Vorneweg: dieser Eintrag hat nichts mit Tattoos oder anderer Körperkunst zu tun, ich bin weiterhin untätowiert, also keine Sorge.
Edinburgh ist eine Festivalstadt und ich habe mir die beste Festivalzeit zum Famulieren ausgesucht. Zeitgleich finden diverse Kulturfestivals (Edinburgh Fringe, Edinburgh Festival, Edinburgh Book Festival) und das Edinburgh Tattoo statt. Zu den erstgenannten werde ich euch später mehr erzählen, nur so viel: man kann hier keinen Schritt durch die Altstadt laufen ohne Flyers in die Hand gedrückt zu bekommen oder eine Truppe von Street Performers zu sehen, von Künstlern angesprochen zu werden oder, oder, oder! Es ist die Hölle los. Ein buntes Treiben, es ist wirklich der Hammer!
Ich hatte kurz vorher realisisert, dass das Tattoo noch stattfindet (hatte gedacht es wäre schon vorbei) und bin ins Ticketbüro gestolpert. Überraschenderweise hatten die sogar noch Restkarten, aber die waren mir definitiv zu teuer. Also habe ich das Spektakel erstmal von meiner Liste gestrichen und wollte zu einem späteren Zeitpunkt nochmal nach Karten schauen. Ich bin ja flexibel.
Achso… ich sollte vielleicht für die Unwissenden kurz erklären was das Edinburgh Tattoo ist. Es handelt sich dabei und eine Art Militärparade. Vor dem Edinburgh Castle werden Tribünen für tausende von Zuschauern errichtet und für 3 Wochen, präsentieren Abend für Abend diverse „Military Marching Bands“ (wer das vernünftig übersetzen kann soll sich melden), Tanztruppen und andere Truppen ihre „Kunst“. Das Ganze gibt es seit 60 Jahren und es wurde eigentlich initiiert um die Moral der Truppen nach dem zweiten Weltkrieg zu stärken.
Wer mich kennt, weiß: nicht so ganz meins, aber wenn man im August in Edinburgh ist und die Chance hat, dann muss man das gesehen haben (und das sage ich nachdem ich dort war).
Soweit sogut, aber ohne Karte wird’s halt doch nichts. Zusammen mit Lydia bin ich, nachdem wir uns gegen die teuren Karten entschieden haben über die Royal Mile geschlendert. Wir haben uns diverse Straßenkünstler angeschaut (von lustig, bis gefährlich und grotesk gibt es echt alles!), sind hoch zum Schloss gelaufen und haben Fotos gemacht. Auf dem Weg zum Castle sind wir einem Typen begegnet, der 3 von den teuren Karten, die wir gerade ausgeschlagen hatten, loswerden wollte. Um halb 9 (Showbeginn um 9), wollte er aber immer noch den vollen Preis haben. Also doch nichts. Nach einer kurzen Fotosession am Castle haben wir beschlossen uns auf den Heimweg zu machen und vorher noch einkaufen zu gehen. Das war wenigstens der Plan. Wir sind aber in eine Frau mit 2 Karten gerannt. Die teuersten, die es zu kaufen gibt. Fragen kann man ja mal. Sie will 30 pro Kopf. Bevor ich zu handeln anfange, höre ich den Akzent und frage woher sie kommt: Österreich. Also gehen die Verhandlungen auf deutsch weiter und wir bezahlen für die beiden Karten 25 Pfund (eigendlicher Preis: 100 Pfund…!). Geniale Spontanaktion!
Wir gehen also gleich zu unseren Plätzen (ihr könnt euch nicht vorstellen wie eng man da sitzt!) und warten gespannt darauf, dass es losgeht. Vorher gibt es aber noch Geburtstagsglückwünsche, Grüße und abwechselndes Nationenwinken (Gibt es hier Leute aus blaaaaaaaa? und es wird eifrig gewinkt. Besonders begeistert sind die Japaner und wollen überhaupt nicht mehr aufhören).
Und dann beginnt die Show, vor einer wirklich imposanten Kulisse: das voll beleuchtete Edinburgh Castle und davor dieser riesige Platz auf dem das Spektakel stattfindet. Es beginnt mit den bekannten Massed Pipes & Drums. Alle in Kilt, mit Trommeln, Dudelsäcken usw. und traditioneller Musik. Wirklich, wirklich cool! Allein deshalb hat es sich schon fast gelohnt.
But there is more to come: von einer polnischen Truppe (irritierenderweise mit Alphörnern und Kuhglocken) und Chilenen, bis zu einer Truppe aus South Carolina. Die sind wirklich aus aller Welt eingeflogen um hier aufzutreten. Die Musik ist teilweise sehr traditionell und manche Truppen nehmen sich auch wirklich sehr, sehr ernst, aber zum Glück sind das nicht alle!
Hier meine persönlichen Highlights:
- Eine Gruppe aus Jordanien. Sehr ernst, aber mit Kilts und Dudelsack. Hat irgendwie nicht so ganz zusammengepasst, war aber dennoch interessant.
- Die New Zealand Army Band: sauwitzig! Zwischendurch hat ein Teil der Truppe den „Tanz der Zuckerfee“ aus Tschaikowskys Nussknacker getanzt und auch sonst haben die sich nicht so ernst genommen.
- Die Gruppe aus England: die haben sich sehr, sehr ernst genommen. Kann natürlich sein, dass es die Royal Genadier and Coldstream Guards waren. Aber sie haben „Let me entertain you“ gespielt.
Da gab es selbstverständlich noch einiges mehr. Besonders die Massed Highland Dancers waren super, aber ich glaube, wer hier noch mitliest, der gibt spätestens dann auf.
Deshalb mache ich es einfach kurz. Mein Fazit: eine zum Teil etwas übersentimental und patriotische Aufführung und musikalisch in ca. 80% der Fälle überhaupt nicht mein DIng, aber auf jeden Fall sehenswert und beeindruckend zu sehen. Wer an günstige Tickets kommen kann (das geht z.B. wenn man früh bucht oder Glück hat wie ich), der sollte sich das unbedingt ansehen! Es gibt auch ein Feuerwerk am Ende ;)
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