Mittwoch, 30. März 2011

28.03.11 – 31.03.11: Die Pädiatrie – Teil 2: Die Station

Nach fast 3 Tagen mentaler Vorbereitung habe ich mich auf die Station gewagt. Es ist heftig hier! Wenn man die Station betritt, rennt man erstmal gegen eine Wand von Gestank die einem den Atem raubt. Die hygienischen Zustände sind unglaublich. In den Zimmern stehen die Betten so eng beisammen, dass zwischen zwei Betten genau eine Person stehen kann. Generell sind die Zimmer ziemlich überbevölkert: 10 – 12 Patientenbetten, in dem der Patient und ein Familienmitglied schlafen, dazu kommen aber noch die restlichen 1 – 5 Familienmitglieder, die den Patienten begleiten und die meist irgendwo auf dem Klinikumsgelände im Freien schlafen.
So etwas wie ein Patientenbad oder eine Toilette scheint es nicht zu geben. Die Kinder machen einfach ins Bett oder bisweilen mal in einen Nachttopf, der aber nicht geleert wird (daher auch der Gestank). Wo die Angehörigen sich waschen oder sich erleichtern? Ich habe keine Ahnung. 
Das kleinste Zimmer auf Station




Es ist brütend heiß (teilweise heißer als draußen) und stickig, dazu der Gestank. Ich hatte mehr als einmal das Gefühl, dass ich bei der Visite umkippe. Das ist mir zum Glück nicht passiert, sonst wäre ich vermutlich auch in einem dieser Betten gelandet und wer weiß was man sich da einfängt. Das ist nicht böse gemeint, aber auf Station liegt einfach alles querbeet gemischt (teilweise höchst ansteckende Krankheiten) in den Zimmern und die meisten Ärzte benutzen weder Handschuhe noch Desinfektionsmittel. Auf Anfrage bekommt man zwar beides, aber dass es – wie bei uns – Standard wäre? In keinster Weise. Es gibt sogar ein Isolationszimmer in dem zwei Patienten mit Masern liegen, aber ich habe den Eindruck, dass den Ärzten gar nicht klar ist, was Isolation bedeutet. Man rennt nämlich munter in das Zimmer und wieder raus, fasst die Patienten an, desinfiziert sich auch hier nicht die Hände und zieht auch keine Schutzkleidung an. Somit werden die Masernviren einfach so auf der gesamten Station verteilt. Äußerst gefährlich, weil hier nur mit einem pentavalenten Impfstoff geimpft wird (5fach-Impfung gegen Diphterie, Tetanus, Polio, Haemophilus influenzae, Pertussis) und die MasernMumpsRöteln-Impfung auch nicht zum Standard gehört. Außerdem sind viele Kinder trotz aller Bemühungen überhaupt nicht geimpft. Das macht dieses Verhalten meiner Meinung nach noch gefährlicher.

Auch das Hantieren mit Nadeln und Skalpellen ist eigen. Recapping ist normal (schauerlich!Wer will hier bitte eine Nadelstichverletzung?!), Abwürfe gibt es selten und wenn dann aus Karton (sehr sinnvoll), Skalpelle werden gern mal in Papier eingewickelt (Argh!) oder in den Müll geschmissen. Wenn Infusionen vorbereitet werden, dann bleiben die Nadeln auch gern auf dem Tisch liegen, wo jeder versehentlich hinfassen kann.
Ich war ja gewarnt, denn mir wurden solche Geschichten schon mehrfach erzählt, aber das mit eigenen Augen zu sehen ist etwas ganz anderes. Es macht mich so wütend das zu beobachten, denn so limitiert die Möglichkeiten hier auch sein mögen, allein mit simplen Hygienemaßnahmen, kann man schon so vieles verhindern.
Die Neonatologie besteht aus einer Infusion, einer Wärmelampe und einer Sauerstoffleitung

Die Neonatologie ist auch ein Fall für sich. Im Prinzip nur ein Tisch, auf dem die Kinder unter einer Wärmelampe liegen. Es gibt zwar auch Ärzte da, aber die können für Frühchen eigentlich überhaupt nichts machen, außer Infusionen zu geben und ein bisschen Sauerstoff über eine Nasenbrille. An dem Tag als ich zum ersten Mal dort war, lag auch ein 28 Wochen Frühchen dort. Auf meine Frage was man denn für das Kind machen könnte, wurde mir durch die Blume gesagt, dass man eigentlich nur darauf wartet, dass das Kind stirbt.
Viele der Ärzte sind schon in Europa oder Amerika gewesen und kennen deshalb auch „unsere“ Art Medizin zu machen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es für die ganz schön frustrierend sein muss zu wissen was möglich ist und dann zu sehen, welche Möglichkeiten sie selbst haben. Es kommt sehr oft die Aussage „Wenn wir jetzt xyz hätten würden wir das machen, aber wir haben xyz nicht“. Besonders schlimm finde ich, dass es beispielsweise keine Mikrobiologie und nur ein sehr limitiertes Labor gibt. Ich finde ohne MRT oder CT kann man leben, aber beispielsweise ein Antibiogramm wäre schon paradiesisch. Es werden hier auf eine schwere Infektion einfach mal kalkuliert 3 – 4 Breitbandantibiotika draufgeklatscht und dann wird gehofft, dass etwas wirkt.
Genug schockierendes erzählt für heute, denke ich. Ich werde vielleicht noch von 2 – 3 interessanten Fällen berichten, die ich hier gesehen habe.
auf der Päppelstation

Dienstag, 29. März 2011

28.03.11 – 31.03.11: Die Pädiatrie – Teil 1: OPD

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, bei den ganzen Dingen die ich hier in den letzten Tagen gesehen und erlebt habe...
Die Pädiatrie im Jimma University Specialized Hospital ist in 2 Teile gegliedert: die Station (die wiederum aus „ward“, „critical“, „neonatology“ und einer Aufpäppeleinheit für unterernährte Kinder besteht) und dem Outpatient Departement – kurz OPD.

Die ersten drei Tage habe ich im OPD verbracht. Das ist ein einstöckiges Gebäude mit mehreren Untersuchungsräumen und einer Veranda auf der Bänke für die Wartenden stehen. Der Ablauf ist der, dass die Interns (bei uns wären das PJler) die Patienten in einen der Räume rufen, untersuchen und evtl. weitere Untersuchungen (meist ein Labor) anordnen. Ein Resident ist immer auf der Veranda unterwegs um akute Fälle gleich auszusortieren und zu behandeln oder aufzunehmen. Das System an sich finde ich nicht schlecht organisiert. Ein großes Manko ist für mich allerdings, dass es keine Privatsphäre gibt. In einem Behandlungsraum werden drei Patienten gleichzeitig untersucht, dabei ist mindestens ein (eher 3) Familienmitglied anwesend, der Intern/Resident/Student und teilweise völlig unbeteiligte Menschen, die einfach da sind. All das auf vielleicht 8m².
Ich bin meistens mit Demeke – einem Pädiatrieresident – mitgelaufen. Entgegen dem, was uns so erzählt wurde, ist man hier ohne fließendes Amharisch oder Oromifa echt aufgeschmissen. In der Chirurgie oder der Gynäkologie, wo man nicht so viel mit den Patienten kommunizieren muss, ist das bestimmt einfacher, aber bei internistischen Fächern, wo vor allem die Anamnese einen großen Stellenwert hat, ist man darauf angewiesen, dass jemand für einen übersetzt.
Die OPD bevor die Patienten kommen

Demeke hat meistens auf der Veranda „patrouilliert“ und nach kritischen Fällen Ausschau gehalten. Je nachdem wie kritisch der Zustand des Patienten eingeschätzt wird, wird er gleich an einen Intern weitergereicht oder eben sofort von uns untersucht. Eine gute Art und Weise einen Überblick zu bekommen, was hier für Patienten behandelt werden. Sehr viele Kinder werden wegen Durchfall oder Erbrechen hergebracht. Interessanterweise auch häufig von den Vätern, das hatte ich nicht erwartet.
Bei den Kindern mit Erbrechen und Durchfall ist es am wichtigsten festzustellen, wie stark dehydriert sie sind. Bei keiner oder milder Dehydratation werden sie nicht aufgenommen sondern lediglich mit einer „oral rehydration therapy“ versorgt. Das ist einfach eine Elektrolytlösung, die die verlorenen Flüssigkeit im Körper substituiert.
Die nächste Hauptgruppe der Patienten sind Kinder mit Lungenerkrankungen. Lungenentzündungen, Tuberkulose, Asthma... Häufig sind die Kinder „richtig“ krank, weil die Eltern anstatt frühzeitig zum Arzt zu gehen erst zu traditionellen Heilern (die Muslime) oder zum „Holy Water“ (die Orthodoxen) gehen und diese Methoden ausprobieren. Erst wenn das versagt hat kommen sie zum Arzt, was häufig einfach zu spät ist. Außerdem ist ein Großteil der Kinder unterernährt und haben deshalb auch keine Reserven auf die der Körper im Krankheitsfall zurückgreifen kann. Dementsprechend – habe ich den Eindruck – werden die Kinder hier viel leichter schwer krank als bei uns.
Generell ist das Patientenspektrum sehr breit.
Was ich auch mehrfach gesehen habe, waren Jungen mit ei
nochmal die OPD
ner Phimose nach Beschneidungen. Gerade bei den muslimischen Familien ist es hier Gang und Gäbe, dass die Jungen beschnitten werden. Die Beschneidungen werden aber selbstverständlich nicht von Ärzten durchgeführt sondern von irgendwelchen Beschneidern. Ich will gar nicht wissen, wie das bei denen zugeht, aber bei den Infektionen die ich nach Beschneidungen hier gesehen habe, sicher nicht sauber. Einer der Jungen die ich gesehen habe, hatte eine Infektionen, die die sich schon zu einem Gangrän umgewandelt hatte (ein Gangrän ist Absterben von Gewebe durch schlechte Blutversorgung) Der hat gebrüllt beim pinkeln, das kann man sich nicht vorstellen. Das Kind musste solch unfassbaren Schmerzen gehabt haben... Vor allem hat der Beschneider bei ihm auch noch gepfuscht. Er hatte nämlich nicht nur die Vorhaut abgeschnitten sondern auch einen Großteil der Eichel, dazu noch die momentane Wundinfektion und eine Nierenbeckenentzündung (wegen der Schmerzen hat der Junge einfach nicht mehr gepinkelt). Die Eltern sind auch, als es dem Kind schlecht ging erst zu einem Heiler gegangen, bevor sie in die Klinik gekommen sind. Und jetzt stehen die Ärzte da mit einem Kind in einem höchst kritischen Zustand, bei dem es unklar ist ob er überlebt oder nicht.
Ein anderer Patient der mir im Gedächtnis geblieben ist, war ein etwa 10-jähriger Junge, der mit Lähmungserscheinungen zu uns gebracht wurde. Die Anamnese ergab, dass er nicht geimpft ist und die Symptomatik klang sehr nach Poliomyelitis (=Kinderlähmung). Da fragt mir der Arzt „How do you treat polio in your country?“. Ich war erstmal sehr perplex und musste dann antworten: „In my country there is no polio, because everyone gets the vaccination“. Vor allem: ich hätte absolut keine Ahnung, was ich bei einem Patienten mit Polio machen müsste. Alles was wir in der Uni darüber gelernt haben, sind ein paar Symptome und ist ja kein Problem, weil es ja eine Impfung gibt.
Eine ziemlich coole Sache war, dass ich einen Patienten mit Lepra gesehen habe (cool im Sinne: Fall wie im Lehrbuch, aber zum Glück auch gut therapierbar). Selbst die Ärzte hier sehen sehr selten Lepra, weil man sehr lang engen Kontakt zu einem Leprakranken haben muss, damit man sich überhaupt ansteckt (in dem Fall, die Mutter). Der Junge hatte wirklich die klassischen Zeichen von Lepra und man konnte ihn perfekt klinisch diagnostizieren, weil die Symptome wirklich so klassisch waren.
Apropos Diagnostik: es ist der Wahnsinn wie wenig den Ärzten hier zur Verfügung steht um ihre Diagnose abzusichern. Sie können einige Basislaborparameter abnehmen (Blutbild, Leber- und Nierenwerte, Elektrolyte, Blutsenkungsgeschwindigkeit und viel mehr hab ich nicht mitbekommen) eventuell ein Sono machen lassen (aber extremst selten) und Röntgen. Das heißt, dass im Prinzip die komplette Diagnose auf dem Wissen des untersuchenden Arztes beruht. Ich muss auch sagen, dass ich den Eindruck habe, dass was klinische Diagnosen betrifft, die Ärzte hier wirklich sehr gut sind. Da könnten wir uns wirklich ein Scheibchen abschneiden.

