Freitag, 13. August 2010

Eine kleine Odyssee

Auf dem Weg zum Design Museum hatte es mich ja schonzum Borrough Market verschlagen, aber so schnell gebe ich dann doch nicht auf. Nach der kleinen Abweichung vom Plan, zücke ich also meinen Stadtplan und laufe los. Erstmal ein paar Minuten in die falsche Richtung selbstverständlich. Ich bleibe stehen, als ein etwas speziell gestalteter Totenkopf (siehe Foto) in mein peripheres Blickfeld gelangt.

“Hm, was das wohl sein mag…?“. Keine Ahnung und deshalb: über die Straße und näher ansehen. Das Ding nennt sich „The Old Operating Theatre“, aber bis auf die Eintrittspreise und den Hinweis, dass eine 32-stufige Wendeltreppe nach oben führt, kein näherer Hinweis was das wohl genauer ist. Aber ich bin ja nicht blöd und frage meinen Reiseführer… der genauso planlos ist (ich hab den Eintrag dann 2 Tage später entdeckt…).“Was solls“, denke ich mir, „ich schau mir das einfach mal aus der Nähe an“. Gedacht, getan. Die Wendeltreppe nach oben und ich stehe in einem Raum mit etwas bizarren Souveniers und lauter Medizinbüchern. Es scheint als würde ich mein Studienfach irgendwie anziehen…
Spontan beschließe ich also, mir das Ganze aus der Nähe anzusehen. Das Informationsblatt, klärt mich dann auch auf, was es mit „The Old Operating Theatre“ auf sich hat. Es ist das älteste voll erhaltene OP-Theatre (also ein OP, in dem man zu Lehrzwecken die Operationen beobachten konnte) Europas. Weiter beinhaltet das Museum, das sich übrigens in einer alten Kirche befindet (der OP im Turm, der Rest im Dachboden), eine beachtliche Sammlung an alten medizinischen Instrumenten (schauerlich wie wenig sich in manchen Fächern in den letzten 200 Jahren getan hat!)und Informationen zum Apothekerhandwerk vor ca. 150 Jahren. Alles in allem wirklich interessant, sofern einen das Thema etwas interessiert.


Ein vorsintflutliches Koloskop... Ich bin wirklich froh im 21. Jahrhundert Medizin zu studieren...!

Ein Zervixdilatator... spaetestens jetzt versteht man hoffentlich, warum Gzn niemals mein Fach werden wird...!

Hier noch ein Bild vom Operating Theatre:

Man stelle sich bitte vor: die Ränge voller Medizinstudenten, der Boden von Sägespänen bedeckt (um das Blut aufzusaugen), 4 Männer um den Patienten festzuhalten (zu der Zeit wo das Operating Theatre in Betrieb war, gab es noch keine Narkosen, oder auch nur so etwas wie Desinfektion). Gruselig.
Und wer noch nicht genug hat, hier noch einige Beispiele der Instumente, die ausgestellt sind (die Fotos sind leider nicht besonders gut, weil das Licht relativ schlecht war…)

Nun denn. Nach dieser Exkursion, war das Thema „Design Museum“ noch immer nicht vom Tisch! Daher mache ich mich wieder auf den Weg. Nach etwa einer Stunde Sucherei (ich war kurz vorm Aufgeben!) und diversen Umwegen (ein Kaffee, eine Glasbläserei, diverse Seitengassen, ein weiteres Museum (das ich mir aber nicht mehr angesehen habe), stehe ich endlich vor dem Objekt meiner Begierde. Freude oh Freude! Aber bevor ich reingehe, flacke ich mich vor dem Museum (direkt an der Themse) auf eine Bank und gönne meinen plattgetretenen Füßen eine Pause.

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