Heute ist unser Pausetag in Addis. Jana ist heute Nacht noch als vierte zu uns gestoßen.
Nach dem Frühstück (Kaffee und Injera mit Injera), haben wir uns auf den Weg zur Bank gemacht. Wir hatten am Flughafen nämlich nur 100€ wechseln können.
Der kurze Weg zur Bank, war schon eine erste Erfahrung für sich. 4 Weiße, die durch die Straßen laufen, sind eine Attraktion und man wird von jedem angestarrt. Außerdem hat man sofort eine Schar Leute um sich, die einem den Weg erklären möchten, einem Tempos, Kaugummis oder Khat (eine aufputschende, pflanzliche Droge) verkaufen wollen und auch nicht weggehen, wenn man „NEIN“ sagt. Die meisten sind Kinder und einige sind wirklich penetrant. Ein kleiner Junge ist und bis zur Bank nachgelaufen und hat auch immer wieder versucht an unsere Taschen zu gehen oder auch in die Hosentaschen zu fassen. Die Wertsachen nahe am Körper zu tragen, war wirklich ein wertvoller Tipp.
Vor der Bank wurden uns erstmal die Kameras abgenommen, weil man in Äthiopien keine staatlichen Gebäude fotografieren darf. Ich glaube wir hatten alle ein mulmiges Gefühl dabei, aber wir hatten ja keine andere Wahl.
In der Bank ging es zu wie in einem Bienenstock. An über 50 Schaltern auf 2 Stockwerken werden Bankgeschäfte abgewickeln und so etwas wie Diskretionsabstand interessiert in Äthiopien anscheinend keinen. Schalter macht auf und eine Meute schwirrt hin und redet durcheinander. Geld wechseln an sich gestaltet sich etwas bürokratisch, weil zunächst die Daten aus dem Pass alle festgehalten werden. Dann erst wird das Geld gewechselt und ausgezahlt. Auf dem Schwarzmarkt geht das wohl einfacher, aber das habe ich mich nicht getraut.
Momentan ist 1€ etwa 23 Birr. Hier mal ein Bild von dem riesigen Batzen Geld den ich für 300 € bekommen habe.
Geldberge... wenn das Euro wären...! |
Nachdem wir das Geld in den Hotelsafe gepackt hatten (ich sags euch, diese Bettelkinder sind wirklich penetrant und schnell! Die gehen an jede Tasche und Hose ran), gingen wir zum Busbahnhof. Es hat etwas gedauert bis wir das Büro von „Selam Busses“ gefunden haben (es liegt versteckt in einem Hinterhof) und unsere Tickets nach Jimma buchen konnten. Umgerechnet hat das ca. 6€ gekostet. Morgen um 5 Uhr ist „CheckIn“ und um halb 6 geht’s los. Ich bin ja mal gespannt, ob das alles wirklich sooo pünktlich ist. Wir haben uns vorsichtshalber für 4.45 Uhr verabredet.
Unser nächster Punkt auf der Liste „To do in Addis“ waren Simkarten. Wir hatten bei der Suche nach „Selam Busses“ ein „Ethiopian wasauchimmer Mobile Company“ Büro entdeckt und wollten uns da SimKarten zulegen. Nachdem wir (wieder) die Cameras abgegeben haben, mussten wir feststellen, dass man für eine SimKarte 2 Passfotos und einen Pass brauchen. Die anderen hatten jetzt nicht so richtig Lust darauf und waren der Ansicht, dass das doch auch einfacher gehen müsste (tut es nicht...!) und so sind wir losgelaufen auf der Suche nach ner Simkarte... Der Konsens war schlussendlich (nachdem wir nach ner halben Stunde und bei gefühlten 100°C eine Ewigkeit ist): lasst uns zu Andrea's Hotel gehen, ihr das Geld geben (ihre Kreditkarte funktioniert irgendwie nicht) und dann weitersehen. Also auf zum Taitu Hotel.
Das hat sich wesentlich schwerer gestaltet als angenommen. Aus welchen Gründen auch immer haben wir gedacht, das Taitu Hotel wäre in der Taitu Street. Das hat in einem 2stündigen Umweg durch die Slums geendet. Das war so als würde man plötzlich durch eine Dokumentation über das Leben in den Slums laufen. Irgendwie surreal, obwohl es direkt vor der eigenen Nase ist, so als ob es erst jetzt wirklich wahr wird, weil man es sieht. Natürlich ist mir klar, dass das im Fernsehen nicht gestellt ist, aber es ist nochmal etwas ganz anderes da durch zu laufen. Insbesondere in einer Gruppe von 4 Weißen. Man wird angestarrt und beobachtet und ich hab mich nicht getraut Menschen zu fotografieren. Ich wollte auch einfach nicht, dass die denken ich bin sensationsgeil oder so. Die Geruchskulisse war teilweise sehr unangenehm. Wir sind an so einer Grube mit Wasser vorbeigelaufen, in der Müll und Exkremente lagen und das hat wirklich bestialisch gestunken.
Wasserloch... |
Andererseits war's auch ganz interessant, was für Berufe man da so am Straßenrad (ohne Werkstatt oder großes Equipment) gesehen hat: mehrere Frauen, die die Wäsche gemacht haben, einen Schreiner, einen Schuster, einen Schneider usw. Vor allem sind die alle mit sehr wenig Mitteln ausgekommen (klar, die haben ja auch nicht mehr) und alles was irgendwie wiederverwertbar ist, wird auch wiederverwendet.
Ein Blick über die Slums |
Faszinierend fand ich auch wie unglaublich viel man auf einem Esel/Bus/Taxi/Kopf transportieren kann.
Als wir nach diesem Umweg endlich (wir sind in der größten Mittagshitze in der prallen Sonne rumgelaufen...) vor dem Hotel standen, haben wir unseren Fehler bemerkt. Besagtes Hotel war nämlich das Sheraton und nicht das Taitu Hotel. Das hat schon ein bisschen genervt...!
Wir haben dann entschieden ein Taxi zum Taitu zu nehmen, aber muss man auch erst eines finden. Taxis gibt es in Addis ja wie Sand am Meer, aber als (weißer) Tourist wird man abgezockt ohne Ende. Das beste was wir finden konnten waren 50 Birr zum Taitu Hotel, was immer noch mehr als das 10fache ist, was ein Einheimischer bezahlt hätte.
Als wir endlich bei Andrea waren, konnten wir uns auch um die Simkarten kümmern. Auch hier im Hotel musste man Fotos abgeben für die Simkarte. „ARGH! ICH HAB'S DOCH GESAGT!“, schoss mir in dem Moment durch den Kopf, aber der Umweg war so eine interessante Erfahrung, dass es sowas von egal war. Mit Simkarte, hätten wir das niemals gesehen.
Nachdem wir gemütlich was gegessen hatten (Injera) und einen kurzen Abstecher ins Internetcafé gemacht haben, wurde es auch schon dunkel. Deshalb haben wir uns noch kurz an die Hotelbar gesetzt und sind dann auch schon auf unsere Zimmer gegangen. Wir müssen morgen ja schließlich um 4 Uhr aufstehen...
ein kleiner Insider für D. |
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