Montag, 28. März 2011

28.03.11: Markt

Wir haben spontan beschlossen heute früher aus dem Krankenhaus zu gehen und uns den Markt hier im Ort anzusehen. 
unsere beiden kleinen Verfolger

Dieser „Markt“ ist auch nicht nur so ein kleiner Haufen von Ständen, wie ich es von zu Hause kenne, sondern schon fast ein eigenes Stadtviertel. Hier scheint es fast alles zu geben. Bekleidung, Schuhe, jede Art von Obst und Gemüse, Eier, Tiere, Haushaltsgeräte und und und.
Als Weiße(r) ist man hier (wie ständig) unter Beobachtung und für die Kinder auf dem Markt waren wir die Attraktion schlechthin. Die sind uns in Scharen nachgelaufen und wollten „Foto! Foto!“ oder halt einfach „Hallo“ sagen und die Hände schütteln. Ich war zugegebenermaßen echt skeptisch, dass die versuchen würden uns zu beklauen oder so, aber überhaupt nicht.

Vor lauter Reizüberflutung sind wir kaum dazu gekommen etwas zu kaufen. Menschen hier, Esel da, Händler die ihre Sachen anpreisen, Karren die vorbei wollen. Herrlich, ich sag's euch.
Ansonsten haben wir uns eigentlich nur an den Obstständen herumgetrieben (ja, wir hatten Hunger) und 2 kg Mangos für umgerechnet 80 cent, 5 kg Bananen und eine Ananas für praktisch nichts gekauft. Sehr cool und vor allem lecker! Hier macht sich auch das Taschenmesser bezahlt.
noch viel mehr Verfolger. Wir sind wohl spannend!

Außerdem haben wir den (ich glaube) einzigen „Supermarkt“ entdeckt. Tolle Sache, hier gibt es auch ein paar westliche Produkte, für den Fall dass man mal Abwechslung von Injera braucht. Bounty ich komme!

Sonntag, 27. März 2011

27.03.2011: Auf nach Jimma

Wie verdammt kurz kann eine Nacht eigentlich sein???? Ich habe das Gefühl, als hätte ich überhaupt nicht geschlafen! Was für eine Tortur für so einen Morgenmuffel wie mich!
Aber der Bus nach Jimma fährt nun mal um 5.30 Uhr und sonst fährt keiner. ) Stunden Bus werden ja auch noch lustig werden...
Pünktlich um 4.45 holt Check, der Taxifahrer, uns ab und fährt uns (und vor allem unser ganzes Gepäck) zu Selam Busses. Es sind auch tatsächlich schon einige Leute da die warten. Anscheinend nehmen die Äthiopier wenigstens Busabfahrtszeiten sehr genau. Um kurz nach 5 durften wir an den Guards die uns den Weg versperrt haben vorbei und unseren Bus suchen. Leider war es keiner von den schönen supermodernen, grünen Bussen (die sind 150% westlich, mit Toilette an Board und Klimanalage usw), sondern in eine etwas (25 Jahre?) älterer, weißer Bus.
Bevor man überhaupt in die Nähe des Busses darf, werden die Tickets überprüft und Gepäcksschilder verteilt. Diese sind selbstverständlich amharisch beschriftet, da könnte von „dieser Koffer gehört ______“ bis „Bitte bedienen Sie sich einfach, der Inhald dieses Koffers steht zu ihrer freien Verfügung“ alles stehen. Dann in die nächste Schlange (oder die äthiopische Version davon, eine Menschentraube), damit die Koffer auf das Dach gebracht werden. Das war wirklich heftig, denn dieser schon etwas ältere Äthiopier hat sich einfach einen Koffer über die Schultern gelegt und den so balanciert, dass er beide Hände frei hatte und die Leiter hochklettern konnte. Ich war etwas paranoid (wie immer wenn es um mein Gepäck geht), dass das alles nicht ordentlich fest gemacht wird, aber das war super. Mehrere Seile und eine große Plane haben dafür gesorgt, dass alles an seinem Platz bleibt.
Vor dem Einsteigen, wurden unsere Tickets noch einmal kontrolliert und dann mussten wir unsere Plätze suchen, da die Plätze fest zugeteilt sind. Wir hatten uns zunächst gefreut, dass der Bus nur halbvoll war, aber um halb 6 war der Bus bis auf dem letzten Platz besetzt.
Los geht’s!
Sonnenaufgang
Ich habe erst auf dem Weg stadtauswärts realisiert, wie groß Addis eigentlich ist. Ich hatte natürlich im Reiseführer gelesen, dass die Stadt um die 4.000.000 Einwohner hat, aber die Größe und die Ausbreitung waren mir nicht bewusst.
Bei unserem Zwischenstopp in einem Dörfchen, war ein Besuch auf der Toilette ganz dringend nötig. Puh, war das irritierend. Zum einen ist es keine westliche Toilette gewesen, sondern so eine wie ich sie z.B. aus Süditalien kenne. Eine Art in den Boden eingelassenes Porzellanbecken mit einem Loch über das man sich hockt. Einigermaßen verständlich was ich meine?? Spülung gibt es auch keine oder ein Schloss an der Tür. Eine Frau hat mir während ich da drin stand einfach so einen Eimer Wasser hingestellt. Privatsphäre interessiert hier einfach keinen! Nun ja, kurzum, die ganze Situation war mindestens seltsam... Als Mann ist man hier auf jeden Fall besser bedient!

Die Fahrt von Addis nach Jimma ist sehr schön. Ich würde jedem der die Wahl hat empfehlen den Bus zu nehmen. Es ist billig und man sieht viel vom Land. Es war zum Beispiel sehr interessant durch verschiedenste Dörfchen zu fahren und zu sehen, wie die Infrastruktur so ist und wie die Leute leben. Das ist teilweise sehr unterschiedlich. An der geteerten Straße sind die meisten Dörfer, die ich so mitbekommen habe (ich konnte nicht komplett vermeiden einzuschlafen) Wellblechhütten oder gemauerte Häuschen, es gab relativ wenig Vieh im Dorf und meistens einen Laden und/oder Obststand. Auf unserer Umleitung (Bauarbeiten...) über eine ewig lange Dirt Road, konnten wir aber auch viele traditionelle Siedlungen sehen. Diese bestehen meistens aus 4 – 5 Lehmhütten und haben häufig entweder Bananenstauden und/oder eine Tierherde vorzuweisen. Fließendes Wasser gibt es natürlich nicht. Wir haben unzählige Frauen und Mädchen beobachtet, die mit großen, gelben Kanistern zum Wasser holen unterwegs waren. 

Die Nutztiere (meistens Kühe), waren durch die Bank alle unglaublich dürr. Ich habe bisher noch kein einziges Tier gesehen, bei dem man nicht die Rippen zählen kann.
Außerdem gibt es noch wunderschöne Landschaft und wilde Tiere (Affen!) zu sehen.
Plötzlich blieb der Bus so gehen 1 Uhr mittags wieder stehen und Andrea meint noch so „ach schaut mal, das Hotel heißt ja auch Honeyland!“, da stellt sich heraus, dass wir schon in Jimma sind! Wir hatten eigentlich mit 9 Stunden Fahrt gerechnet, aber es waren doch nur 6!
So ein unverhofftes Ende!

Nachdem wir unser Gepäck ergattert hatten, haben wir uns als erstes etwas zum Trinken besorgt und uns in die Bar vom „Central Hotel“ gesetzt. Uns wurden 2 Hotels empfohlen: das „Central Hotel“ und das „Honeyland Hotel“. Wir waren ja eh schon beim Central Hotel und haben uns also gleich nach einem Zimmer erkundigt. Die wollten für ein Doppelzimmer 169,05 Birr (= 7,30 €), was echt nicht viel ist. Wir haben uns ein Zimmer auch angesehen, aber es war eher klein, düster und das Bad war wirklich nicht der Hit. Was uns außerdem gestört hat: die Schlüssel lagen gemütlich auf dem Boden im Hof. Da hätten wir uns nicht besonders sicher gefühlt. Dann also weiter zum Honeyland. Ich habe bisher nur Gutes von dem Hotel gehört: freundliche angestellte, leckeres Essen und ca. 10€ für das Doppelzimmer.
Ich kann all das leider nicht bestätigen. Die Leute an der Rezeption waren sehr unfreundlich, über den Preis konnte man auch nicht reden (530 Birr für das Doppelzimmer) und die Höhe war die Aussage: „da stehen die Taxis“. Ich glaube wir haben uns alle massivst geärgert und sind gegangen. Dann sollen sie doch einfach nichts verdienen, wenn sie es so wollen...
Auf dem Rückweg sind wir spontan an einem Hotel (das Abbabech Hotel) stehen geblieben und haben da gefragt, was ein Zimmer kostet. 60 Birr pro Zimmer, aber man muss allein im Zimmer schlafen, weil es für die Besitzer nicht in Ordnung ist, dass zwei Personen des gleichen Geschlechts in einem Zimmer schlafen. Damit können wir leben! Wir sind gleich da geblieben. Die Zimmer sind sauber und ordentlich und die Besitzer sind sehr, sehr freundlich und hilfsbereit. Man muss sich zwar Dusche und Toilette teilen, aber das ist okay.
Den anderen sollte das auch passen, weil sie laut SMS nicht mehr als 200 Birr für's Doppelzimmer zahlen wollen. Wir bleiben! 

(A.d.Aut.: nach ein paar Tagen im Ababech kann ich sagen: sehr zu empfehlen! Man kann hier günstig und gut essen, es gibt einen riesigen Garten in dem man abends gemütlich sitzen kann und die Leute sind sehr zuverlässig, freundlich und ordentlich! Das Wasser in der Dusche ist zwar kalt (bei der Hitze wurst), aber die haben sogar eine westliche Toilette.).

Samstag, 26. März 2011

26.03.2011: Addis Abeba

Heute ist unser Pausetag in Addis. Jana ist heute Nacht noch als vierte zu uns gestoßen.
Nach dem Frühstück (Kaffee und Injera mit Injera), haben wir uns auf den Weg zur Bank gemacht. Wir hatten am Flughafen nämlich nur 100€ wechseln können.
Der kurze Weg zur Bank, war schon eine erste Erfahrung für sich. 4 Weiße, die durch die Straßen laufen, sind eine Attraktion und man wird von jedem angestarrt. Außerdem hat man sofort eine Schar Leute um sich, die einem den Weg erklären möchten, einem Tempos, Kaugummis oder Khat (eine aufputschende, pflanzliche Droge) verkaufen wollen und auch nicht weggehen, wenn man „NEIN“ sagt. Die meisten sind Kinder und einige sind wirklich penetrant. Ein kleiner Junge ist und bis zur Bank nachgelaufen und hat auch immer wieder versucht an unsere Taschen zu gehen oder auch in die Hosentaschen zu fassen. Die Wertsachen nahe am Körper zu tragen, war wirklich ein wertvoller Tipp.
Vor der Bank wurden uns erstmal die Kameras abgenommen, weil man in Äthiopien keine staatlichen Gebäude fotografieren darf. Ich glaube wir hatten alle ein mulmiges Gefühl dabei, aber wir hatten ja keine andere Wahl.
In der Bank ging es zu wie in einem Bienenstock. An über 50 Schaltern auf 2 Stockwerken werden Bankgeschäfte abgewickeln und so etwas wie Diskretionsabstand interessiert in Äthiopien anscheinend keinen. Schalter macht auf und eine Meute schwirrt hin und redet durcheinander. Geld wechseln an sich gestaltet sich etwas bürokratisch, weil zunächst die Daten aus dem Pass alle festgehalten werden. Dann erst wird das Geld gewechselt und ausgezahlt. Auf dem Schwarzmarkt geht das wohl einfacher, aber das habe ich mich nicht getraut.
Momentan ist 1€ etwa 23 Birr. Hier mal ein Bild von dem riesigen Batzen Geld den ich für 300 € bekommen habe.
Geldberge... wenn das Euro wären...!


Nachdem wir das Geld in den Hotelsafe gepackt hatten (ich sags euch, diese Bettelkinder sind wirklich penetrant und schnell! Die gehen an jede Tasche und Hose ran), gingen wir zum Busbahnhof. Es hat etwas gedauert bis wir das Büro von „Selam Busses“ gefunden haben (es liegt versteckt in einem Hinterhof) und unsere Tickets nach Jimma buchen konnten. Umgerechnet hat das ca. 6€ gekostet. Morgen um 5 Uhr ist „CheckIn“ und um halb 6 geht’s los. Ich bin ja mal gespannt, ob das alles wirklich sooo pünktlich ist. Wir haben uns vorsichtshalber für 4.45 Uhr verabredet.
Unser nächster Punkt auf der Liste „To do in Addis“ waren Simkarten. Wir hatten bei der Suche nach „Selam Busses“ ein „Ethiopian wasauchimmer Mobile Company“ Büro entdeckt und wollten uns da SimKarten zulegen. Nachdem wir (wieder) die Cameras abgegeben haben, mussten wir feststellen, dass man für eine SimKarte 2 Passfotos und einen Pass brauchen. Die anderen hatten jetzt nicht so richtig Lust darauf und waren der Ansicht, dass das doch auch einfacher gehen müsste (tut es nicht...!) und so sind wir losgelaufen auf der Suche nach ner Simkarte... Der Konsens war schlussendlich (nachdem wir nach ner halben Stunde und bei gefühlten 100°C eine Ewigkeit ist): lasst uns zu Andrea's Hotel gehen, ihr das Geld geben (ihre Kreditkarte funktioniert irgendwie nicht) und dann weitersehen. Also auf zum Taitu Hotel.
Das hat sich wesentlich schwerer gestaltet als angenommen. Aus welchen Gründen auch immer haben wir gedacht, das Taitu Hotel wäre in der Taitu Street. Das hat in einem 2stündigen Umweg durch die Slums geendet. Das war so als würde man plötzlich durch eine Dokumentation über das Leben in den Slums laufen. Irgendwie surreal, obwohl es direkt vor der eigenen Nase ist, so als ob es erst jetzt wirklich wahr wird, weil man es sieht. Natürlich ist mir klar, dass das im Fernsehen nicht gestellt ist, aber es ist nochmal etwas ganz anderes da durch zu laufen. Insbesondere in einer Gruppe von 4 Weißen. Man wird angestarrt und beobachtet und ich hab mich nicht getraut Menschen zu fotografieren. Ich wollte auch einfach nicht, dass die denken ich bin sensationsgeil oder so. Die Geruchskulisse war teilweise sehr unangenehm. Wir sind an so einer Grube mit Wasser vorbeigelaufen, in der Müll und Exkremente lagen und das hat wirklich bestialisch gestunken. 
Wasserloch...

