Mittwoch, 18. August 2010

Mein erster eigener Patient

Tag 3 meiner Famulatur, nach der Morgenbesprechung. Der Consultant hat mir Frau X als Patientin zugewiesen. Mir ALLEIN! Das heißt ich muss ihr tägliches Assessment machen, einen Treatmentplan erstellen, alles in ihrer Akte notieren und dann bei der Grand Round vorstellen. Oh my fucking god! Es ist doch erst mein dritter Tag! Ich hab doch erst einmal ein Assessment mitgemacht! AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!
Panik. Naja nicht gerade Panik, aber doch eine Herausforderung. Der Consultant ist nämlich echt in Ordnung, aber ich möchte doch zeigen, dass ich auch was kann. Also auf zur Patientin ins Zimmer, die Physiotherapeutin fragen, was sie so gemacht hat, ob es Fortschritte gibt, die Schwester nach der Nacht fragen und so weiter. Dann die körperliche Untersuchung (meine Güte ist das Stethoskop scheiße…), Beatmungsparameter überprüfen und anfangen alles aufzuschreiben. Eine von den Ärztinnen in meinem Team kommt zu mir in die Box und fragt ob alles klar ist. Ich meine, dass ich soweit alles erledigt habe und ob ich ihr kurz vortragen darf, was ich bei den Rounds (=Visite) sagen würde. Die Ärtzin hört sich also meine kurze Zusammenfassung der Patientin an und auch meine weiteren Therapievorschläge. Sie meint das passt so. Also erstmal in den „Work Room“ (=Arztzimmer) auf einen Kaffee (dort warten wir immer alle, damit wir dann gesammelt zu den Rounds gehen können).
Wir fangen bei Bett 1 an. Das heißt ich bin als letzte dran und der andere Student (studiert in Edinburgh und hat hier grad Blockpraktikum) ist vor mir dran. Arschkarte…!
Denkste. Der Consultant wird weggerufen als Pascal vorstellen soll (der ist natürlich sehr erleichtert) und kommt genau dann zurück als ich präsentieren soll.
Also stelle ich vor. 85 jährige Patientin, kam als Notfall mit einem rupturierten AAA (abdominales Aortenaneurysma), nachdem die OP im März wegen pulmonaler Vorerkrankung nicht durchgeführt wurde. Sie hat die OP gut überstanden, ist seit 7 Uhr früh nicht mehr sediert und ist gerade am Aufwachen.
Weiters gehe ich auf die körperliche Untersuchung und die Beatmung ein, schlage meinen weiteren „course of treatment“ vor, genauso wie eine Empfehlung was die Schmerztherapie angeht.
Während den vollen 10 Minuten, in denen ich die volle Aufmerksamkeit von einem Consultant, 4 Ärzten, einem Clinical Pharmacologist, einem Studenten und der Schwester habe, schlägt mir das Herz bis zum Hals. Der Consultant stellt noch ein paar Fragen, die dazu dienen uns alle noch etwas zu teachen (das ist hier normal). Es kommt ein Sticker mit Unterschrift in die Akte, meine Vorschläge werden so umgesetzt, wie ich mir das gedacht habe. Keine Änderungen. Und ein „very well done!“ vom Consultant.
Nailed it! YES!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen