Dienstag, 31. März 2009

Sightseeing in Hamburg – Teil 2

Aber natürlich habe in meine Zeit in Hamburg natürlich nicht nur im Krankenhaus verbracht. Da hätte ich genauso gut in München bleiben können. Also hieß es am Wochenende auch aufstehen und Hamburg entdecken. Nachdem ich die Speicherstadt ziemlich genial fand und die auch noch nicht weit von mir weg war, musste die natürlich genauer erkundet werden. Aber erstmal galt es die Orientierung zu finden (was da wirklich nicht so einfach war!), denn ich wollte erstmal ins Gewürzmuseum. Nachdem ich meinen Stadtplan befragt hatte (was absolut NIX gebracht hat...) und auch an der Touristenkarte mit allen „points of interest“ gescheitert bin, bin ich verzweifelt in die „Hafen City Information“ reingelaufen. Die konnten mir endlich zeigen wo ich hinlaufen musste. Als ich endlich das richtige Haus gefunden hatte, galt es noch ein weiteres Hindernis zu überwinden: Shoppinggelegenheit. Ein riesen Laden mit lauter Krimskrams aus woauchimmer. Nur einmal kurz durchlaufen war die ursprüngliche Intention, wenn da nicht dieses absolut geniale Picknickset gewesen wäre. Ich musste es haben. Es war praktisch, sah gut aus UND war auf 35 € runtergesetzt.
Also erstmal den Verkäufer gesucht und so ein bisschen interessiert gefragt. Juhu. Ein Araber – mit denen kann man handeln (für Deutsche ist das ja ein Fremdwort ^^). Also mal dezent die Frage nach einem kleinen „Studentenrabatt“ gestellt. Zusammen mit was anderem wären’s 30€. Ich schüttle den Kopf. Ne, das ist mir zu viel. Wie viel ohne was anderes. So 28 € könnte man machen. Ich ziehe strategisch meine Jacke wieder an (es war verdammt heiß in dem Laden...). Ok, 25, aber mehr geht nicht. Für 20 nehm’ ich das Ding. Er druckst rum... er weiß es nicht. Ich schaue desinteressiert durch die Gegend, dann auf die Uhr, signalisiere dezent dass ich dann mal weiter müsste... Ok, dann machen wir 20, aber Sie ruinieren mich! ein großes GRINS meinerseits. Ab zur Kasse. Er packt mir das Ding noch in eine Tasche und verabschiedet sich höflich, aber kann sich das „Ein Glück, dass ich nicht mehr Kunden habe wie Sie“ doch nicht verkneifen. Gut. Das überlebt bin ich dann 2 Stockwerke nach oben gelaufen und war im Gewürzmuseum. Ich sag’s euch Leute, da müsst ihr hin (vorausgesetzt ihr interessiert euch für so was). Totale hands on experience. Säcke voll Gewürze, die man anfassen und beschnuppern kann. Außerdem gibt es noch was über die Geschichte des Gewürzhandels in Hamburg zu erfahren. Weiters werden Kuriositäten, die so aus verschiedenen Gewürzlieferungen herausgefischt wurden, ausgestellt. Alles in allem wirklich sehenswert und für 3€ kann man da auch mal hingehen. Da kann man wirklich nette 1,5 Stunden verbringen. Ein Stockwerk unter dem Gewürzmuseum befindet sich das „Afghanische Museum“. Da war ich nur sehr kurz. es ist eigentlich ganz sympathisch da. Man bezahlt seinen Eintritt (2€) und darf sich erstmal schon in ne Ecke setzen und Tee trinken. Danach startet man den Rundgang durch das Museum. Es sind verschiedenen Szenen aus dem afghanischen Alltagsleben nachgestellt, genauso wie einige Modelle von afghanischen Sehenswürdigkeiten. Außerdem kann man noch ne Burka anprobieren (ich würd irre werden, wenn ich so was ständig tragen müsste!). Mein Fazit: ganz nett, ganz interessant, aber man verpasst auch nicht unbedingt was, wenn man jetzt nicht da war. Nachdem ich da raus war, ging es weiter durch die Speicherstadt. Ich hatte mich schon gefreut, weil ich den Bus noch erwischt hatte, der mich zum Speicherstadtmuesum bringen sollte, aber da ohne Umweg hinzukommen wäre ja zu schön gewesen um wahr zu sein. Ich bin aus dem Bus ausgestiegen und voll happy nach rechts gelaufen. An ein paar Typen sie gemütlich auf nem Gerüst rumgeflackt sind vorbei (die rüden Nachrufe ignorierend) bis ich ein paar hundert Meter später feststellen durfte, dass ich prompt in die falsche Richtung gelaufen bin. Deshalb ging es volle Fahrt zurück (wieder an den Kerlen vorbei, die sich diesmal einen abgelacht haben...) und nach etwas suchen hab ich das Museum auch gefunden. Im Speicher nebenan hat an dem Tag irgendeine Band geprobt, das hat sich echt cool angehört. However. Das Speicherstadtmuseum. Auch so ein Schnäppchen. Dort gibt’s viel zu lesen und ein bisschen was zum Anfassen. Es ist recht interessant, weil man so ziemlich alles über die Entstehung des Freihafen Hamburg und der Speicherstadt, über die gehandelten Waren und über die das Leben und Arbeiten der Hafenarbeiter. Das ganze ist evtl. nicht unbedingt kindertauglich, aber es ist auf jeden Fall sehr interessant. Auf jeden Fall einen Besuch wert. Das war mir dann für einen Tag genug Sightseeing und ich hab mir dann noch nen gemütlichen Abend gemacht. Tags drauf (Sonntag) musste ich erstmal ein bisschen mein Schlafdefizit ausgleichen und bin nachmittags in die Kunsthalle. Die Kunsthalle ist ein riesig, nur so als kleine Vorwarnung. Ich habe nach einem halben Tag gerade mal die Hälfte gesehen und würde jedem den Kunst ein bisschen interessiert empfehlen für die Kunsthalle einen ganzen Tag einzuplanen. Die Kunsthalle besteht aus mehren Teilen: „die alten Meister“, „19. Jahrhundert“, „die klassische Moderne“ und die Galerie der Gegenwart. Für die ersten zwei und die Degas-Sonderausstellung hat es gerade so gereicht (aus der Degas-Ausstellung wurde ich rausgeschmissen... *grummel* 10 Minuten vor Schließung. Frechheit). Es lohnt sich nicht hier jetzt alle Details aufzuzählen. Die Sammlung ist gewaltig und absolut sehenswert; man könnte ohne weiteres mehrere Tage dort verbringen (ich hätte es gemacht, wenn es nicht noch soooo viele andere Sachen zu sehen gäbe). Der Tag war nun auch viel zu schnell vorbei, aber dem Schichtdienst sei dank hatte ich ja auch vormittags mal Zeit mir was anzusehen. Mit einer anderen Famulantin hab ich also an einem Dienstag um 10 Uhr früh den Hafen gestürmt und wir haben uns todesmutig in eine Barkasse gewagt. Wir hatten ausnahmsweise wirklich Glück mit dem Wetter (oder was man in Hamburg halt darunter versteht): kein Regen, kaum Wolken und +7°C. Juhu. Naja. Ich muss ja zugeben, so schlimm war es nicht – wenigstens nicht die ersten 20 Minuten. Die Rundfahrt war wirklich nett gemacht, wenn auch die Witze des „Kapitäns“ eine meist recht witzlose Geschichte waren, so war der Hafen doch ziemlich beeindruckend.
Die Rundfahrt dauerte etwa 1,5 Stunden und mir wurde im Nachhinein von den Ärzten in der Notaufnahme bestätigt, dass ich alles wichtige gesehen hatte. War auf jeden Fall seine 10 € wert. Aber wer im Winter bzw. Frühling (in Hamburg also immer noch Winter) so eine Rundfahrt macht, sollte unbedingt noch mal 10€ für warme Getränke einplanen. Wir waren nach der Rundfahrt noch in einer Bar (oder so was in der Richtung) am Hafen und haben uns bei einem Spiel Backgammon aufgewärmt, bevor es wieder ab zum Dienst in die Notaufnahme ging.


Montag, 30. März 2009

Meine Nachtschicht – Klappe die Erste


Meine erste Nachtschicht hatte ich geplant und bis deshalb brav um 8 Uhr zum Dienst erschienen (eine Stunde zu früh wie es sich herausstellte...). Die beiden Ärzte waren zu der Zeit mit ihren aktuellen Patienten gerade beschäftigt und nachdem ich keine Lust hatte Löcher in die Luft zu starren (und förmlich darum gebettelt habe, mit irgendwas beschäftigt zu werden) hieß es „geh doch mal zu diesem akuten Abdomen in Box 25“. Dort erwartete mich eine relativ junge, südamerikanische Patientin mit ihrem Lebensgefährten. Sie war definitiv sehr schmerzgeplagt und versuchte mir (erstmal total durcheinander) was ihr denn fehlt. Als ich begriffen hatte, dass Englisch wohl die Sprache war, mit der die Verständigung wohl am einfachsten wäre, habe ich einfach die Anamnese und Untersuchung in Englisch gemacht (ich sag’s euch... ich war in der Situation echt froh über meinen Medical English Kurs...). Sie berichtete mir von stechenden Schmerzen, die von epigastrisch in den rechten Unterbauch gewandert sind, Übelkeit mit Erbrechen und Fieber. Die Symptomatik lässt einen ja schon mal aufhorchen und in Richtung Appendizitis denken (wobei man natürlich alle anderen Ursachen für ein akutes Abdomen (Darmverschluss, Mesenterialinfarkt, Pyelonephritis (das ist zwar keine Ursache für ein akutes Abdomen, kann aber durchaus ne ähnliche Symptomatik verursachen). Bei einem akuten Abdomen sollte man natürlich diese Untersuchung besonders gründlich machen (und die rektale Untersuchung auch nicht vergessen...). Nachdem ich die Untersuchung beendet hatte (jedes Appendizitiszeichen war positiv), ging ich also zu meinem betreuenden Arzt, berichtete ihm von der Patientin und äußerte, dass ich stark auf eine Appendizitis tippe. Er meinte mit einem Augenzwinkern, dass er das auch denke. Zur Absicherung wurde aber erstmal noch ein Ultraschall gemacht (wo leider keine Kokkade zu sehen war... (das heißt: der eindeutige Ultraschallbefund, dass eine Blinddarmentzündung vorliegt hat gefehlt...). Also ordneten wir erstmal ein chirurgisches Konsil an und wandten und dem nächsten Patienten zu.
Das waren dann solche Banalitäten wie ein Herr der sich Herzrhythmusstörungen eingebildet hatte (wörtlich eingebildet) und sich dachte er lässt das „mal eben“ in der Notaufnahme abklären, weil er erst in 3 Wochen nen Termin beim Kardiologen bekommen hat... Na toll. Schrecklich unsympathischer Mensch (den ich erstmal netterweise Pieksen durfte ^^). Nun ja, dann hab ich Blut abgenommen, überblicksmäßig nach den Beschwerden gefragt (Aussage nach 5 Minuten zutexten: keine), ein EKG geschrieben und bin dann wieder abgedüst. Er war natürlich die ganze Zeit wutentbrannt, dass er 6 Stunden warten musste, weil er doch PRIVATPATIENT sei... Ich hab ihm dann erklärt, dass es in der Notaufnahme nur dringende und weniger dringende Fälle gibt und der Status Privatpatient eigentlich keinen interessiert. Das war natürlich nicht wirklich förderlich um ihn ruhig zu stellen (in dem Moment hab ich mir wirklich eine Tavor für ihn gewünscht...). Ich hab ihn dann mal ziemlich direkt gefragt ob er denkt wir drehen hier nur Däumchen, oder ob er evtl. die 15 Notarzttransporte mitbekommen hat, die in der Zeit gekommen sind. Da hat es dann wohl irgendwie doch Klick gemacht und er hat wenigstens die Klappe gehalten.
Eine weitere „Banalität“ (wenigstens für Notfallmediziner) war eine junge Frau, die äußerst besorgt über einen „Knubbel“ im äußeren oberen Quadranten ihrer Brust bemerkt hatte. Selbstverständlich kann so was tatsächlich etwas Gravierendes sein (für die Unwissenden: im rechten oberen Quadranten der Brust treten die meisten Carcinome in der Brust auf), aber es ist insofern eine Banalität, weil es sie nicht in den nächsten 24 umbringen wird. Wir konnten einwach wirklich nichts tun, als der Patientin zu raten, dass sie am Montag zu ihrem Gynäkologen gehen solle, mit den Brief den wir ihr mitgegeben haben und sich dort genau untersuchen lassen sollte.
Zurück zu unserer Appendizitis-Patientin. Das Labor war inzwischen da und passte auch zu unserem Verdacht, wenn da nicht die Chirurgen wären. Die kamen natürlich zu einem Konsil vorbei (auch noch zu zweit!!), haben die Patientin untersucht und beide waren der festen Überzeugung: „das ist doch nie ein Blinddarm!“. Also haben wir sie zu den Gynäkologen geschickt damit die sie auch noch mal untersuchen (Ovarialzysten können auch solche Symptome auslösen). Die Frau kam auch postwendend wieder zurück, mit der Aussage: gynäkologisch o.p.B.
In Zwischenzeit war ich bei einer neuen Patientin. Sehr nette Dame Mitte 50, die richtig krank aussah, auch über leicht reduzierten AZ klagte und Bauchschmerzen hatte. Erstmal wieder Anamnese, Untersuchung, Labor. Bis auf einige Vorerkrankungen, war bei der eigentlich alles paletti, bis eben auf diese Bauchschmerzen. Dann kam das Labor, das uns erstmal vom Hocker gehaut hat. CRP (= C-reaktives Protein, ein Parameter, der bei akuten entzündlichen Proessen erhöht ist) über 300 mg/l (normal ist bis 5 mg/l), Leukozyten stark erhöht (das sind die Abwehrzellen in unserem Blut), aber keine Idee was der Frau fehlen könnte. Also erstmal Röntgen Thorax um eine Pneumonie auszuschließen und diverse andere Untersuchungen um herauszufinden was ihr fehlen könnte, aber da war NICHTS. Es war wirklich zum Mäuse melken. Erstmal haben wir die aber zur Klärung stationär aufgenommen.
Und schon kam der nächste Notfall. Noch ein akutes Abdomen. Eine Ärztin. Super (Ärzte sind meist schreckliche Patienten, wie sich später noch zeigen wird). Erstmal schnell gefragt was ihr fehlt, wie sich die Beschwerden äußern, Labor abgenommen, und schnell untersucht. Verdacht auf Ileus (=Darmverschluss). Chirurgen waren dank unserer Apendizitispatientin mal wieder da („NEIN, das ist NIEEEEEE eine Appendizitis... Ihr Internisten immer“ *spöttisches Augenrollen*), die haben sich die Dame auch gleich mal angeschaut und über die Radiologie gleich mit in den OP genommen (es war tatsächlich ein Darmverschluss).
In der Zwischenzeit kamen die ersten C2ler (=zumeist obdachlose Alkoholiker, die von Passanten gefunden worden sind... (manchmal allerdings auch junge Leute, die einfach viel zu viel gesoffen haben), die nach kurzer Prüfung der wichtigsten Vitalparameter in ner Ecke (in wahnsinnig bequemer stabiler Seitenlage mit Nierenschale vor der Nase) ihren Rausch ausschlafen...).
Inzwischen war es nach Mitternacht und es wurde etwas ruhiger. Ruhiger bedeutet aber leider auch, dass man sich um Fälle kümmern muss, die man etwas vor sich hergeschoben hat. So zum Beispiel auch Herr unleserlicher Name mit seinen Vagabundenbeinen. Allein die Beschreibung Vagabundenbeine war natürlich schon sehr prickelnd, weil man sich aus der Diagnose schon mal herleiten konnte, wie der Patient denn ausschauen würde... Nun ja... es ging halt irgendwann doch nicht mehr anders, also: Handschuhe und Schürze angezogen und ab zum Patienten. Was wir initial als einen weiteren C2ler abgetan hatten (der Herr war Stammkunde...), stellte sich dann leider als was ganz anderes – und leider auch ernsthaftes – heraus. Erstmal das Labor ansehen. Auf den ersten Blick relativ unauffällig, bis der Blick dann auf die Thrombozyten fällt. Die waren nämlich praktisch nicht vorhanden. Lustigerweise hatte der Patient kein einziges Anzeichen das darauf hinweisen würde. Dass er im Krankenhaus blieben muss, das war nun schon mal klar und seine Stauungsdermatits war plötzlich auch nicht mehr so wichtig. Wir haben zunächst die weitere Diagnostik eingeleitet und ihm ein Bett auf Station verschafft. Eine Woche später hab ich dem Herrn noch mal nachgespürt. Bisher noch keine fixe Diagnose, aber Untersuchung in jede Richtung. Die Schiene die nun gefahren wurde, war in Richtung Plasmozytom... Kurz: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Währenddessen waren wir (mal wieder) bei der Appendizitis. Die schrie inzwischen trotz Schmerzcocktail beinahe vor Schmerzen und die Chirurgen willigten (endlich) ein „da mal reinzuschauen“.
Kaum waren wir einen halben Schritt aus der Box draußen, ging der nächste Trara los: die Polizei kam (3 kleine grüne Männchen an der Zahl) mit einem Krawallmacher in Handschellen. Er sollte wohl an der Reeperbahn verhaftet werden (warum auch immer... ich wills gar nicht wissen) und hat dann einen auf sterbenden Schwan gemacht. Deswegen: ab ins Krankenhaus mit ihm, damit er für gesund (und damit verhaftungstauglich ^^) erklärt werden konnte. Dummerweise war der gute Mann dermaßen aggressiv, dass die zu dritt kaum gegen den ankamen. Ergo: ab in die Gummizelle mit ihm, die Polizisten vor der Gummizelle postieren und mit der Arbeit weitermachen (wir sind ja schließlich alle nicht wild auf ein blaues Auge). Aber die Show war gut ;)
Zwischenzeitlich kam ein höchst charmanter Patient (für alle die das jetzt nicht verstanden haben: DAS IST IRONISCH GEMEINT!!). Laut seiner Eigendiagnose (es war ein Pädiater) hatte er ein akutes Abdomen... laut unserer Diagnose, der Labor, der körperlichen Untersuchung und der Sono nicht... Die richtige Diagnose: Nephrolithiasis (=Nierensteine. Verdammt schmerzhaft und können durch den ausstrahlenden Scherz durchaus auch ne ähnliche Symptomatik wie ein akutes Abdomen machen). Nun ja. der gute Mann wollte das natürlich nicht glauben. Aber er wollte ja mehr nicht, z.B. von einer Schwester oder einer Famulantin Blut abgenommen bekommen. Das musste schon der Facharzt sein (mich hat es ja gewundert, dass er nicht verlangt hat die Chefärztin aus dem Bett zu klingeln). Der Facharzt hat netterweise 3 Versuche gebraucht um ne Vene zu treffen. Wie auch immer: Urologisches Konsil (die haben unseren Verdacht bestätigt, der Patient wollte immer noch sein akutes Abdomen...) und ab mit der Nervensäge (samt Ehefrau) auf Station.
Inzwischen war einer der „das ist nie im Leben eine Appendizitis“-Chirurgen wieder da. Ich konnte mir die Neugier natürlich nicht verkneifen und fragte nach. „Und was war es denn dann, bei Frau xy?“. Ein höchst pikierter Blick vom Chirurgen und die sehr säuerliche Aussage „ne Appendizitis“. Am liebsten hätte ich nen kleinen „in your face“-Tanz à la Scrubs aufgeführt, aber hab es mir dann doch verkniffen. (ich meine wie lustig ist das denn? eine famulantin und ein Anästhesist diagnostizieren besser als ein Chirurg... das sagt doch alles, oder?)
Irgendwann wurde es dann doch etwas ruhiger. Es kamen noch ein paar relativ unspektakuläre Fälle rein (wie z.B. eine Exsikkose), aber sonst war Ruhe im Karton.