Andererseits war's auch ganz interessant, was für Berufe man da so am Straßenrad (ohne Werkstatt oder großes Equipment) gesehen hat: mehrere Frauen, die die Wäsche gemacht haben, einen Schreiner, einen Schuster, einen Schneider usw. Vor allem sind die alle mit sehr wenig Mitteln ausgekommen (klar, die haben ja auch nicht mehr) und alles was irgendwie wiederverwertbar ist, wird auch wiederverwendet.
Ein Blick über die Slums
Faszinierend fand ich auch wie unglaublich viel man auf einem Esel/Bus/Taxi/Kopf transportieren kann.
Als wir nach diesem Umweg endlich (wir sind in der größten Mittagshitze in der prallen Sonne rumgelaufen...) vor dem Hotel standen, haben wir unseren Fehler bemerkt. Besagtes Hotel war nämlich das Sheraton und nicht das Taitu Hotel. Das hat schon ein bisschen genervt...!
Wir haben dann entschieden ein Taxi zum Taitu zu nehmen, aber muss man auch erst eines finden. Taxis gibt es in Addis ja wie Sand am Meer, aber als (weißer) Tourist wird man abgezockt ohne Ende. Das beste was wir finden konnten waren 50 Birr zum Taitu Hotel, was immer noch mehr als das 10fache ist, was ein Einheimischer bezahlt hätte.
Als wir endlich bei Andrea waren, konnten wir uns auch um die Simkarten kümmern. Auch hier im Hotel musste man Fotos abgeben für die Simkarte. „ARGH! ICH HAB'S DOCH GESAGT!“, schoss mir in dem Moment durch den Kopf, aber der Umweg war so eine interessante Erfahrung, dass es sowas von egal war. Mit Simkarte, hätten wir das niemals gesehen.
Nachdem wir gemütlich was gegessen hatten (Injera) und einen kurzen Abstecher ins Internetcafé gemacht haben, wurde es auch schon dunkel. Deshalb haben wir uns noch kurz an die Hotelbar gesetzt und sind dann auch schon auf unsere Zimmer gegangen. Wir müssen morgen ja schließlich um 4 Uhr aufstehen...

ein kleiner Insider für D.

Freitag, 25. März 2011

25.03.11: Die Anreise

Wie jedes Mal wenn ich verreise, habe ich es auch diesmal nicht geschafft früher mit dem Packen anzufangen. Wie jedes Mal hat das damit geendet, dass ich zu wenig geschlafen habe (1 Stunde...). Aber wie jedes Mal habe ich es trotzdem pünktlich zur S-Bahn zum Flughafen geschafft. Zum Glück.

Ich denke es ist jedem klar, dass die Anreise so seine Zeit dauert. In unserem Fall haben wir von München nach Addis Abeba ca. 17 Stunden gebraucht. Der günstigste Anbieter war Turkish Airlines, aber ansonsten fliegen auch noch Egypt Air, Ethiopian Airlines und Emirates Addis an.
Von den Kosten her, sollte man mit etwa 500 € rechnen.

Die Reise an sich ist eigentlich recht unspektakulär. Check-in und Flug sind ja irgendwie immer das selbe, egal wo man hinfliegt. Der Service bei Turkish war aber wirklich sehr gut. Es gab auf beiden Flügen warmes Essen, Snacks und Getränke. Bei unserem Flug von Istanbul nach Addis haben wir sogar ein „Schlafkit“ bekommen mit Schlafmaske, Oropax und Socken. Putzig!
Was uns alle etwas genervt hat, war der lange Aufenthalt in Istanbul: 6 Stunden rumsitzen, in einem extrem unspannenden DutyFree-Bereich ohne Wlan...
Etwa eine Stunde vor Abflug haben wir uns zu unserem Gate begeben. Ein kleiner Tipp meinerseits: geht früher dahin, die Sessel sind saubequem!
Wir hätten trotzdem fast unseren Flug verpasst. Wir Superhirne hatten uns nämlich auf das Gate verlassen, das auf unser Ticket gedruckt war und dank der rein türkischen Durchsagen auch nicht realisiert, dass das Gate geändert wurde. Als eine viertel Stunde vor Abflug immer noch keiner ins Flugzeug durfte, hat Moritz den Plan doch noch gecheckt und wir haben unseren Flieger gerade noch so geschafft.
Istanbul bei Nacht von oben ist übrigens ein riesiges leuchtendes Lichtermeer. Ich habe noch nie etwas vergleichbares gesehen. Das Foto wird dem leider nicht gerecht...

Istanbul bei Nacht von oben


Nach dem Essen sind wir alle 3 recht schnell eingeschlafen. Ich bin erst beim Landeanflug aufgewacht. Afrika unter uns (ich kann nicht sagen wo genau ich aufgewacht bin...), war einfach ein schwarzes Loch. Keine Wolke, aber auch kein einziges Licht unter uns. Dafür aber ein Meer von Sternen direkt vor dem Fenster. Faszinierend.

In Addis gelandet, galt es erst sich zu orientieren. Man kann vor der Passkontrolle Geld wechseln, was sehr praktisch ist. Vorsicht allerdings: nach der Passkontrolle kann man erst wieder in der Stadt Geld wechseln.
Die Passkontrolle war für mich Nervenkitzel pur, weil die äthiopische Botschaft in Berlin die falsche Nationalität in mein Visum geschrieben hatte. Ich war wirklich besorgt, dass die das Visum nicht akzeptieren könnten. Glücklicherweise ist aber alles gut gegangen.

