Mittwoch, 18. Februar 2009

Von Brandschutzübungen, Durchlauferhitzern und schwierigen Patienten

Hallo ihr lieben!
Ich habe Day 2 hinter mir und auch schon wieder mordsmäßig viel erlebt. Aber ich fange wohl besser von vorne an.
Nachdem ich am Sonntag mein Zimmer bezogen hatte, ist mir aufgefallen, dass ich ja nichts zum Essen habe, also musste da was her. Meine Mitbewohnerin hat mir also den Weg beschrieben und dann ging es auf zum Penny Markt. Aber nicht irgendein Penny Markt, nein DER Penny Markt auf der Reeperbahn ist gemeint. Über den gab es schon x Dokus und sonst was im Fernsehen, wo natürlich gezeigt wurde wie wahnsinnig assi die Leute in dem Penny sind usw. ich dachte ja eigentlich das wäre der übliche seriöse RTL2 Journalismus (also intelligent wie n Meter Feldweg und wahrheitsgetreu wie die Schlagzeilen in der Bild...) Nun ja... ausnahmsweise hat diese Doku mal Tatsachen geschildert... Es geht in dem Penny wirklich zu wie im Fernsehen. Also so richtig mit Pennern (jede Menge davon), die vor einem in der Schlange stehen, ausländischen jugendlichen, die an der Kasse ihre Taschen ausräumen müssen und so weiter. Muss schon sagen: leichter Kulturschock.
Wie auch immer ich habe es überlebt ;) Nun ja, das hat mir für den Abend an Überraschungen eigentlich schon gereicht, aber damit war es natürlich nicht genug. Zu allem Überfluss hat nämlich der Durchlauferhitzer in meiner WG seinen Dienst quittiert und es gibt jetzt nur noch Eiswasser. Herrlich...
Dann war auch schon Montag. Der Tag hat mit einer wunderbaren eiskalten Dusche begonnen (sehen wir es positiv: danach kann es fast nur besser werden). Ich bin irgendwie in meine Klamotten gekrabbelt hab mich ausgehfertig gemacht (zu Deutsch: ganz viel Abdeckstift, damit die Augenringe, wenn schon nicht weg, dann wenigstens dezenter sind) und habe mich dann auf den Weg zur S-Bahn gemacht. Vor der Tür hat mich erstmal ne leere Flasche Jägermeister willkommen geheißen... Ich bin dann also zur S-Bahn gelaufen (eigentlich trifft geschlittert das ganze ja besser... Schnee-Regen-Matschepampe-Wetter halt) und zum Bahnhof Altona gefahren. Dort durfte ich mich mit einem Fotoautomaten (die schrecklichsten Fotos meines Lebens und ich übertreibe nicht) einem seeeeeeeeeehr seltsamen HVV-Mitarbeiter und nem verspäteten Bus rumschlagen. Als der Bus nach einer gefühlten Stunde endlich da war, war ich schon leicht hibbelig ob ich’s noch pünktlich schaffe... Die Antwort: nein. Dummerweise gibt es 2 Haltestellen mit AK Altona im Namen und ich bin natürlich an der falschen ausgestiegen. Erstmal in die eine Richtung gelaufen: Krankenhaus... Fehlanzeige. Noch mal zurück, Krankenhaus wieder Fehlanzeige. Also doch in die Richtung laufen, wo der Bus weitergefahren ist. Gute Idee. Schemenhaft
konnte man irgendwann so ein Riesenhaus erkennen (es war sehr neblig) und tatsächlich, das war das Krankenhaus. Nur war dummerweise kein Eingang in Sicht. Nach ner geschlagenen viertel Stunde war ich dann endlich im Büro der Studiensekretärin. Die hat uns erstmal die grundsätzlichen Sachen erklärt und uns dann auf eine Odyssee durchs Krankenhaus geschickt. Erstmal ab zum Betriebsarzt, da wurde ich dann „untersucht“ (=Impfpass und Unterlagen vom Münchner Betriebsarzt kopieren). Dann ging es weiter zur Brandschutzübung. Bitte... Leute... wer von euch musste vor Antritt der Famulatur eine Brandschutzübung machen?? Diese „Veranstaltung“ war derart begehrt, dass die Gruppe gleich gesplittet wurde und ich war natürlich in der Gruppe die später drankam. Das bedeutete eine halbe Stunde Smalltalk und warten. Das gute an der Smalltalksession: die eine Famulantin gehörte auch in die ZNA und war da schon etwas bewandert. Nach einer einschläfernden halben Stunde, in der ich über Evakuierungspläne, Feueralarme, verschiedenfarbige Mülleimern und (wie könnte es anders sein?) Nadelstichverletzungen informiert wurde ging es erstmal auf Station (JUHU!). Die restlichen Tagesordnungspunkte der Odyssee konnte ich überspringen, weil wohl für Famulanten der Notaufnahme andere regeln gelten :D.
Kaum eine halbe Stunde auf Station wurde ich schon zu meinem ersten Patienten geschickt. Glücktreffer: dementer ging’s nämlich gar nicht... Der hat während ich gefragt habe tatsächlich vergessen wo er Schmerzen hat. Nach einer viertel Stunde habe ich dann das Handtuch geschmissen und war von meinen anamnestischen Fähigkeiten absolut nicht mehr überzeugt. Deprimiert habe ich dann meinem betreuenden Arzt berichtet, dass ich absolut NICHTS für ihn habe, was der nur schmunzelnd zur Kenntnis genommen hat (irgendwie hab ich immer noch das Gefühl das war Absicht): Er ist dann NATÜRLICH zu dem Patienten gegangen und wusste innerhalb von 5 Minuten was los ist. Völlig demotiviert bin ich mit den anderen Famulantinnen was essen gegangen. Gestärkt bin ich dann wieder auf Station angekommen und frisch ans Werk. Nächste Patientin und wieder ein Griff ins Klo. Dachte ich. Alte Frau, somnolent, hat auf keine einzige Frage geantwortet. Anamnese war natürlich Fehlanzeige, die Untersuchung ergab, dass irgendwas im Abdomen nicht passt.
Also erstmal die Patientin beim betreuenden Arzt vorstellen, dann das weitere Vorgehen besprechen und dann n bisschen was über die Patientin rausfinden. Das bedeutete das Pflegeheim anrufen, den Hausarzt anrufen, alte Arztbriefe auftreiben etc. War ganz witzig vom Hausarzt als Frau Kollegin angesprochen zu werden ^^. Nach diversen Röntgenbildern, Ultraschalluntersuchungen und einer weiteren körperlichen Untersuchung war dann klar: die Frau hat ne Pneumonie... Herrlich... und was ist mit dem Abdomen?!? Nix... (zu meinem Trost: sowohl mein betreuender Arzt, als auch der Oberarzt hatten erstmal auch nicht auf ne Pneumonie getippt...)
Dann war mein erster Tag mit 2 Überstunden auch schon vorbei und ich hab beschlossen noch ne Runden in der Stadt zu drehen. Es war schon relativ dunkel, aber egal, war trotzdem schön.
So. Ich verschwinde jetzt ins Bett, damit ich morgen fit bin wenn der Elektriker aufkreuzt wegen dem Durchlauferhitzer. Drückt mir die Daumen, dass wir bald mal wieder warmes Wasser haben ☺
Bis zum nächsten Eintrag!

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