Montag, 2. März 2009

Sightseeing in Hamburg - Teil 1

Letztes Wochenende hatte ich endlich mal Zeit zum Sightseeing. Am Samstag musste ich erstmal mein Zimmer aufräumen und Wäsche waschen, aber dann bin ich ab in die Stadt. Nachdem ich es erfolgreich geschafft hatte die ganze Woche nur in Medizinbüchern zu lesen, hatte ich natürlich keinen Plan was ich machen wollte. Also bin ich erstmal ins Zentrum gefahren und hab mich mit meinem Reiseführer in ein Kaffee gesetzt. Dort hab ich erstmal das Kapitel über die Altstadt gelesen und beschlossen eine Runde spazieren zu gehen. Dieses Vorhaben wurde durch die Tatsache, dass ich mich in der Mönckebergstraße (=große Einkaufstraße in HH) befand, etwas behindert... Nun ja... zwei Paar Ohrring, 10 Briefmarken und Postkarten und etwas Bastelkram (Perlenzeugs und Flauschestoff) später war ich dann am Rathaus. Es wird ja gesagt, dass der Rathausplatz vom Markusplatz in Venedig inspiriert wurde. Ich muss sagen, es besteht eine gewisse Ähnlichkeit, aber auch nur, wenn man an einem ganz bestimmten Punkt steht. Nach einer kleinen Fotosession am Rathaus bin ich ins Bucerius Kunst Forum, wo es momentan eine Matisse-Ausstellung zu sehen gibt. Nachdem ich eines der letzten Schließfächer ergattert hatte (juhu, keine 20 Minuten in der Schlange für die Garderobe) und mir ein Ticket gekauft hatte (5€, echt in Ordnung für so eine Ausstellung) konnte es endlich losgehen. Dachte ich wenigstens, bis mich ein älterer Aufseher auf die Größer meiner Handtasche ansprach... Nach der kurzen Diskussion mit dem Aufseher ob meine Tasche nun genau A4 Format hat oder nicht (ok, sie ist zugegebenermaßen größer... aber ich lass meine Wertsachen nicht in einem Spind ohne Aufsicht...) konnte es WIRKLICH losgehen (ich hab mich mitten in der Diskussion einfach umgedreht und bin gegangen... die Masche ist immer wieder gut, wenn man solche Leute loswerden will (klappt auch bei unerwünschten Anmachen btw)). Mal davon abgesehen, dass besagter Aufseher mir die ganze Zeit „unauffällig“ an den Fersen klebte, war die Ausstellung wirklich super. (und im Ernst: von den Bildern hätte eh keins in meine Handtasche gepasst...). Es handelt sich bei der Ausstellung um eine Sammlung von Portraits von Matisse. Das Ganze ist recht interessant zusammengestellt: es folgt sozusagen den Phasen in denen Matisse verschiedene Modelle portraitiert hat. Matisse war ja der Ansicht, dass er mit einem Modell so lange zusammenarbeiten muss bis er im Stande ist sie aus seinem Gedächtnis zu portraitieren. Da stand ein sehr schönes Zitat von ihm an der Wand in der Ausstellung, allerdings fällt es mir nicht mehr ein und ich kann es dummerweise auch im Internet nirgendwo finden ☹. Wie auch immer, die Bilder sind gut gewählt, man kann den Werdegang sehr gut verfolgen und sie sind schlicht uns einfach sehr ausdrucksstark (was nicht so einfach zu erreichen ist bei einem Portrait). Interessant ist auch, dass man noch Hintergrundinformationen zu den portraitierten Personen bekommt, die ihre persönliche Beziehung zu Matisse erklären. Prädikat: sehenswert. Nachdem es als ich aus der Ausstellung kam geregnet hat wie aus Kübeln habe ich spontan beschlossen, dass es für einen Tag reicht und ich nach Hause gehen sollte. Ich hab dann noch etwas gelesen und bin dann ins Bett.
Sonntag. Ich bin (meinem Vorsatz gemäß) früh(er) aufgestanden, hab mich fertig gemacht und bin dann ab zur nächsten Touribushaltestelle und hab mir die Touri-Stadtrundfahrt gegönnt. Das ist schlichtweg die schnellste Methode sich einen groben Überblick darüber zu verschaffen was es in einer Stadt zu sehen gibt. Die Rundfahrt war soweit auch recht informativ und der Live-Guide war auch recht lustig (nun ja... bis auf die Tatsache, dass er den selben Witz auf einer Fahrt 6 mal wiederholt hat *hust*).

