Montag, 16. April 2012

16.04.2012 - Sächsilüüte

Heute haben wir alle in der Kardioambulanz mal eben so einen halben Tag frei bekommen. Warum? Weil heute ein Schneemann verbrannt wird.

Um das hier gerade mal etwas genauer zu erklären. Heute ist Sächsilüüte (=Sechseläuten), ein jahrhundertealter Brauch hier in Zürich. An diesem Tag (ursprünglich die Frühjahrs Tag-und-Nacht-Gleiche) läutet zum ersten Mal im Jahr die Feierarbendglocke um 18 Uhr (nicht wie im Winter um 17 Uhr) und markiert so den Beginn des Frühjahrs.
Unabhängig davon wurden schon damals am selben Tag in Zürich Schneemänner verbrannt um den Winter auszutreiben. Im 19. Jahrhundert beschloss man dann, dass man die beiden Bräuche auch „zusammenlegen“ könnte und so entstand der Brauch in seiner heutigen Form.

Am Nachmittag beginnt es mit dem Zug der Zünfte. Die Zünfte der Stadt Zürich und das Gastkanton ziehen in ihren Trachten einmal quer durch die Stadt. Ich kann mir vorstellen, dass das bei schönen Wetter ganz nett ist, aber leider ist das Wetter heute saumäßig. Es regnet in Strömen und es ist kalt.
Da sind die Süßigkeiten die die meisten Zünfte in die Menge werfen nur ein kleiner Trost. Die Fischer und Bäcker wollen wohl besonders originell sein, jedenfalls werfen sie mit Fischen (ja, echten Fischen!) und Semmeln durch die Gegend. Auch das funktioniert bei gutem Wetter bestimmt besser. ;)
Zug der Zünfte

Aber alles in allem ist der Zug der Zünfte jedenfalls ganz witzig. Davon abgesehen, dass die alten Trachten sehr interessant anzusehen sind, ist es auch sehr amüsant zu sehen, wie die Zünfte so auftreten. Zum Teil mit Kutschen oder hoch zu Ross. Andere tragen Schwäne durch die Gegend. Am besten haben mir aber die Kaufleute gefallen. Sie sind tatsächlich in arabischen Gewändern und mit Kamelen durch die Stadt gezogen.
kein besonders gutes Foto, aber der Kamelbeweis muss sein!

Ganz nach schweizerischer Pünktlichkeit wird der Böögg um Punkt 18 Uhr verbrannt. Und schweizerische Pünktlichkeit bedeutet in dem Falle auch, dass keine Rücksicht darauf genommen wird, ob nun alle Zünfte am Sechseläutenplatz angekommen sind oder nicht.

Der Böögg steht auf einem ca. 10 Meter hohen Scheiterhaufen - sehr beeindruckend - und sieht tatsächlich aus wie ein Schneemann.
Trotz des Sauwetters heute, sind einige tausend Menschen gekommen. Mir wurde jedoch versichert, dass es bei gutem Wetter noch sehr viel mehr sind.
möge der Böögg brennen!

Der Platz ist aber wirklich voll genug. Schon beim Umzug war es ein Ding der Unmöglichkeit vernünftige Fotos zu machen, aber hier wurde es noch schwieriger.
Der Scheiterhaufen jedenfalls geht sofort in Flammen auf und brennt munter vor sich hin. Schnell fängt auch der Böögg Feuer und verbrennt. Amüsanterweise, war nach ungefähr 4 Minuten der ganze Schneemann verbrannt, nur das entscheidende - die Explosion des Kopfes - ließ auf sich warten. Und so stehen wir alle im Regen und warten geschlagene 8 Minuten auf den Knall, der sagt dass der Winter offiziell ausgetrieben ist.

12 Minuten und 7 Sekunden dauert es und dann ist der Jubel groß. Ich finde 12 Minuten ja relativ lang, aber die Zürcher sind zufrieden mit dem Ergebnis und erwarten einen guten Sommer. Ich bin gespannt ob es einer wird… zum Grillen war es heute jedenfalls definitiv viel zu nass und zu kalt.

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