! Hab ich einfach mal wieder perfekt getimed.
Pünktlich um halb 4 klinget der Wecker, ich krabble aus dem Bett und mache mich reisefertig. Nochmal die Checkliste durchgegangen (Tickets? Ausweis? Geld? Und so weiter) und dann geht es auch schon raus zur Tür und ich schleppe meine Koffer zur Ubahn. Nach einigen Hindernissen, wie einer nicht funktionierenden Rolltreppe, einem Einkaufswagen und dem Ticketkauf stand ich (selbstverständlich 20 Minuten zu früh) endlich am Bahngleis. Läppische 20 min später ist die U-Bahn da, ich wuchte meine Koffer in die Ubahn und setze mich neben den coolsten Kumoel den man haben kann :D ( Hier eine kurze Anmerkung: D. macht grad Famulatur am Flughafen und ist ein paar Stunden früher, als eigentlich nötig (um viertel nach 4 Uhr morgens um genau zu sein!) mit mir zum Flughafen gefahren, damit ich nicht allein da rumgammeln muss und mich auf die Insel zu verschicken. Hier nochmal ein riesen Dankeschön! Ich fand das einfach nur genial von dir!)
Der Check-in lief einigermaßen reibungslos (musste meinen Koffer minimal umpacken, weil 23 kg inzwischen das absolute Gewichtsoberlimit pro Gepäcksstück sind) und dann hatte ich einfach mal über eine Sunde Rumgammelzeit, die mit Kaffee und Ratschen verbracht wurde.
Und schon ist es Zeit zum Verabschieden und den Sicherheitscheck. Oh wie ich es hasse! Zum einen muss ich jedes Mal meine extrem systematisch (for a change!) gepackte Handtasche auspacken und dann komme ich echt niemals durch den Scanner ohne rigendwie zu piepsen! Ich frage mich wirklich, was diese Scanner gegen mich haben. Aber am Ende dieser Farce winkt ja wenigstens der Duty Free Bereich ;). Dummerweise hatte ich nur 5 Minuten zum Rumstöbern, bevor das Gate geöffnet wurde (aber ich fand C&C (Coffee & Chatting)) einfach die wesentlich bessere Alternative.
Also auf ins Flugzeug! Dank der tollen Erfindung names „Online Check-in“ habe ich einen fantastischen Fensterplatz (perfekt zum Schlafen!). Pünktlich heben wir ab in Richtung London. Herrlich! Ich schlafe gemütlich eine Runde (nur unterbrochen von Kaffee und Sandwich) und wache auf als wir übr London kreisen (wir sind zu schnell geflogen und mussten Zeit totschlagen).



In Heathrow angekommen bringe ich in einer Rekordzeit von einer halben Stunde die Passkontrolle, den Gepäck-Pickup und den Weg zur Tube (inkl. Ticketkauf) hinter mich und bin auf dem Weg in die City. Von unterwegs rufe ich im Hotel an ob ich früher einchecken kann (offizielle Checkin Zeit wäre ab 15 Uhr), was praktischerweise klappt. Also ab ins Hotel, eine Stunde hinlegen und dann auf in die Stadt!