Nach der Stadtrundfahrt habe ich mich von den Landungsbrücken aus in die Speicherstadt begeben. Erstmal habe ich mich vor dem Dungeon (ich muss der Tradition folgen ^^) in die Schlange gestellt (super Timing! hab nur ne halbe Stunde gewartet (für die Unwissenden: für den Dungeon (egal wo) wartet man bisweilen (auch im Winter) bis zu 1,5 Stunden)). Die Leute die nach mir kamen hatten nicht mehr so viel Glück. Die mussten über eine Stunde warten. Als es dann endlich losgehen konnte, wurde ich mit 34 anderen Leuten und einem Schausteller in einen Raum gepfercht (der Schausteller war ja ganz niedlich... nun ja... die Seite von seinem Gesicht die nicht in Fetzen runterhing jedenfalls ^^) und der werte Herr hat sich erstmal dran gemacht ein Kind namens Bjane (kein Plan ob das jetzt ein Mädchen oder ein Junge war) zu triezen. Es endete jedenfalls damit, dass das Kind allein in einen dunklen Gang gehen sollte und heulend zu seiner Mama wollte *g*. Eigentlich war die ganze Szene ja recht witzig, weil er uns erst angewiesen hat „niemals als erster durch eine Tür zu gehen. Dafür ist ja Bjane da!“ und dann kam noch der Hinweis „auch niemals als letzter durch eine Tür zu gehen. Aber wenn Bjane noch verwertbar sei, könne man ihn/sie (er war sich beim Geschlecht wohl auch nicht so sicher...) in dem Fall ja zurückreichen und auch dafür verwenden“. Die Begeisterung des Kindes konnte man dann sehen, als er/sie als erstes durch eine Tür gehen sollte sehen. Nach einem kleinen Abstecher in die Folterkammer, wo ich von dem „Foltermeister“ sogleich als „Kollegin“ identifiziert wurde, weil ich wusste wie so ein Foltergerät funktioniert mit dem man Leuten im Mittelalter die Zunge herausgerissen hat... (eigentlich ist es doch völlig logisch dass das Ding heiß sein muss, damit das klappt... die Bezeichnung als „Kollegin“ fand ich daher doch etwas überqualifiziert...), ging es vor’s Gericht wo ich prompt als Hexe verurteilt wurde (das passiert mir ständig... warum bloß???). Von dort aus ging es ins Laboratorium wo eine „Leiche“ auf dem Tisch lag. Nun ja... die kleine (etwa 8) neben mir war davon irgendwie doch etwas beängstigt, aber meine Aussage, dass sie keine Angst haben solle, weil ne echte Leiche anders aussieht, hat sie nicht wirklich beruhigt. (Die Mutter ist mir ihrer Tochter dann ein Stück weiter weg gerutscht...). Vom dann erscheinenden Studiosus haben wir einige Informationen über die Pest erhalten (beängstigenderweise hätte ich den Vortrag durch einige wesentliche mikrobiologische Fakten ergänzen können...). Lustigerweise hat er nach den Erstsymptomen gefragt, die ich (alle anderen haben irgendwie nichts gesagt und der hat doch drauf gewartet, dass ihm jemand einen Einstieg bietet... → Mitleid meinerseits...) ihm dann irgendwann auch gesagt habe. Dummerweise war die Liste so vollständig, dass er erstmal leicht aus dem Konzept gebracht wurde. Als er den Faden wieder gefunden hatte, war’s aber doch noch ganz witzig. An dem großen Brand von Hamburg 1842 vorbei, ging’s ab zu Störtebeker (ein Pirat der der Hanse den Kampf angesagt hatte und sein Unwesen trieb bis er überlistet und hingerichtet wurde), der von uns „befreit“ werden sollte. Nachdem unser Schlachtruf „Nöööööö“ war und das Piratenlied („Wir kommen aus dem Norden – Wir saufen und wir morden – wir waschen uns NIEEEE – Piraterieeeeee!!) mit dem Enthusiasmus eines Altenheims auf Valium gesungen wurde, war die Mission nicht von Erfolg gekrönt. Schlussendlich wurden wir dann noch gehängt, bevor wir wieder in die Freiheit entlassen wurden. Alles in allem ne ganz lustige Sache. Natürlich nichts wahnsinnig pädagogisch wertvolles, aber es hat Spaß gemacht. Nachdem alle anderen Museen in der Speicherstadt nur noch kurz geöffnet hatten, habe ich kurzerhand beschlossen ins Miniatur Wunderland zu gehen. Wem der Name nichts sagt: das ist die größte Modelleisenbahn der Welt. Natürlich war auch hier wieder Schlange stehen angesagt. Allerdings kann ich mir wirklich schlimmeres vorstellen als dort in der Schlange zu stehen: man wird mit Süßigkeiten und Getränken (gratis!) versorgt bis man seine Karte hat und dann geht’s in die Ausstellung und die ist die perfekte Welt für große und kleine Kinder. Auf 1100 m2 sind hier Modelleisenbahnlandschaften in mühevoller Kleinarbeit entstanden. Es ist wirklich der Wahnsinn was die Leute, die das ganze bauen hier geleistet haben. Man kommt aus dem Staunen wirklich kaum noch heraus. Es gibt überall was zu entdecken und man kann sich wirklich die Finger wund knipsen. Besonders putzig fand ich, dass sogar „Minispinde“ mit Ladegeräten für Handys und Digicams zur Verfügung gestellt wurden. Am lustigsten anzusehen sind allerdings die Besucher. Das sind einmal die Familien mit Kindern, wo Papa und Sohn am meisten Spaß an der Sache haben, dann sind da die Touris, die das einfach nur von ihrer Liste streichen wollen und dann sind da noch die Männer, ledig, Mitte 30 ohne Kinder, aber mit Riesenkameras, die knipsen wie blöd. Die beste Show von allem sind aber die Knöpfchen. Es gibt da so Knöpfchen, auf die man drücken kann, wo dann irgendwas irgendwo in der Landschaft passiert. Eben diese Knöpfchen sind das Objekt der Begierde eines jeden Besuchers, insbesondere aber der Männer, Mitte 30 ohne Tarnkind. Das ist wirklich göttlich anzusehen, wie die da stehen und wie die Geier darauf warten, dass das Lämpchen wieder grün leuchtet, damit sie das Knöpfchen drücken können und irgendwo in der Landschaft irgendwelche Lichter angehen (wahlweise auch: ein Auto anfängt zu fahren, irgend ein Lift sich bewegt oder ähnlich banale Sachen). Dummerweise war es etwas voll aber ich kann den Besuch des Miniatur Wunderlandes nur empfehlen. Es ist Balsam für das innere Kind. So. Teil 2 in Sachen Sightseeing gibt es dann irgendwann diese Woche, wenn ich mir was Neues angesehen habe. Ich hatte diese Woche in meiner Famulatur viel zu tun, sodass hauptsächlich Entspannung angesagt war.



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