Nächste Mission: Koffer holen, auch das vollkommen unproblematisch (von etwas eigensinnigen Gepäckstrolleys mal abgesehen). Bevor man in die Ankunftshalle darf, werden nochmal alle Gepäckstücke durch einen Scanner gefahren.
Eigentlich hatten wir ja vor mit meiner ererbten äthiopischen Simkarte einen Taxifahrer anzurufen, aber die Karte war abgelaufen. Ein (für 50 Birr) hilfsbereiter Äthiopier, hat uns dann sein Handy geliehen (die öffentlichen Telefone waren kaputt...), damit wir den Taxifahrer doch noch anrufen und zum Flughafen bestellen konnten.
Der hat uns auch pünktlich 10 Minuten später angeholt. Das Taxi war – wie alles Taxis die ich bisher gesehen habe – abenteuerlich. Eine alte Klapperkiste, mit winzigem Kofferraum (aber eine alter Lautsprecher war drin). Unser restliches Gepäck wurde einfach aufs Dach gepackt. So ging es dann mit jaulendem Motor zum Hotel. Ich habe ja befürchtet, dass wir irgendwann liegenbleiben, weil das Auto auch irgendwie verbrannt gerochen hat. Sicherheitsgurte sollte man übrigens auch nicht erwarten. Entgegen aller Erwartungen sind wir aber heil angekommen.
Nachdem Checkin, haben wir unsere Zimmer im RasHotel bezogen. Wirklich in Ordnung und sauber, da kann man nicht meckern. Aber ich glaube ich hätte auch in einer Lehmhütte übernachtet, wenn es hätte sein müssen. Hauptsache schlafen!
In diesem Sinne: Gute Nacht!
Check's Taxi

Dienstag, 22. März 2011

Reisevorbereitungen

Reisevorbereitungen

Reisevorbereitungen

Äthiopien ist nicht Schottland, das war mir von Anfang an klar. Aber dass man an dermaßen viele Dinge denken muss, wenn man in ein afrikanisches Land fährt hätte ich nicht gedacht.
Das beginnt schon bei den Impfungen. Was braucht man alles?
Am besten geht man einfach zu einem erfahrenen Reisemediziner oder – wenn man wie ich in München lebt – ins Tropeninstitut oder in das Max-von-Pettenkofer-Institut (wesentlich billiger!) und lässt sich beraten.
Was man haben sollte:
  • Hepatitis A und B
  • Diphterie und Tetanus
  • Polio (auffrischen!)
  • Gelbfieber
  • Meningokokken
  • Tollwut (muss nicht unbedingt sein und ist teuer, aber better be safe than sorry)
  • Typhus
Hepatitis B hatte ich schon, der Rest hat mich etwa 300€ gekostet. Wahnsinn, aber wichtig. Außerdem gibt es da noch die Frage: Malariaprophylaxe: ja oder nein? Das kommt schlichtweg auf das Gebiet an. Ich habe mich gegen eine kontinuierliche Malariaprophylaxe entschieden (teuer und in dem Gebiet wo ich sein werde auch nicht nötig). Was ich aber mitnehme ist eine Standby-Medikation. Das heißt, ich habe ein Medikament (Malarone) gegen Malaria dabei und sollte ich Symptome haben (hohes Fieber, grippeähnliche Symptome), nehme ich dieses und gehe dann so bald wie möglich zum Arzt.
Am wichtigsten ist es ohnehin die Mückenstiche zu vermeiden. Daher: lange Kleidung und Mückenschutz (NoBite wird von allen Seiten empfohlen).
Die Reiseapotheke fällt auch etwas größer aus. Ich habe mich mit Immodium, Paracetamol, Schmerzmitteln, Perenterol, Fenistil usw. eingedeckt, da ich keine Ahnung habe inwiefern ich dort Zugang zu Medikamenten haben werde.
Meine Reisepotheke

Soviel zur medizinischen Seite, jetzt zur bürokratischen. Um nach Äthiopien zu fahren braucht man ein Visum. Als Tourist ist das relativ simpel, man kann es in Addis Abeba am Flughafen kaufen. In unserem Fall ist es komplizierter. Sobald man nämlich in irgendeiner Form im Land arbeiten möchte (auch wenn es kostenlos ist), dann braucht man ein Business Visum. Dafür wiederum braucht man eine schriftliche Einladung von der entsprechenden Stelle (also z.B. vom Krankenhaus) mit Reisedaten etc. Das ganze plus ausgefüllte Formulare, Gebühren usw, geht dann an die Botschaft und dann heißt es warten. Die Herrschaften haben nämlich eine lange Leitung und sind außerdem teilweise zu blöd Formulare abzuschreiben (wie ich aus eigener Erfahrung weiß).
Daher empfehle ich jedem, der so eine Reise plant, das Visum so früh wie es irgendwie geht zu organisieren, damit man – wenn nötig – noch einen Ersatz bekommt.
Auch den Flug sollte man frühzeitig buchen, weil er einfach generell teuer ist (mit 500 Euro sollte man mindestens rechnen) und auch nicht billiger wird.

Dann muss man auch beim Packen etwas planen. Leichte, lange Kleidung ist von Vorteil. Ich habe außerdem noch Funktionsklamotten dabei, weil ich nicht weiß was mich genau erwarten wird. Trekkingschuhe sind sicherlich keine schlechte Idee. Sonnenschutz (Hut und Sonnencreme) ist glaube ich selbstverständlich, aber man sollte auch nicht vergessen, dass es die Regenzeit gibt. Für den Fall dass man in der Regenzeit fährt, sollte man sich vernünftigen Regenschutz und Gummistiefel (viele Straßen sind nicht geteert, das ist dann der pure Matsch) wurden uns empfohlen. Außerdem ist es in Äthiopien so, dass in den meisten Hotels nicht nach jedem Gast die Bettwäsche gewechselt wird. Dafür sollte man sich ein Inlay oder ein Laken mitnehmen. Normalerweise gibt es Handtücher in Hotels, in Guest Houses ist es nicht immer so. Ich habe deshalb Handtücher eingepackt. Wenn man auf das Gewicht achten muss, dann sind Mikrofaserhandtücher eine gute Idee. Sind nicht ganz billig, aber sehr praktisch und trocknen auch schnell.
Rund um die Uhr Strom zu haben ist in Äthiopien keine Selbstverständlichkeit. Daher sollte man eine kleine Taschenlampe und Batterien mitnehmen. Ich habe mir außerdem noch einen Ersatzakku für meine Kamera besorgt.