Um 6 Uhr früh gabs dann wieder was für mich zu tun. Blut abnehmen für diverse Laborkontrollen... Ich sags euch, so eine Ballung von schlechten Venen hab ich selten gesehen. Bei der einen musste ich so lang stauen bis Irgendwas zum Vorschein kam, dass ein Kalium von 10 (für die Amateure: wenn die wirklich n Kalium von 10 gehabt hätte, dann wäre die vermutlich im Keller und nicht in der Notaufnahme gelegen...)dabei rauskam (das Blut ließ sich netterweise auch nur tröpfchenweise abnehmen, das hat zum Resultat sicher auch noch beigetragen).
Nach der Aktion war der Frühdienst da und wir haben unsere Patienten an die übergeben. Um 8 Uhr früh war dann endlich Sense. Ich bin in Richtung Bus gelaufen und um 9 endlich total kaputt ins Bett gefallen. Aber geil war’s ;)

Montag, 2. März 2009

Sightseeing in Hamburg - Teil 1

Letztes Wochenende hatte ich endlich mal Zeit zum Sightseeing. Am Samstag musste ich erstmal mein Zimmer aufräumen und Wäsche waschen, aber dann bin ich ab in die Stadt. Nachdem ich es erfolgreich geschafft hatte die ganze Woche nur in Medizinbüchern zu lesen, hatte ich natürlich keinen Plan was ich machen wollte. Also bin ich erstmal ins Zentrum gefahren und hab mich mit meinem Reiseführer in ein Kaffee gesetzt. Dort hab ich erstmal das Kapitel über die Altstadt gelesen und beschlossen eine Runde spazieren zu gehen. Dieses Vorhaben wurde durch die Tatsache, dass ich mich in der Mönckebergstraße (=große Einkaufstraße in HH) befand, etwas behindert... Nun ja... zwei Paar Ohrring, 10 Briefmarken und Postkarten und etwas Bastelkram (Perlenzeugs und Flauschestoff) später war ich dann am Rathaus. Es wird ja gesagt, dass der Rathausplatz vom Markusplatz in Venedig inspiriert wurde. Ich muss sagen, es besteht eine gewisse Ähnlichkeit, aber auch nur, wenn man an einem ganz bestimmten Punkt steht. Nach einer kleinen Fotosession am Rathaus bin ich ins Bucerius Kunst Forum, wo es momentan eine Matisse-Ausstellung zu sehen gibt. Nachdem ich eines der letzten Schließfächer ergattert hatte (juhu, keine 20 Minuten in der Schlange für die Garderobe) und mir ein Ticket gekauft hatte (5€, echt in Ordnung für so eine Ausstellung) konnte es endlich losgehen. Dachte ich wenigstens, bis mich ein älterer Aufseher auf die Größer meiner Handtasche ansprach... Nach der kurzen Diskussion mit dem Aufseher ob meine Tasche nun genau A4 Format hat oder nicht (ok, sie ist zugegebenermaßen größer... aber ich lass meine Wertsachen nicht in einem Spind ohne Aufsicht...) konnte es WIRKLICH losgehen (ich hab mich mitten in der Diskussion einfach umgedreht und bin gegangen... die Masche ist immer wieder gut, wenn man solche Leute loswerden will (klappt auch bei unerwünschten Anmachen btw)). Mal davon abgesehen, dass besagter Aufseher mir die ganze Zeit „unauffällig“ an den Fersen klebte, war die Ausstellung wirklich super. (und im Ernst: von den Bildern hätte eh keins in meine Handtasche gepasst...). Es handelt sich bei der Ausstellung um eine Sammlung von Portraits von Matisse. Das Ganze ist recht interessant zusammengestellt: es folgt sozusagen den Phasen in denen Matisse verschiedene Modelle portraitiert hat. Matisse war ja der Ansicht, dass er mit einem Modell so lange zusammenarbeiten muss bis er im Stande ist sie aus seinem Gedächtnis zu portraitieren. Da stand ein sehr schönes Zitat von ihm an der Wand in der Ausstellung, allerdings fällt es mir nicht mehr ein und ich kann es dummerweise auch im Internet nirgendwo finden ☹. Wie auch immer, die Bilder sind gut gewählt, man kann den Werdegang sehr gut verfolgen und sie sind schlicht uns einfach sehr ausdrucksstark (was nicht so einfach zu erreichen ist bei einem Portrait). Interessant ist auch, dass man noch Hintergrundinformationen zu den portraitierten Personen bekommt, die ihre persönliche Beziehung zu Matisse erklären. Prädikat: sehenswert. Nachdem es als ich aus der Ausstellung kam geregnet hat wie aus Kübeln habe ich spontan beschlossen, dass es für einen Tag reicht und ich nach Hause gehen sollte. Ich hab dann noch etwas gelesen und bin dann ins Bett.
