Sonntag, 27. März 2011

27.03.2011: Auf nach Jimma

Wie verdammt kurz kann eine Nacht eigentlich sein???? Ich habe das Gefühl, als hätte ich überhaupt nicht geschlafen! Was für eine Tortur für so einen Morgenmuffel wie mich!
Aber der Bus nach Jimma fährt nun mal um 5.30 Uhr und sonst fährt keiner. ) Stunden Bus werden ja auch noch lustig werden...
Pünktlich um 4.45 holt Check, der Taxifahrer, uns ab und fährt uns (und vor allem unser ganzes Gepäck) zu Selam Busses. Es sind auch tatsächlich schon einige Leute da die warten. Anscheinend nehmen die Äthiopier wenigstens Busabfahrtszeiten sehr genau. Um kurz nach 5 durften wir an den Guards die uns den Weg versperrt haben vorbei und unseren Bus suchen. Leider war es keiner von den schönen supermodernen, grünen Bussen (die sind 150% westlich, mit Toilette an Board und Klimanalage usw), sondern in eine etwas (25 Jahre?) älterer, weißer Bus.
Bevor man überhaupt in die Nähe des Busses darf, werden die Tickets überprüft und Gepäcksschilder verteilt. Diese sind selbstverständlich amharisch beschriftet, da könnte von „dieser Koffer gehört ______“ bis „Bitte bedienen Sie sich einfach, der Inhald dieses Koffers steht zu ihrer freien Verfügung“ alles stehen. Dann in die nächste Schlange (oder die äthiopische Version davon, eine Menschentraube), damit die Koffer auf das Dach gebracht werden. Das war wirklich heftig, denn dieser schon etwas ältere Äthiopier hat sich einfach einen Koffer über die Schultern gelegt und den so balanciert, dass er beide Hände frei hatte und die Leiter hochklettern konnte. Ich war etwas paranoid (wie immer wenn es um mein Gepäck geht), dass das alles nicht ordentlich fest gemacht wird, aber das war super. Mehrere Seile und eine große Plane haben dafür gesorgt, dass alles an seinem Platz bleibt.
Vor dem Einsteigen, wurden unsere Tickets noch einmal kontrolliert und dann mussten wir unsere Plätze suchen, da die Plätze fest zugeteilt sind. Wir hatten uns zunächst gefreut, dass der Bus nur halbvoll war, aber um halb 6 war der Bus bis auf dem letzten Platz besetzt.
Los geht’s!
Sonnenaufgang
Ich habe erst auf dem Weg stadtauswärts realisiert, wie groß Addis eigentlich ist. Ich hatte natürlich im Reiseführer gelesen, dass die Stadt um die 4.000.000 Einwohner hat, aber die Größe und die Ausbreitung waren mir nicht bewusst.
Bei unserem Zwischenstopp in einem Dörfchen, war ein Besuch auf der Toilette ganz dringend nötig. Puh, war das irritierend. Zum einen ist es keine westliche Toilette gewesen, sondern so eine wie ich sie z.B. aus Süditalien kenne. Eine Art in den Boden eingelassenes Porzellanbecken mit einem Loch über das man sich hockt. Einigermaßen verständlich was ich meine?? Spülung gibt es auch keine oder ein Schloss an der Tür. Eine Frau hat mir während ich da drin stand einfach so einen Eimer Wasser hingestellt. Privatsphäre interessiert hier einfach keinen! Nun ja, kurzum, die ganze Situation war mindestens seltsam... Als Mann ist man hier auf jeden Fall besser bedient!