Zum Thema Geld wechseln: kann man bei uns nicht. Das muss man in Äthiopien erledigen. Ob Euro oder Dollar ist egal, wird beides gewechselt. Wichtig ist auch, dass es in Äthiopien keine EC-Automaten gibt. Man kann an ATMs zwar Geld abheben, aber nur mit Kreditkarte. Sollte man also noch keine Kreditkarte haben, würde ich empfehlen eine ausstellen zu lassen. Es empfiehlt sich aber auch eine gewisse Summe Bargeld mitzunehmen, weil es auch vorkommen kann, dass die Kreditkarte nicht funktioniert. Wechseln kann man übrigens direkt am Flughafen vor der Visakontrolle und bei den verschiedenen Banken in Addis.
Das ist was mir so im Moment einfällt, aber ich werde diesen Post updaten, wenn mir noch etwas fundamental wichtiges ein- oder auffallen sollte.

Ergänzung:
Man sollte wenigstens eine Rolle Klopapier mithaben. Es gibt in keiner Toilette Klopapier und häufig auch in Hotels nicht.
Es kann passieren, dass es tagelang kein Wasser gibt. Daher: feuchte Waschlappen aus der Packung, waren zu dieser Zeit glorreich!

Sonntag, 20. März 2011

Next Stop? Ethiopia!

Äthiopien? Was soll das jetzt schon wieder? Wieso warum weshalb?
Ich fange mal von vorne an. Schon im 5. Semester habe ich von dem Austauschprogramm zwischen der LMU und der Jimma University erfahren, aber bewerben? Zu dem Zeitpunkt wollte ich das noch nicht. Erstmal Erfahrung sammeln. Also habe ich es mir ein Jahr später wieder überlegt und bin damals zum Schluss gekommen, dass ich ja noch soooo viel anderes zu tun habe. 9. Semester und somit letzte Chance: jetzt oder nie!
Deshalb habe ich mich im Oktober beworben und einfach mal meine Unterlagen abgegeben. Etwa eine Woche später kam die Einladung zum Interview. Aufregung machte sich breit und ich fing an mich über Äthiopien schlau zu machen. Wer weiß was die im Interview so wissen wollen...
Im Nachhinein kann ich nur sagen: gut, dass ich das gemacht habe. Die wollten nicht nur
wissen, warum gerade ich mitkommen soll, ob ich teamfähig bin und so weiter, sondern auch sehen, dass ich mich mit dem Land auseinander gesetzt habe. Das ganze natürlich auf Englisch, was – für mich wenigstens – kein Problem war.

Nach dem Vorstellungsgespräch hatte ich kein schlechtes Gefühl, aber erstmal nicht zu früh freuen, wer weiß wie die restlichen Kandidaten sich geschlagen haben.
Ungefähr 10 Tage später war es aber klar: schlechter als ich! Unglaublich, ich fahre nach
Äthiopien!
 
Was folgten waren Treffen mit den äthiopischen Interns, die gerade in München waren,  wöchentliche Vorbereitungstreffen mit unzähligen Vorträgen über Kultur, Geschichte, Wirtschaft, Medizin und vieles mehr. Auf alle Fälle interessant, aber zugleich auch anstrengend, schließlich war jede Woche ein Dienstag fix verplant und wollte vorbereitet werden und das ist eine Menge Arbeit neben allen anderen Verpflichtungen, die ich so habe. Wie auch immer: ich denke, das hat sich gelohnt. 
 
Besonders witzig, war das erste Mal äthiopisch Essen (das Café Omo in der Poccistraße in
München ist übrigens sehr zu empfehlen). In Äthiopien benutzt man kein Besteck, sondern seine Hände zum Essen. Genauer gesagt, nur die rechte Hand. Die Äthiopier haben schallend gelacht bei unseren ersten Essversuchen. Es muss aber auch komisch ausgesehen haben, wie
wir da alle versucht haben, mit den Fingerspitzen Injera zu essen. Nach einer kurzen Lektion wie es richtig geht, war es auch ganz einfach, wenn auch extrem ungewohnt.

Vielleicht noch kurz, warum ich das Ganze mache. Ich überlege schon eine ganze Weile, ob
ich später einige Zeit für eine Hilfsorganisation (Ärzte ohne Grenzen oder ähnliches) arbeiten soll. Allerdings ist das eine große Verpflichtung und sehr viel Verantwortung. Nicht dass mir das Angst macht, aber die Kombination aus humanitärer Krise, Kulturschock und den limitierten Möglichkeiten zu helfen, halte ich für ziemlich schwierig. Ich habe inzwischen einige Menschen (Ärzte, Krankenschwestern, aber auch Menschen die solche Projekte ohne medizinischen Hintergrund unterstützen) kennengelernt und mich auch anderweitig mit dem Thema auseinandergesetzt. Die allgemeine Meinung ist, dass man viel zu blauäugig in so eine „Mission“ hineingeht und das es für jemanden, der unsere Standards gewöhnt ist ein sehr
harter Kulturschock ist. Zwei mal: beim hinfahren und beim zurück kommen. Diese Leute haben sicherlich nicht unrecht und so kann ich für mich herausfinden ob ich für Entwicklungshilfe aus dem richtigen Holz geschnitzt bin oder nicht.

Durch diesen Austausch werde ich die Möglichkeit haben, sowohl die Medizin im Krankenhaus
als auch die Grundversorgung in den Dörfern kennenzulernen. Außerdem werde ich 5 Wochen in Äthiopien leben, meiner Meinung nach ohnehin die beste Art und Weise ein Land zu entdecken.

In diesem Sinne: ich bin dann mal weg!