Ich komme gerade wirklich kaum zu etwas, weil ich so viel in der Klinik bin. Zehn Stunden am Tag sind eigentlich die Norm. Ich sehe ca. 3 Patienten täglich in der Ambulanz. Was bedeutet, dass ich sie untersuche, dem Oberarzt vorstelle, Untersuchungen auswerte und die Berichte dazu schreibe. Ganz schön viel Arbeit, aber es macht zum Glück Spaß. Die Ärzte sind sehr nett, von einem Choleriker mal abgesehen (aber hey, ich hab ne Famulatur in der Herzchirurgie überlebt, der macht mir definitiv keine Angst!), genau wie das ganze restliche Team. Der Alltag ist stressig, weil wir jeden Tag einen ziemlichen Patientendurchlauf schaffen müssen. Außerdem ist in der Herzinsuffizienzsprechstunde das Herz meistens nicht die einzige Baustelle.
Inzwischen habe ich sogar meine ersten Patienten hospitalisiert. Den Oberarzt anzufunken, zu sagen, dass der Patient dekompensiert ist und hospitalisiert werden muss, ist ungewohnt. Noch viel ungewohnter ist es, dass auf eine solche Aussage meinerseits agiert wird, dass man meinem klinischen Urteil vertraut und mich nicht nur als jemanden der seinen Beitrag leistet sondern als vollwertiges Teammitglied behandelt. Die Tatsache „ich bin in nicht allzulanger Zeit Ärztin“ wird dadurch irgendwie realer. Versteht irgendjemand was ich meine? Es ist etwas anderes ob man einfach nur jemand ist der nur zuarbeitet, was auch bedeutet dass wenn man was verpennt schon jemand anderer das mitbekommen wird oder eben als jemand mit Daseinsberechtigung und entsprechender Verantwortung behandelt wird.
Neben den Herzinsuffizienten werden im Ambulatorium auch die Patienten vor und nach einer Herztransplantation betreut. Nachdem das ja nicht erst seit gestern ein Gebiet ist, das ich sehr spannend finde, ist das natürlich traumhaft. Außerdem finde ich es total spannend zu lernen was konkret alles bei der Nachsorge der Transplantationspatienten zu beachten ist.
Durch meine Zeit bei den Herzchirurgen habe ich ja schon einige gelistete Patienten gesehen, aber das waren eben auch „nur“ diejenigen denen es so schlecht ging, dass sie HU-gelistet im Krankenhaus auf ein Herz gewartet haben. Auch ein Teil der Realität, aber sicherlich nicht das gesamte Spektrum.
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Inzwischen habe ich auch einige sehr junge Patienten mitbekommen, die gelistet werden sollen. Es ist schwer mitanzusehen, wenn ein Anfang 20jähriger mit einer dilatativen Kardiomyopathie zur Tür herein kommt und allein durch den Weg bis zum Stuhl im Untersuchungszimmer derart angestrengt ist, dass er kaum noch sprechen kann. Aber auch die Fragen mit denen man konfrontiert wird sind spannend. Neben den üblichen Fragen zur Listung, zu den Maßnahmen, die nach einer Transplantation notwendig sind, stellen sich bei jungen Patienten auch Fragen nach Familienplanung, Berufswahl und Transplantatversagen. Ein transplantiertes Herz ist ja auch keine Lösung für die Ewigkeit. Mit etwas Glück für viele Jahre, aber nach 15 - 20 (wenn‘s gut läuft auch 25 und mehr Jahre), aber bei einem 20jährigen Patienten, heißt das ja dann trotzdem, dass er mit allerallerspätestens 45 ein neues Herz bräuchte. Keine einfachen Gespräche, kann ich da nur sagen - für mich aber sehr lehrreich. Ich muss aber auch sagen, dass ich recht froh bin, diese Gespräche momentan noch nicht führen zu müssen.
Zwischenfazit: Der Job ist zeitintensiv und ich verbringe zusätzlich sehr viel Zeit damit Dinge nachzulesen. Dadurch lerne ich aber eine ganze Menge. Je mehr ich sehe und mache, desto mehr Spaß macht mir die Kardiologie und ich muss sagen, so langsam wird sie zur echten Alternative zur Anästhesie. Wo das wohl endet??
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