Die Fahrt von Addis nach Jimma ist sehr schön. Ich würde jedem der die Wahl hat empfehlen den Bus zu nehmen. Es ist billig und man sieht viel vom Land. Es war zum Beispiel sehr interessant durch verschiedenste Dörfchen zu fahren und zu sehen, wie die Infrastruktur so ist und wie die Leute leben. Das ist teilweise sehr unterschiedlich. An der geteerten Straße sind die meisten Dörfer, die ich so mitbekommen habe (ich konnte nicht komplett vermeiden einzuschlafen) Wellblechhütten oder gemauerte Häuschen, es gab relativ wenig Vieh im Dorf und meistens einen Laden und/oder Obststand. Auf unserer Umleitung (Bauarbeiten...) über eine ewig lange Dirt Road, konnten wir aber auch viele traditionelle Siedlungen sehen. Diese bestehen meistens aus 4 – 5 Lehmhütten und haben häufig entweder Bananenstauden und/oder eine Tierherde vorzuweisen. Fließendes Wasser gibt es natürlich nicht. Wir haben unzählige Frauen und Mädchen beobachtet, die mit großen, gelben Kanistern zum Wasser holen unterwegs waren. 

Die Nutztiere (meistens Kühe), waren durch die Bank alle unglaublich dürr. Ich habe bisher noch kein einziges Tier gesehen, bei dem man nicht die Rippen zählen kann.
Außerdem gibt es noch wunderschöne Landschaft und wilde Tiere (Affen!) zu sehen.
Plötzlich blieb der Bus so gehen 1 Uhr mittags wieder stehen und Andrea meint noch so „ach schaut mal, das Hotel heißt ja auch Honeyland!“, da stellt sich heraus, dass wir schon in Jimma sind! Wir hatten eigentlich mit 9 Stunden Fahrt gerechnet, aber es waren doch nur 6!
So ein unverhofftes Ende!

Nachdem wir unser Gepäck ergattert hatten, haben wir uns als erstes etwas zum Trinken besorgt und uns in die Bar vom „Central Hotel“ gesetzt. Uns wurden 2 Hotels empfohlen: das „Central Hotel“ und das „Honeyland Hotel“. Wir waren ja eh schon beim Central Hotel und haben uns also gleich nach einem Zimmer erkundigt. Die wollten für ein Doppelzimmer 169,05 Birr (= 7,30 €), was echt nicht viel ist. Wir haben uns ein Zimmer auch angesehen, aber es war eher klein, düster und das Bad war wirklich nicht der Hit. Was uns außerdem gestört hat: die Schlüssel lagen gemütlich auf dem Boden im Hof. Da hätten wir uns nicht besonders sicher gefühlt. Dann also weiter zum Honeyland. Ich habe bisher nur Gutes von dem Hotel gehört: freundliche angestellte, leckeres Essen und ca. 10€ für das Doppelzimmer.
Ich kann all das leider nicht bestätigen. Die Leute an der Rezeption waren sehr unfreundlich, über den Preis konnte man auch nicht reden (530 Birr für das Doppelzimmer) und die Höhe war die Aussage: „da stehen die Taxis“. Ich glaube wir haben uns alle massivst geärgert und sind gegangen. Dann sollen sie doch einfach nichts verdienen, wenn sie es so wollen...
Auf dem Rückweg sind wir spontan an einem Hotel (das Abbabech Hotel) stehen geblieben und haben da gefragt, was ein Zimmer kostet. 60 Birr pro Zimmer, aber man muss allein im Zimmer schlafen, weil es für die Besitzer nicht in Ordnung ist, dass zwei Personen des gleichen Geschlechts in einem Zimmer schlafen. Damit können wir leben! Wir sind gleich da geblieben. Die Zimmer sind sauber und ordentlich und die Besitzer sind sehr, sehr freundlich und hilfsbereit. Man muss sich zwar Dusche und Toilette teilen, aber das ist okay.
Den anderen sollte das auch passen, weil sie laut SMS nicht mehr als 200 Birr für's Doppelzimmer zahlen wollen. Wir bleiben! 

(A.d.Aut.: nach ein paar Tagen im Ababech kann ich sagen: sehr zu empfehlen! Man kann hier günstig und gut essen, es gibt einen riesigen Garten in dem man abends gemütlich sitzen kann und die Leute sind sehr zuverlässig, freundlich und ordentlich! Das Wasser in der Dusche ist zwar kalt (bei der Hitze wurst), aber die haben sogar eine westliche Toilette.).

1 Kommentar:

  1. Hallo Liebes!
    Sehr spannend dein Blog! Ich bin gespannt auf die nächsten Berichte!!

    LG

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