Sonntag. Ich bin (meinem Vorsatz gemäß) früh(er) aufgestanden, hab mich fertig gemacht und bin dann ab zur nächsten Touribushaltestelle und hab mir die Touri-Stadtrundfahrt gegönnt. Das ist schlichtweg die schnellste Methode sich einen groben Überblick darüber zu verschaffen was es in einer Stadt zu sehen gibt. Die Rundfahrt war soweit auch recht informativ und der Live-Guide war auch recht lustig (nun ja... bis auf die Tatsache, dass er den selben Witz auf einer Fahrt 6 mal wiederholt hat *hust*).

Nach der Stadtrundfahrt habe ich mich von den Landungsbrücken aus in die Speicherstadt begeben. Erstmal habe ich mich vor dem Dungeon (ich muss der Tradition folgen ^^) in die Schlange gestellt (super Timing! hab nur ne halbe Stunde gewartet (für die Unwissenden: für den Dungeon (egal wo) wartet man bisweilen (auch im Winter) bis zu 1,5 Stunden)). Die Leute die nach mir kamen hatten nicht mehr so viel Glück. Die mussten über eine Stunde warten. Als es dann endlich losgehen konnte, wurde ich mit 34 anderen Leuten und einem Schausteller in einen Raum gepfercht (der Schausteller war ja ganz niedlich... nun ja... die Seite von seinem Gesicht die nicht in Fetzen runterhing jedenfalls ^^) und der werte Herr hat sich erstmal dran gemacht ein Kind namens Bjane (kein Plan ob das jetzt ein Mädchen oder ein Junge war) zu triezen. Es endete jedenfalls damit, dass das Kind allein in einen dunklen Gang gehen sollte und heulend zu seiner Mama wollte *g*. Eigentlich war die ganze Szene ja recht witzig, weil er uns erst angewiesen hat „niemals als erster durch eine Tür zu gehen. Dafür ist ja Bjane da!“ und dann kam noch der Hinweis „auch niemals als letzter durch eine Tür zu gehen. Aber wenn Bjane noch verwertbar sei, könne man ihn/sie (er war sich beim Geschlecht wohl auch nicht so sicher...) in dem Fall ja zurückreichen und auch dafür verwenden“. Die Begeisterung des Kindes konnte man dann sehen, als er/sie als erstes durch eine Tür gehen sollte sehen. Nach einem kleinen Abstecher in die Folterkammer, wo ich von dem „Foltermeister“ sogleich als „Kollegin“ identifiziert wurde, weil ich wusste wie so ein Foltergerät funktioniert mit dem man Leuten im Mittelalter die Zunge herausgerissen hat... (eigentlich ist es doch völlig logisch dass das Ding heiß sein muss, damit das klappt... die Bezeichnung als „Kollegin“ fand ich daher doch etwas überqualifiziert...), ging es vor’s Gericht wo ich prompt als Hexe verurteilt wurde (das passiert mir ständig... warum bloß???). Von dort aus ging es ins Laboratorium wo eine „Leiche“ auf dem Tisch lag. Nun ja... die kleine (etwa 8) neben mir war davon irgendwie doch etwas beängstigt, aber meine Aussage, dass sie keine Angst haben solle, weil ne echte Leiche anders aussieht, hat sie nicht wirklich beruhigt. (Die Mutter ist mir ihrer Tochter dann ein Stück weiter weg gerutscht...). Vom dann erscheinenden Studiosus haben wir einige Informationen über die Pest erhalten (beängstigenderweise hätte ich den Vortrag durch einige wesentliche mikrobiologische Fakten ergänzen können...). Lustigerweise hat er nach den Erstsymptomen gefragt, die ich (alle anderen haben irgendwie nichts gesagt und der hat doch drauf gewartet, dass ihm jemand einen Einstieg bietet... → Mitleid meinerseits...) ihm dann irgendwann auch gesagt habe. Dummerweise war die Liste so vollständig, dass er erstmal leicht aus dem Konzept gebracht wurde. Als er den Faden wieder gefunden hatte, war’s aber doch noch ganz witzig. An dem großen Brand von Hamburg 1842 vorbei, ging’s ab zu Störtebeker (ein Pirat der der Hanse den Kampf angesagt hatte und sein Unwesen trieb bis er überlistet und hingerichtet wurde), der von uns „befreit“ werden sollte. Nachdem unser Schlachtruf „Nöööööö“ war und das Piratenlied („Wir kommen aus dem Norden – Wir saufen und wir morden – wir waschen uns NIEEEE – Piraterieeeeee!!) mit dem Enthusiasmus eines Altenheims auf Valium gesungen wurde, war die Mission nicht von Erfolg gekrönt. Schlussendlich wurden wir dann noch gehängt, bevor wir wieder in die Freiheit entlassen wurden. Alles in allem ne ganz lustige Sache. Natürlich nichts wahnsinnig pädagogisch wertvolles, aber es hat Spaß gemacht. Nachdem alle anderen Museen in der Speicherstadt nur noch kurz geöffnet hatten, habe ich kurzerhand beschlossen ins Miniatur Wunderland zu gehen. Wem der Name nichts sagt: das ist die größte Modelleisenbahn der Welt. Natürlich war auch hier wieder Schlange stehen angesagt. Allerdings kann ich mir wirklich schlimmeres vorstellen als dort in der Schlange zu stehen: man wird mit Süßigkeiten und Getränken (gratis!) versorgt bis man seine Karte hat und dann geht’s in die Ausstellung und die ist die perfekte Welt für große und kleine Kinder. Auf 1100 m2 sind hier Modelleisenbahnlandschaften in mühevoller Kleinarbeit entstanden. Es ist wirklich der Wahnsinn was die Leute, die das ganze bauen hier geleistet haben. Man kommt aus dem Staunen wirklich kaum noch heraus. Es gibt überall was zu entdecken und man kann sich wirklich die Finger wund knipsen. Besonders putzig fand ich, dass sogar „Minispinde“ mit Ladegeräten für Handys und Digicams zur Verfügung gestellt wurden. Am lustigsten anzusehen sind allerdings die Besucher. Das sind einmal die Familien mit Kindern, wo Papa und Sohn am meisten Spaß an der Sache haben, dann sind da die Touris, die das einfach nur von ihrer Liste streichen wollen und dann sind da noch die Männer, ledig, Mitte 30 ohne Kinder, aber mit Riesenkameras, die knipsen wie blöd. Die beste Show von allem sind aber die Knöpfchen. Es gibt da so Knöpfchen, auf die man drücken kann, wo dann irgendwas irgendwo in der Landschaft passiert. Eben diese Knöpfchen sind das Objekt der Begierde eines jeden Besuchers, insbesondere aber der Männer, Mitte 30 ohne Tarnkind. Das ist wirklich göttlich anzusehen, wie die da stehen und wie die Geier darauf warten, dass das Lämpchen wieder grün leuchtet, damit sie das Knöpfchen drücken können und irgendwo in der Landschaft irgendwelche Lichter angehen (wahlweise auch: ein Auto anfängt zu fahren, irgend ein Lift sich bewegt oder ähnlich banale Sachen). Dummerweise war es etwas voll aber ich kann den Besuch des Miniatur Wunderlandes nur empfehlen. Es ist Balsam für das innere Kind. So. Teil 2 in Sachen Sightseeing gibt es dann irgendwann diese Woche, wenn ich mir was Neues angesehen habe. Ich hatte diese Woche in meiner Famulatur viel zu tun, sodass hauptsächlich Entspannung angesagt war.